Theo
mit Fischstäbchen.
Spaß macht ihm mittlerweile das Flötenspiel. »Er braucht jemanden, der ihm beim Üben den Takt angibt«, hatte die Lehrerin vor einigen Wochen angemerkt. Das macht jetzt Theos Opa, überaus erfolgreich übrigens. Vorerst ist die Anwesenheit des Großvaters bei den Flötenstunden in der Volkshochschule aber noch nicht erforderlich.
In der Freizeit spielt Theo am liebsten – richtig. Was soll sich daran geändert haben? Einmal Fußball, immer Fußball. Mit dem SC Mauerbach blickt der Mittelfeldtank, der Mann mit der Nummer 6 der U-9 (unter neun Jahre), auf eine erfolgreiche Saison zurück.
Am Anfang schienen Theos Mauerbacher unbezwingbar zu sein. 7 : 1 gegen die trägen Tulbinger, 8 : 2 gegen die laschen Langenleberner. Der dritte Gegner hieß St. Andrä, jenes St. Andrä, welches gegen Langenlebern0 : 11 untergegangen war. Theo wollte erst gar nicht antreten. Seine vernichtende Schlussrechnung: Wenn Mauerbach gegen Langenlebern 8 : 2 gewinnt und Langenlebern St. Andrä mit 11 : 0 abfertigt, dann wird Mauerbach gegen St. Andrä exakt mit 19 : 2 erfolgreich sein. – Tatsächlich mussten sich die etwas überheblich agierenden Mauerbacher mit einem Remis zufriedengeben, das Spiel endete 3 : 3. Theos Beschwerde bei der FIFA ist anhängig.
Vom Fußballplatz rührt auch Theos Naheverhältnis zum guten Wiener Kabarett her. Teamkollege M., der später Profifußballer werden soll, hat einmal im eigenen Strafraum unnötig einen Ball verloren. Daraufhin schrie M.s emotionalisierte Mama mit überschlagender Stimme vom Zuschauerrang aufs Spielfeld: »Heast, wennst des no amoi mochst, dann schick’ i di töpfern!« Das ist einer von Theos Lieblingssätzen. Manchmal zitiert er ihn fünfmal pro Stunde.
Neben Fußball und guter Literatur (»Die drei Fragezeichen«, »Fünf Freunde«, »Alfred der Bär und Samuel der Hund steigen aus dem Pappkarton«) zählt auch schönes Reisen zu seinen Hobbys. In den Semesterferien war Ski fahren angesagt, und zwar in … (Darf ich nicht verraten, Datenschutz, Theo ist diesmal besonders streng.) »Schreib einfach ›in Österreich‹«, rät er mir. Im Sommer war er zwei Wochen in Kroatien baden. Angeblich hat er dort auch einige Abenteuer erlebt. Verraten will er sie uns nicht …
Theos Zahlenverliebtheit beschränkt sich übrigensnicht nur aufs Rechnen und Studieren von Fußballtabellen, sie hat auch einiges mit Geld zu tun. »Er ist ein bissl ein Dagobert Duck«, verrät seine Mama. »Er hat schon mehr als 900 Euro zusammengespart.« Theo präzisiert: »930 Euro! 105 daheim, 824,86 am Sparbuch.« Sein Blick wird ernst: »Aber da sind erst drei Euro Zinsen drauf.«
Theo kann gar nicht früh genug beginnen, Geld zu verdienen. Werktags täglich um fünf vor sieben geht es los, da fängt das »Guten-Morgen-Spiel« an. Bis halb acht müssen sieben Tätigkeiten durchgeführt sein. Für Waschen, Zähneputzen, Haarebürsten, Anziehen, Bettmachen, Pyjamazusammenlegen und Frühstücken innerhalb der Zeit wird je ein Punkt vergeben. Insgesamt kann Theo 35 Punkte pro Woche erreichen. Schafft er die 30-Punkte-Hürde, gibt es einen Euro Trinkgeld. Das ergibt immerhin 4,50 Euro im Monat. Besser als nichts. Manche Menschen müssen täglich aufstehen und Zähne putzen und kriegen angeblich überhaupt nichts dafür.
Den Weihnachtsabend wird Theo diesmal im wunderschönen und vermutlich tief verschneiten Waldviertel verbringen. (Bei Tante Lisi und Onkel Dani, wenn Sie’s genau wissen wollen.) Eventuell steht vorher ein Ausflug auf die Burgruine Schauenstein auf dem Programm. Bei Theos letztem Besuch im Sommer hat er an Ort und Stelle legendär gefragt: »Tante Lisi, wie alt ist die Burg? So alt wie du?« (Die Burg ist aus dem 12. Jahrhundert.)
Was das Christkind betrifft, hat es schon im März ein paar Abschiedstränen gegeben. Das wird Theo jetzt zwar nicht gerne lesen, aber das Gespräch verlief etwa so. Theo: »Papa, gibt’s das Christkind überhaupt?« Papa: »Jjjja, also na ja, also eigentlich nein.« Theo: »Ich hab’s vermutet.« Papa: »Einmal musst du’s ja erfahren.« Theo: »Dann gibt’s wahrscheinlich den Osterhasen und den Nikolaus auch nicht.« Papa: »Bist du sehr enttäuscht?« Theo: »Nein.« (Dann kamen die Tränen.) Theo (zornig): »Ihr habt’s mich die ganze Zeit an der Nase herumgeführt, euch glaub ich nichts mehr!« Papa: »Wir haben’s damals auch geglaubt, als wir noch klein waren.« Theo: »Was kann ich da dafür?« –
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