Theodor: Im Zeichen des Bösen (German Edition)
herum.
Diese Situation nutzte Wesley geschickt aus. Er machte einen Satz vorwärts und riss dabei den Lauf empor. Entsetzt starrte sie Wesley an, der ihr mit voller Wucht die Schrotflinte entriss, bevor sie noch abdrücken konnte.
Auf einmal blitzte ein Messer in ihrer Hand, mit dem sie sich auf Wesley stürzte. Das war für Henriece der Moment einzuschreiten. Wie ein Tier, das sich auf die Beute stürzt, hechtete er auf sie, packte mit beiden Händen ihren Arm und riss ihn ruckartig nach unten. Mit einem Aufschrei ließ sie das Messer fallen, stolperte vorwärts, konnte sich aber dann gerade noch fangen.
Noch ehe Henriece es aber verhindern konnte, hielt Wesley ihr den Lauf gegen den Kopf und drückte ab. Der Schuss hallte, dumpf fiel ihr Körper zu Boden, zuckte noch mehrere Male und blieb regungslos liegen. Blut verteilte sich auf dem Steinboden.
Entgeistert starrte Henriece ihn an. „WARUM HAST DU DAS GETAN?“, brüllte er aus Leibeskräften.
Wesley senkte den Lauf auf die Erde, wischte sich mit der Hand über das schweißnasse Gesicht und sagte nichts.
Mit geschlitzten Augen sah er Wesley an.
„Du hattest Angst, dass sie etwas verraten kann. Du wolltest nicht, dass ich erfahre, dass auch du –“
„JA, VERDAMMT!“, schrie Wesley außer sich, riss sein Hemd auseinander, sodass Henriece seine nackte Brust sehen konnte. Das Zeichen befand sich auch unter seiner linken Brust!
„Ich schwöre, dass ich nichts damit zu tun habe“, beteuerte Wesley eindringlich. „Es liegt auch schon viel zu lange zurück. Ich kann mich nicht einmal mehr richtig daran erinnern.“
Henriece betrachtete die Narben, die schon viele Jahre alt sein mussten.
„Ich will es wissen“, forderte er ihn auf und sah ihn mit einem Blick an, der keinen Widerspruch duldet. „Alles!“, setzte er noch in scharfem Ton hinzu.
„Mein Gott“, stöhnte Wesley. „Das ist nun schon fast fünfundzwanzig Jahre her. Es war damals reine Dummheit. Nur eine jugendliche Dummheit.“
„Was hatte sie damit zu tun?“, wollte Henriece daraufhin wissen. Einen Blick auf March ersparte er sich.
„Sie hat uns dabei erwischt, wie wir uns dieses Zeichen eingeritzt haben. Mehr hatte sie damit nicht zu tun.“
„Und deshalb hast du sie umgebracht? Das nehme ich dir nicht ab. Da muss mehr dahinter stecken. Und wer waren die anderen? Du sagtest: uns.“
Nervös wischte sich Wesley immer wieder übers nasse Gesicht.
„Es ist nicht so, wie du vielleicht denkst.“ Wesley musste sich beherrschen. Henriece fühlte seine Unsicherheit – und seine Angst!
„Im Grunde genommen weiß ich genauso viel wie du – nicht mehr, eher weniger“, fügte Wesley dann hinzu.
„Wer war es, der es dir eingeritzt hat?“, blieb Henriece hartnäckig. „Es ist vielleicht wichtiger, als alles andere, was wir seither wissen.“ Sein Blick haftete auf seinem Gesicht fest. „Wer?“, drängte er nach einer Antwort.
„Ich schwöre dir, ich habe mit der ganzen Sache nichts zu tun. Ich weiß nichts. Verdammt noch mal, ich wollte auch nie etwas davon wissen...“
„Warum deckst du ihn dann? Warum sagst du mir nicht, was wirklich geschah? Wer ist Scarliet? WER?“
Wesley senkte seinen Blick auf den blutigen Boden, wischte sich noch einige Male über das Gesicht und sah ihn wieder an.
„Gut“, sagte er dann. „Du sollst erfahren, was geschehen ist. Ich bezweifle aber, dass es uns weiter bringt.“
„Ich höre“, sagte Henriece nur.
„Ich war fünfzehn, vielleicht sechzehn“, begann Wesley mit leiser Stimme. „Damals wohnte ich noch in Melbourn, war aber sehr oft hier. Wir waren eine Clique neugieriger Jungs. Noah Scotus, Christoph Larsen und ich – wir haben dasselbe gemacht, was du gemacht hast. Wir spielten mit dem Jenseits. Eines Tages hatten wir Kontakt zu einem Wesen, das unser Leben nachhaltig beeinflusst hat und plötzlich kam Christoph mit diesem Zeichen daher. Wir dachten uns nichts dabei – oder besser gesagt, wir fühlten uns erhaben, als wir uns dieses Zeichen unter die Brust geritzt haben. Wir taten es heimlich und bemerkten nicht, dass wir von Sally beobachtet wurden. Sally war in unserem Alter. Sie hat Christoph und mich dann Tage später darauf angesprochen und dazu genötigt, ihr das Zeichen ebenfalls unter die Brust zu ritzen. March hatte uns dabei erwischt. Sie rastete total aus und wir mussten auf unser Leben schwören, niemals mit jemanden darüber zu sprechen. Von da an war Sally mit in unserem Kreis. Im Laufe der Zeit verlor sich
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