Theodor: Im Zeichen des Bösen (German Edition)
Aufregung spiegelte sich in seinen Augen wider; die Beherrschung fiel ihm äußerst schwer.
„Haben Sie Schmerzen?“, lenkte Wesley seine Aufmerksamkeit auf sich, wobei seine Augen zwischen Helen und Bill hin und her schweiften. In seinem Blickwinkel bemerkte er, wie Arnold ununterbrochen auf Chrissie starrte. Sein Freund dagegen stand am Fenster und schien von all dem keine Notiz nehmen zu wollen.
„Sie sind Arzt“, erwiderte Bill, ohne die Frage zu beantworten. „Haben Sie meinen besten Dank für ihre Hilfe.“
„Danken Sie ihm“, wehrte Wesley ab und zeigte auf Chrissies Vater.
„Können Sie mir verdammt noch mal sagen, was hier gespielt wird?“ Auffordernd sah er Wesley dabei an. Mit beiden Händen stützte dieser sich an der Schreibtischkante ab, wobei sein Blick zwischen Bill, Arnold und Ron hin und her wanderte.
„Tut mir leid“, kam es kopfschüttelnd zurück. „Ich kann Ihnen nichts Genaues sagen. Nur das eine –“, wieder blickte er auf Arnold und dann auf Ron.
„Und das wäre?“, wollte Bill wissen, nachdem Wesley eine Weile nichts mehr sagte.
Doc Wesley atmete tief durch. „Wir sind vermutlich die Einzigen, die es nicht haben“, gab er zur Antwort.
Helen horchte auf, Bill sah ihn verständnislos an. „Was – nicht – haben?“, fragte er langsam.
Wesley versuchte ruhig zu bleiben, einen gelassenen Eindruck von sich zu geben. Was sollte er nur sagen? Seine Virus-Theorie? Oder Rons Geistergeschichte? Die Ursache einem Virus zuzuschreiben war vielleicht verständlicher, als es überirdischen Machenschaften anzuhängen. Abermals atmete er tief durch.
Bill griff in die Innentasche seiner Jacke. „Sie können mir vertrauen“, sagte er und schaute Wesley dabei mit kirschgroßen Augen an. „Ich bin Kriminalbeamter.“ Bill streckte ihm seinen Ausweis entgegen. „Meine Frau ist stellvertretende Staatsanwältin. Eigentlich wollten wir hier unsere Flitterwochen verbringen – nur unsere Flitterwochen, mehr nicht!“
Kurz warf Wesley einen Blick auf den Ausweis. Es schien ihn zu beruhigen, dass Bill bei der Kripo arbeitete, aber auch das änderte nun mal nichts an der Tatsache.
Rons Aufmerksamkeit erwachte schlagartig. Jetzt fiel ihm wieder ein, wo er Bill schon einmal gesehen hatte. Auf einem Zeitungsbild, das vor nicht allzu langer Zeit auf dem Titelblatt der Melbourn-Message erschienen war. Sein Vater erwähnte noch, dass er ein entfernter Bekannter von Bill Tanner sei.
„Sagen Sie es ihm“, forderte Ron ihn plötzlich auf. Seine Stimme klang rau. „Sagen Sie ihm, was in Harbourn tatsächlich geschehen ist!“, verlangte er hartnäckig.
Nervös rieb er sich mit dem Handrücken die linke Brusthälfte.
Arnold starrte ihn mit aufgerissenen Augen an. Wesley schüttelte langsam seinen Kopf. „Deine Theorie ist nicht beweisbar“, versuchte er abzulenken. „Ich glaube nach wie vor, dass es sich um einen Virus handelt. Ein Virus, der die Psyche des Menschen verändert. Ein Virus, der langsam, aber beständig die Persönlichkeit des Menschen zerstört, ihn isoliert. Das momentane Stadium ist, dass jeder sich angegriffen fühlt. Jeder sieht in seinem Gegenüber einen Feind, den er zu vernichten trachtet.“ Wesley sah von einem zum anderen. „Ein Virus“, sprach er weiter, „der uns entweder noch nicht befallen hat, oder gegen den wir glücklicherweise Abwehrstoffe besitzen.“
„Ein Virus“, erwiderte Ron verächtlich. „Ich hätte sogar den richtigen Namen für Ihren Virus.“ Mit zusammengekniffenen Augen musterte er Doc Wesley. „Nennen Sie ihn Theodor“, sagte er leise. „Einfach nur Theodor.“
Helen ließ ihren Blick auf Ron ruhen. Sie hatte Schmerzen in der Schulter und sie kämpfte gegen das traumatische Erlebnis. Aber sie war stark, sehr stark!
„Theodor“, sprach sie den Namen aus, ohne Ron dabei aus den Augen zu lassen. „Wer oder was ist Theodor?“ Alle blickten sie auf Ron. Wesley wäre es lieber gewesen, Ron hätte nichts darüber erwähnt. Ebenso Arnold, der sich w ütend Helen zu wandte.
„Das ist Quatsch“, stieß er hervor. „Absoluter Quatsch! Ron meint, dass irgendein Geist was damit zu tun hat. Ein Geist – verstehen Sie?“
Trotz der ernsten Lage konnte sich Bill ein Lächeln nicht verkneifen. „Ich glaube, dass die Theorie von Dr. Wesley eher zutrifft.“
„Es ist nur eine Theorie“, sagte Doc Wesley nachdenklich. „Bei einzelnen Menschen wäre es durchaus denkbar, dass ein nervlicher Zusammenbruch diese Auswirkungen hervorrufen
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