Theodor: Im Zeichen des Bösen (German Edition)
Brusthälfte – als würde es ihn jucken.
„Alles klar?“, fragte Bill ihn daraufhin. Ihm war das Kratzen längst schon aufgefallen.
„Nervös“, sagte Ron. „Es passiert zu viel.“
„Angst?“
„Nein – die ist überwunden.“ Ron sah ihn prüfend an. „Sind Sie schon lange bei der Kripo?“, fragte er ihn unvermittelt.
„Hm... Schon seit fünfzehn Jahren. Warum fragst du?“
„Och, nur so. Ich hab Sie, glaub ich mal, in der Zeitung gesehen.“
„Das kann schon sein“, erwiderte Bill lächelnd. „Dich aber kenne ich nicht. Du musst ein anständiger sein...“
„Mit dem Gesetz habe ich noch nie etwas zu tun gehabt.“ Ron lächelte ebenfalls. „Soll auch so bleiben.“
„Das vorhin, Ron – ich darf doch Ron zu dir sagen – oder?“
„Aber immer doch.“
„Bill – ich bin Bill.“ Er streckte Ron seine Rechte entgegen. „Das vorhin, das tut mir wirklich leid. Willst du mir darüber erzählen?“
„Hm“, tat Ron. „Eigentlich ist es Blödsinn. Wenn ich so darüber nachdenke, hat Mr. Wesley sicherlich recht.“
„Trotzdem“, ließ Bill nicht locker. „Alles kann eine Spur sein.“
„Na gut. Schaden kann‘s nicht, wenn du es weißt.“
„Ich bin gespannt.“
„Wir haben hier in Harbourn unser Abschlussfest gefeiert“, begann Ron. „Am letzten Abend – wir waren zu fünft – machte einer mit uns Gläserrücken. Dabei haben wir Kontakt zu einem Geist aufgenommen. Daher hat Arnold seine Verletzung an der linken Hand.“
„Ihr habt was?“ Bill musste lächeln.
„Na, Kontakt mit einem Geist.“ Ron sah in mit zusammengezogenen Augenbrauen an. „Seither ist das so – dachte ich zumindest.“
„Ein – Geist“, wiederholte Bill. „Du dachtest, ein Geist hat diese Menschen hier verhext?“
„Lach nicht“, entfuhr es Ron. „Es war einer da! Es war eiskalt. Die Fensterläden klapperten, der Vorhang wehte hin und her. Ich hab es mit meinen eigenen Augen gesehen.“
„Und Arnold? Wie kam er zu der Wunde? Hat er mit ihm –“
„Das Glas hat sich gedreht. Ganz von allein. Als Arnold es festhalten wollte, zersprang es in seiner Hand.“
„Und das ist wirklich passiert? Hattet ihr Alkohol?“
„Ja, hatten wir. Bis auf den Spanier. Der trinkt nicht so viel.“
„Der – Spanier.“ Bill sah ihn merkwürdig an.
„Ich wusste es doch“, kam es prompt zurück. „Du glaubst mir nicht. Ist ja auch nicht zu glauben. Daher ist Mr. Wesleys Vermutung mit Sicherheit die richtigere.“
„Ja, ich gebe zu, es fällt mir schwer das zu glauben“, erwiderte Bill. „Ich habe schon so vieles erlebt. Mir ist schon so vieles erzählt worden. Die unglaublichsten Geschichten stellten sich am Ende immer als raffiniertes Spiel heraus.“
„Vielleicht hat Arnold ja recht“, murmelte Ron.
„Wobei?“
„Indem er sagt, dass der Spanier eine Show abgezogen hat.“
„Der Spanier – wie heißt er denn?“
„Henriece Sancés.“
„Sancés“, wiederholte Bill leise, als hätte er den Namen schon einmal irgendwo gehört.
Das Hotel war nicht mehr weit. Schon sahen sie es zwischen den Häusern hindurchschimmern, da vernahmen sie auf einmal ein scharrendes Geräusch. Etwa wie das Scharren einer Schaufel.
Es ertönte wieder und wieder.
„Es kommt von da“, bemerkte Bill. Unauffällig zeigte er in die Richtung des Friedhofes. „Sehen wir nach.“ Bill lenkte seine Schritte auf die Parkanlage zu.
„Sollen wir nicht außen herumgehen?“, schlug Ron vor. „Im Park könnten wir von der Kirche aus gesehen werden.“
„Ist der Weg viel länger?“ Bill ließ seinen Blick an dem Buschwerk entlang schweifen, das den Park umrandete.
„Nur ein wenig“, antwortete Ron gelassen.
„Dann beeilen wir uns eben“, meinte Bill darauf.
Zielstrebig nahmen sie den Weg, den Ron vorgeschlagen hatte, und erreichten den Friedhofseingang nach wenigen Minuten. Rons Wagen stand immer noch, wie er ihn verlassen hatte.
Aufmerksam musterte Bill den VW-Käfer und die abgestochenen Reifen. Das Auto war ihm in halsbrecherischem Fahrstil nach Harbourn gefolgt.
„Kennen Sie den Wagen?“, fragte Bill.
Ron antwortete einfach nicht.
Bill wollte seine Frage wiederholen, doch das laute Scharren aus dem Friedhof hielt ihn davon ab.
Nur noch ein paar Schritte und sie hatten den Friedhofseingang vor sich. Das Eisentor war nur angelehnt. Vorsichtig schlichen sie sich heran und stellten sich daneben.
Das Scharren wurde noch deutlicher. Stückweise schob Bill seinen Kopf nach vorn, bis ihm die
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