Theodor: Im Zeichen des Bösen (German Edition)
bereit, sie zu empfangen“, setzte er noch hinzu, wobei sein Blick auf Henriece fiel.
Über dessen Gesicht flog nämlich ein mehr oder weniger gezwungenes Lächeln. Er beachtete ihn aber nicht.
„Es wird zwar gefährlich sein“, sagte er leise zu Chrissie, „aber es ist der einzige Weg, gegen Theodor anzukämpfen.“
Jetzt sah Bill ihn fragend an.
„Hypnose“, klärte Henriece Bill dann auf. „Ihre Träume sind Botschaften. Ich werde Chrissie hypnotisieren und versuchen, etwas über ihre seelische Vergangenheit herauszufinden.“
„Hypnose...“, wiederholte Bill in unmissverständlich zweifelnd.
„Ich lasse mich nicht belehren“, erwiderte er fast beleidigt. „Ich sehe Chrissies Träume als eine Art Schlüsselfunktion. Sorge du dafür, dass wir nicht gestört werden. Ich vermute nicht nur, sondern ich weiß, dass wir Theodor nur auf diesem Wege verdrängen können.“
„Theodor“, entfuhr es Bill verächtlich. „Du redest immer nur von diesem Theodor. Ich kann mich einfach nicht mit dem Gedanken anfreunden, dass ein Geist – ach, lassen wir das! Nimm du deinen Weg, ich nehme meinen. Ich kämpfe hiermit!“ Bill deutete demonstrativ auf seinen Revolver, drehte sich um und wollte gehen, da stellte sich ihm Helen in den Weg.
„Wenn es Chrissie hilft“, sprach sie ihn leise an, „allein dann haben sich seine Bemühungen schon gelohnt. Das Mädchen ist am Boden zerstört. Sie redet sich andauernd ein, dass sie etwas mit diesen Vorfällen zu tun hat. Wegen ihrer Träume – verstehst du?“
Bill legte seinen Arm um ihre Schulter, drückte sie leicht an sich und sagte: „Bleib du bei ihnen. Das mit denen da draußen, das regeln wir schon.“ Sanft drückte er ihr einen Kuss auf die Stirn, löste sich von ihr und ging wieder hinaus.
Als sie sich zu den beiden umdrehte, begaben sie sich soeben auf das schmucke Sofa, das am Ende des Esssaales den Raum zierte.
Chrissie legte sich darauf und Henriece begann ohne Umschweife mit seiner Zeremonie.
Gleichmäßig schwenkte er dicht vor ihren Augen sein Amulett hin und her, indem er in regelmäßigen kurzen Abständen immer dieselben monotonen Sätze sagte: „Du wirst in einen tiefen Schlaf verfallen, Chrissie. Nichts um dich herum ist wichtig. Nur dein Schlaf, Chrissie. Schlaf... Du wirst in...“
Es dauerte keine zwei Minuten, da wurden Chrissies Lider schwerer und schwerer. Eine Minute später schon war sie in einen tiefen traumlosen Schlaf gefallen, den nur Henriece – durch ein Schnippen – beenden konnte.
Völlige Leere herrschte in ihr – als würde sie ganz woanders sein. Nicht mehr hier, nicht mehr bei Henriece, nicht mehr bei Helen. Weit weg, in einer ganz anderen Welt! Eine Welt, die ihr sonst verschlossen blieb. Es war nicht die Welt, die ihr vertraut war. Es war die Welt, die ihr Angst bereitete.
Angst! Chrissie bekam Angst...
Nicht vor dieser Welt, nein, es war der Mann, den sie deutlich vor sich sah. Sie konnte ihn erkennen, sie kannte ihn. Sie kannte ihn schon seit Langem. Groß und kräftig, gekleidet in einer schwarzen Robe glich er einem Richter, oder auch einem Wahrsager, wie Chrissie sie auf Jahrmärkten schon gesehen hatte.
Er sah sie an. Er sah sie nur an. Sein Haar wellte sich über seine Schulter. Seine Augen, selbst so schwarz wie das Haar, starrten in sie hinein.
„Dein Traum, Chrissie“, vernahm sie Henrieces Stimme wie durch Watte.
Sie war weit, weit weg. Sie konnte die Stimme kaum verstehen. Chrissie fühlte sich schwach, kraftlos. Es war der Fremde, der ihr so vertraut vorkam. Der Fremde war es aber, der sie zu beherrschen begann.
„Du kannst dich an ihn erinnern, Chrissie“, vernahm sie wieder seine Stimme, die noch weiter entfernt zu sein schien und noch weiter schien sie sich selbst von ihm zu entfernen.
Sie schwebte, sie flog, doch immer hatte sie diesen Mann vor Augen. Sein Blick! Er starrte sie an, er blockierte, er beherrschte!
Plötzlich bewegten sich seine Lippen. Er sprach zu ihr, doch konnte sie nichts verstehen. Es war zu leise, zu schwach.
Chrissie versuchte, sich zu nähern. Sie wollte verstehen, sie wollte wissen, was der Fremde zu sagen hatte. Ganz leise nun drangen seine Worte zu ihr. Je näher sie ihm kam, desto deutlicher konnte sie seine Stimme vernehmen. Auf einmal war ihr, als würde sich ein Teil, ein materieloses Wesen, von dem Fremden lösen. Durch sie hindurch schien dieses Wesen zu dringen, in die Richtung, aus der sie gekommen war.
Sieh nicht zurück!, warnten die Worte des
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