Theodor: The Theodor Story (Die Wiedergeburt) (German Edition)
weg“, sagte er. Im selben Moment tauchte Karl vor ihnen auf. Er kam direkt auf sie zugeritten.
„Karl, wo warst du?“, fragte Thomas und trat auf ihn zu.
„Oben. Oben an der Hütte“, sagte er und stieg ab. „Und bei Luise“, fügte er hinzu.
„In der Jagdhütte?“
„Sie ist nicht dort.“ Karl schüttelte seinen Kopf. „Bei Luise ist sie auch nicht.“
„Wer ist Luise?“, fragte Bill und trat an ihn heran.
„Die Wirtin vom Sonnenwinkel“, antwortete Thomas.
„Vier ganz seltsame Vögel habe ich dort gesehen.“ Karls Augen formten sich zu Schlitzen, als er Thomas anblickte. „Eva hatte recht“, flüsterte er ihm zu.
Bill wandte sich an Henriece und schüttelte verzweifelt seinen Kopf. „Wir müssen bis morgen warten“, sagte er zu ihm. „Vielleicht hat Chrissie sich im Wald versteckt. Zu Thomas gewandt fragte er: „Ihre Tochter ist verschwunden?“
Thomas nickte nur.
„Dann ist sie bei Chrissie“, schlussfolgerte er. „Wir können hier übernachten?“
Thomas nickte ein weiteres Mal.
Bill wandte sich zu Karl. „Ich möchte davon ausgehen können, dass Ihr Vorhaben nicht ernst gemeint ist“, sprach er ihn an.
„Solange Chrissie nicht gefunden wurde, nicht“, antwortete Karl, ergriff den Halfter und ließ sie einfach stehen.
13
N un war es soweit! Mit gespreizten Beinen lag Chrissie auf dem Bett und presste in gleichmäßigen Abständen; ganz wie die Geburtswehen es vorgaben. Chrissie versuchte, die Schreie des Schmerzes zu unterdrücken und die Wehen über sich ergehen zu lassen; der Gedanke an Theodor trieb sie jedoch an. Mit aller Kraft presste sie, drückte vorsichtig ihren Bauch. Minuten wurden zur Ewigkeit.
Plötzlich, nach unzähligen qualvollen Stunden verspürte sie eine enorme Erleichterung, gleichzeitig ertönte das Schreien eines Babys.
Theodor war geboren!
Am späten Abend des 24. Mai 1966 erblickte das geistige Wesen als Mensch geworden das Licht der Welt.
Tränen wässerten Chrissies Augen, als sie den kleinen Säugling zu sich auf den Arm nahm. Sein Haar war schwarz, seine Augenfarbe ein tiefes Braun. Behutsam durchtrennte sie mit der bereitgelegten Schere die Nabelschnur.
„Endlich“, atmete Chrissie auf. Bedächtig zog sie die Decke über den Jungen, der neugierig umher schaute und nach der Brust zu suchen schien, die Chrissie ihm liebevoll darreichte.
„Theodor“, flüsterte sie. „Den Anfang haben wir geschafft.“ Erschöpft legte sie sich zurück und schloss ihre Augen.
Bilder tauchten in ihrem Inneren auf. Bilder, die ihre volle Aufmerksamkeit in Anspruch nahm. Sie waren deutlicher denn je; sie sah den Papst in seinem Lehnstuhl sitzen. Neben ihm an der hohen Wand hing ein mannhohes Kruzifix. Der Papst war in etwas vertieft, plötzlich fuhr er nach oben und richtete seine Aufmerksamkeit auf das Kreuz. Der Kopf des gekreuzigten Jesus Christus bewegte sich.
Es ist soweit, vernahm Chrissie eine klare, feste Stimme. Bereite dich vor, Giovanni. Verkünde die Wahrheit.
Chrissie erschrak, der Papst zuckte zusammen. Entsetzt starrte er auf das Kruzifix, seine Gesichtszüge waren wie gemeißelt.
„Theodor“, flüsterte sie und drückte ihn sanft an sich. Im selben Moment verschwamm das Bildnis des Papstes und ein anderes tauchte in ihr auf. Ein vollbärtiger Mann erwachte aus einem Traum und knipste das Licht neben sich an. Sein Blick fiel auf das Abbild des Propheten Muhammad, der als kleine Statue auf seinem Nachttisch stand. Plötzlich begann sich diese Statue zu bewegen. Mit der Hand deutete der Prophet auf ihn.
Es ist soweit, vernahm Chrissie dieselbe Stimme. Bereite dich vor, Seyyid. Verkünde die Wahrheit.
Entsetzt starrte er auf die Figur, die wieder zur selben erstarrte.
Über den Islam kommt eine Zeit, in der nichts von ihm übrig bleiben wird, vernahm sie plötzlich die Stimme des Erschrockenen. Als sein Name und Nichts von Qura’an übrig bleiben wird als seine Schrift. Die Moscheen jener Menschen werden zwar äußerlich bevölkert, aber sie werden ohne Führung und Rechtleitung sein. Ihre Gelehrten werden die Schlimmsten unter dem Himmelzelt sein. Von ihnen wird Unruhe und Unfriede ausgehen und auf sie zurückgreifen.
Chrissie sah die Schweißtropfen auf seiner Stirn. Das Bildnis verblasste wieder wie das des Papstes und ein neues tauchte in ihr auf...
Nach und nach sah sie alle geistlichen Religionsführer, die dieselbe Botschaft erhielten.
Chrissie erschauerte. Theodor hatte jetzt schon unsagbar viel Macht.
*
D ie Nacht
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