Therapielexikon der Kleintierpraxis
indiziert und bei Kolitis oft unverzichtbar.
Verschiedenes: Eine Therapie mit „Probiotika“ wie Lactobacillus (Substitution der Darmflora) zur Vermeidung der Komplikationen einer Antibiotikatherapie hat ihre Berechtigung bislang nicht unter Beweis gestellt. Ihre einzige Indikation besteht eventuell bei geringfügigen Störungen bei sehr jungen Tieren (dabei muss jedoch eine mögliche Spontanheilung berücksichtigt werden) und bestünde in der desinfizierenden Säurewirkung.
Ausgleich der Störungen des Wasser-Elektrolyt-Haushalts (
Dehydratation
):
•Ausgleich des Flüssigkeitsverlusts auf Basis seiner klinischen Beurteilung:
•Beginnende Hautfaltenbildung: Dehydratation von 6 % des Körpergewichts.
•Persistierende Faltenbildung mit Einsinken der Augäpfel in den Augenhöhlen: Dehydratation von 8 % des Körpergewichts.
•Schockzustand: Dehydratation von 12 % des Körpergewichts.
•I. d. R. ist Ringer-Lösung (oder notfalls isotonische NaCl-Lösung) ausreichend.
•Kaliumzufuhr (Ionogramm), wenn die Diarrhö mehrere Tage anhält.
Grundsätze der medikamentösen Therapie
Akute Diarrhö des Dünndarms, ohne gravierende Auswirkung auf den Allgemeinzustand
Diätetische Maßnahmen unverzichtbar.
Zum Zeitpunkt der Vorstellung in der Praxis:
•Butylscopolamin
(Buscopan
® [V. M. Kombinationspräparat; div. H. M.]): 1 – 2,5 ml s. c.
Später durch den Tierbesitzer:
•Aluminiumphosphat
(Phosphalugel
® [H. M.]): ½ Beutel tgl./10 kg (und evtl. Aktivkohle) und wenn der Durchfall länger als 24 h nach Vorstellung in der Praxis anhält.
•Loperamid [div. H. M.] 0,08 mg/kg 3 × tgl., zusammen mit den vorgenannten Präparaten.
Akute Diarrhö des Dünndarms, mit gravierender Auswirkung auf den Allgemeinzustand
•Diätetische Maßnahmen unverzichtbar.
•Rehydrierung.
•Parenterale Antibiotikatherapie.
•Amoxicillin-Clavulansäure
(Synulox RTU
®): 8,75 mg/kg 1 × tgl.
•Trimethoprim-Sulfonamid: 30 mg/kg auf 2 Injektionen/d.
•Enrofloxacin: 5 mg/kg/d.
Es stehen verschiedene Therapiemöglichkeiten zur Verfügung. Häufig verfällt man auf die gewohnheitsmäßig praktizierte Therapie:
•Bei Diarrhö mit leichter Dehydratation und ohne Vomitus: orale Substitution von Elektrolyten, falls mit reduziertem Allgemeinbefinden und mit Vomitus: parenterale Flüssigkeits- und Elektrolytsubstitution (s. auch Infusionstherapie).
•Im Anschluss: leicht verdauliches Futter (Diät, s. o.), nach Fasten von 24 – 48 h.
•Protektiv und adsorbierend wirkende Substanzen p. o., wenn möglich: Bismuthsalicylat (Vorsicht bei Katzen!), Kaolin-Pectin, Aktivkohle etc. (könnendann durch den Tierbesitzer zu Hause weitergeführt werden), zudem sind diverse Antidiarrhoika/Adsorbenzien/Adstringenzien zur symptomatischen oralen Therapie zugelassen
(Bactisel-HK®, Dysticum®, Enterogelan KH
® etc.). Die Wirksamkeit von Adsorbenzien bei Durchfallerkrankungen konnte allerdings nicht bewiesen werden.
•Anticholinergika werden zwar häufig gegeben, können aber einen Ileus potenzieren und sollten wenn überhaupt mit Vorsicht gegeben werden.
•Ratsamer sind Opiate/Opioide (Loperamid [div. H. M.] 0,08 mg/kg 3 × tgl. beim Hund, 0,03 mg/kg 3 × tgl. bei der Katze; Diphenoxylat-Atropin 0,05 mg/kg 3 × tgl. für maximal 5 d).
•Antibiotika nur bei klarer Indikationsstellung oder Gefahr einer Sepsis (s. o.).
•Spasmolytika falls erforderlich, z. B. Butylscopolamin (in
Buscopan comp
®), Metamizol (div. V. M.).
Diarrhö (chronische)
Definition
Persistierender (oder rezidivierender) Durchfall, der seit mehr als einem Monat anhält (im Folgenden werden nur Erkrankungen des Dünndarms besprochen. Zu chronischen Erkrankungen des Dickdarms
Kolitis (chronische
)). Die Durchführung einer spezifischen Therapie ist unverzichtbar, damit sich die Störungen bessern. Voraussetzung ist eine genaue Diagnosestellung, für die aufgrund der zahlreichen und unterschiedlichen möglichen Ursachen häufig zahlreiche Untersuchungen erforderlich sind.
Symptome
•Symptome wie bei Dünndarmdiarrhö, mit fortschreitender, starker Abmagerung.
•Häufig voluminöser Kot („Kuhfladen“) mit ranzigem Geruch (Steatorrhö).
Ergänzende Untersuchungen
Die ätiologische Diagnosestellung kann wegen der Verschiedenartigkeit der möglichen Ursachen sehr schwierig sein. Folglich ist eine besonders gezielte Diagnostik notwendig ( Abb. 1.8 ):
•Koproskopische Untersuchungen.
•Serumbestimmungen:
•TLI-Test = Trypsin-ähnliche
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