Therapielexikon der Kleintierpraxis
doch der Grund für fast alle Fälle von Adipositas das Ungleichgewicht von übermäßiger Energiezufuhr und herabgesetztem Verbrauch durch die Muskeln. In einem solchen Fall gewinnt die Ernährungsumstellung entscheidende Bedeutung, auch wenn eine begleitende medikamentöse Therapie unterstützend helfen kann. Die heute verfügbaren Diätfuttermittel bieten große Vorteile (auch gegenüber selbst zubereitetem Futter, das u. U. nicht optimal angepasst ist).
Das Ziel darf nicht nur eine drastische Gewichtsabnahme sein, da sich eine zu schnelle Abnahme besonders bei der Katze als gefährlich erweisen kann (hepatische Steatose). Daher ist einer soliden Stabilisierung innerhalb realistischer Grenzen, die nicht nur durch theoretische, wissenschaftliche Überlegungen geleitet wird, der Vorzug zu geben. Dabei müssen in manchen Fällen das bessere Aussehen und vor allem die Verbesserung der Lebensqualität sowie die Begrenzung bestimmter hoher Risiken wie die Fragilisierung des Knochengerüsts und der Gelenke, ungünstige Auswirkungen auf die Haut sowie ernsthafte kardiovaskuläre Bedrohungen in den Vordergrund gestellt werden.
Mit den Diätvarianten einiger nahe gelegener Labors haben diese Futtermittel folgende Eigenschaften gemeinsam:
•Die Zufuhr hochwertiger Proteine, damit die Gewichtsabnahme nicht zu Lasten der wertvollen Muskelmasse geht, zumal diese parallel dazu durch mehr und v. a. regelmäßige Bewegung beansprucht werden soll.
•Eine Reduktion der Energiezufuhr, basierend auf der Verringerung der Kohlenhydrate (bevorzugt werden Stärken mit langsamer Assimilation) und Fette.
•Eine starke Zunahme des Fasergehalts, damit die Ballaststoffe für eine korrekte Kotausscheidung sorgen.
•Ggf. die Zufuhr von L-Carnitin zur Verbesserung des Fettstoffwechsels.
Durchführung: Dauer und Regelmäßigkeit sind die zwei Säulen, auf denen der Erfolg der Diät beruht. Daher sollte keine übereilte Entscheidung getroffenwerden, die nicht zuvor vom gesamten Umfeld des Tiers überlegt und gutgeheißen wird. Die Zeit, die zur Sensibilisierung und Warnung der Tierbesitzer vor möglichen Fallen und absehbaren Schwierigkeiten aufgewendet wird, ist niemals vergeudet.
Ist die Entscheidung getroffen, wird ein Idealgewicht ermittelt und ein vernünftiger Plan zur Gewichtsabnahme erstellt, dem die Überlegung zugrunde liegt, dass eine zu schnelle Gewichtsabnahme riskant ist: Es droht ein Fehlschlag aufgrund erschwerter Rahmenbedingungen und v. a. das ernsthafte Risiko gravierender Leberschädigungen. Daher muss die Gewichtsabnahme unter realistischen Bedingungen auf einen längeren Zeitraum angelegt und der Tierbesitzer immer wieder ermutigt werden.
Die Gewichtsabnahme muss regelmäßig und streng tierärztlich überwacht werden. Auf keinen Fall darf man dem Tierbesitzer Futtersäcke mit „fettreduziertem Futter“ in die Hand drücken und ihn mit einer Vielzahl an Empfehlungen, die unmöglich innerhalb der Behandlungsetappe durchführbar sind, ins Ungewisse entlassen.
Adipositas bei Karnivoren hat einen hohen Symbolcharakter. Wird daraus eine Geldquelle gemacht, ohne ernst zu nehmende tierärztliche Betreuung, schadet dies dem Ansehen des gesamten veterinärmedizinischen Berufsstandes.
Diätfuttermittel und Diabetes mellitus
Häufigkeit und Bedeutung: Die Überlegungen entsprechen insoweit denen des vorangegangenen Abschnitts, als Adipositas eine signifikante Zahl an Fällen von Diabetes mellitus auslösen kann. Bei Hündinnen sind allerdings endokrine Störungen die häufigste Ursache für Diabetes mellitus. Die Regulation des Blutzuckerspiegels ist ein komplexer und präzise abgestimmter Mechanismus, wie er mit den gegenwärtig verfügbaren veterinärmedizinischen Medikamenten niemals erreicht werden kann. Voraussetzung für das Management eines Diabetes mellitus ist deshalb eine regelmäßige Fütterung in Kombination mit einem relativ gleichbleibenden Energieverbrauch, wofür sich die diätetische Therapie als außerordentlich wertvoll erweist.
Das Ziel wird daher nicht die Genesung sein, sondern der Erhalt einer zufrieden stellenden Lebensqualität, sowohl für das Tier als auch für den Tierbesitzer. Dazu sind einfache Regeln in puncto Energiezufuhr und -verbrauch streng zu beachten. Die Kastration muss als unverzichtbare Voraussetzung für die Therapie eines Diabetes bei der Hündin betrachtet werden.
Geeignete Futtermittel haben folgende Eigenschaften gemeinsam:
•Die Zufuhr hochwertiger Proteine zur
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