Therapielexikon der Kleintierpraxis
dabei um die Wirkung von:
•Verschiedenen Enterotoxinen
(Escherichia coli
).
•Zunehmendem Gehalt an Fettsäuren bei Steatorrhö.
Diarrhö wegen Peristaltikstörungen
Entgegen herkömmlicher Auffassung sind Peristaltiksteigerungen selten primärer Auslöser eines Durchfalls bei Karnivoren. Sie können jedoch am Fortbestehen der Störung beteiligt sein. Zudem kann v. a. eine iatrogen bedingte kolikartige Hypomotilität infolge einer Bakterienbesiedelung im Darm mit Hypersekretion und osmotischen Störungen sekundärer Auslöser eines Durchfalls sein.
Diarrhö (akute)
Definition
Seit Kurzem bestehende Diarrhö (im Folgenden werden nur Durchfälle des Dünndarms besprochen. Zu Durchfällen des Dickdarms
Kolitis (akute
)). Die sehr zahlreichen unterschiedlichen Ursachen sind in der Praxis häufig schwer zu ermitteln. Osmotische Störungen stehen dabei häufig im Vordergrund (
Diarrhö
).
Symptome
• Allgemeinsymptome: Je nach Ursache häufig und unterschiedlich:
•Hyperthermie und Starre.
•Anorexie, aber Polydipsie.
•Flüssigkeitsverlust im Extrazellulärraum.
•Schockzustand.
• Kotbeschaffenheit (
Diarrhö
): Dadurch kann der Ursprung der Störung im Darm lokalisiert werden ( Tab. 1.34 ).
• Abdominalsymptome:
•Mögliches Erbrechen („akute Gastroenteritis“).
•Borborygmen.
•Gespanntes Abdomen und Schmerzen bei Palpation („Bauchgluckern“).
•Schmerzen im Darm (kolikartig) sind seltener als bei Kolitiden.
Ergänzende Untersuchungen
• Routineuntersuchungen:
•Koproskopische Untersuchungen sind sehr wichtig.
•Geringe Bedeutung der bakteriologischen Untersuchung (die quasi konstante Störung der Darmflora ist ein Zeichen für den Durchfall und nicht dessen Ursache).
•Nur wenige Bakterien können als ständig pathogen betrachtet werden: Salmonella, Shigella, Campylobacter.
•Untersuchung auf Parvovirus beim Junghund (
Parvovirose des Hundes
).
• Bei schweren Störungen (v. a. Dünndarmdurchfälle):
•Hämatokrit und Plasmaprotein.
•Vereinfachtes Ionogramm.
Therapie
Spezifische Therapie
Falls nötig (Antiparasitika).
Allgemeine Maßnahmen
Strikter Futterentzug über 24 – 48 h (obligat bei Dünndarmdiarrhö). Sehr langsame schrittweise Futteraufnahme.
Gekochte Nahrungsmittel (stark durchgekochter Reis, Hühnchenfleisch), eventuell püriert und in mehreren kleinen Rationen verabreicht, um einen erneuten osmotischen Durchfall zu vermeiden.
Dieses „Rekonvaleszenz-Schema“ ist so lange beizubehalten, bis der Kot wieder normal geworden ist, danach wird die gewohnte Fütterung allmählich wieder aufgenommen, es sei denn, es besteht Verdacht auf eine Futtermittelallergie.
Grundlagen der medikamentösen Therapie
Motilitätsmodifikatoren:
Diese müssen sorgfältig gewählt werden:
•In den meisten Fällen ist die Anwendung von Spasmolytika (v. a. Anticholinergika mit starken Nebenwirkungen) zu vermeiden bzw. auf eine einmalige Anwendung zu begrenzen. Sie sollten nur bei sehr schweren, akuten Durchfällen eingesetzt werden, bei denen die Bekämpfung des Flüssigkeitsverlusts oberste Priorität hat.
•Vorzuziehen sind „spasmogen wirkende“ Opioide, die die Motilität der zirkulären Muskelschicht verstärken: Bedeutung der Morphinderivate (Loperamid
[Imodium
®, H. M.], 0,08 mg/kg 3 × tgl. beim Hund; 0,03 mg/kg 3 × tgl. bei der Katze).
Topische Präparate:
• Adsorbenzien sind sehr beliebt, da sie dem Tier rasche Linderung zu bringen scheinen, als Transportmedium für andere Medikamente fungieren können und die aktive Mitwirkung des Tierbesitzers bei der Genesung des Patienten fördern:
•Aluminiumhydroxid wird i. d. R. bei Gastroenteritis angewendet, seine Verabreichung muss jedoch unterbrochen werden, wenn dadurch häufigeres Erbrechen ausgelöst wird, und nach Abklingen der Störungen ganz eingestellt werden, um keine Verstopfung zu verursachen.
•Aktivkohle ist sinnvoll bei der Bildung von Gasen (hauptsächlich Flatulenz bei Kolitis).
Antibiotikatherapie: Bei vielen akuten Durchfällen ist der Einsatz von Antibiotika vermutlich nutzlos (spezifische infektiöse Auslöser oder Komplikationen sind relativ selten) und kann bei zu langer Anwendung sogar erneute Beschwerden in Form einer Störung der Darmflora verursachen. Antibiotika sollten nur bei Durchfällen mit schweren Allgemeinsymptomen (Risiko einer Septikämie) und als systemische Therapie eingesetzt werden. Häufig ist die Anwendung nicht resorbierbarer intestinaler Antiseptika
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