Therapielexikon der Kleintierpraxis
Flüssigtests („klassischer ELISA“), die sensibler und den Labors vorbehalten sind.
Die Schnelltests sind weitgehend aussagekräftig, dennoch ergeben sich falschnegative Befunde aufgrund der Pathogenese der Infektion und der begrenzten Testsensitivität. Da das Protein p27 bei starker Virusmultiplikation sezerniert wird, bedeutet dies in der Praxis, dass ein Tier infiziert sein unddieser Test zu Beginn der Infektion vor Eintritt der Virämie trotzdem negativ ausfallen kann. Dasselbe gilt für bestimmte virusinduzierte Tumoren (Lympho sarkome). Daher ist es äußerst wichtig, sich strikt an die Herstellerangaben zu Vorgaben und Anwendungsgrenzen der „Schnelltest-Kits“ zu halten.
Der Nachweis des Virusgenoms mittels PCR (Polymerase-Kettenreaktion [polymerase chain reaction] oder DNA-Amplifikation) ist eine sehr sensible Methode zur Ermittlung selbst kleinster Virusmengen. Daher auch ihre Bedeutung für die frühzeitige Diagnose der Infektion. Die PCR kann neben dem Blut auch an allen anderen Geweben durchgeführt werden, v. a. Knochenmark, Tumorgewebe und oropharyngeale Zellen. In der Praxis sind 10 % der mit ELISA negativ getesteten Katzen in der PCR positiv. Außerdem kann mit der derzeit in Entwicklung befindlichen quantitativen PCR der Status des infizierten Tieres ermittelt und eine ungefähre Prognose gestellt werden (transiente oder persistierende Infektionen).
In Anbetracht der vorgenannten Angaben kann die Diagnostik der verschiedenen klinischen Formen oder die Feststellung des Infektionsstatus eines Tieres ablaufen, wie im Folgenden dargestellt.
Diagnostik bei klinischem Verdacht auf FeLV-assoziierte Erkrankungen
•Jede Katze, die chronische oder rezidivierende Erkrankungen, eine Lymphadenopathie, hämatologische Störungen oder in das Krankheitsbild passende Tumoren aufweist, sollte vorzugsweise gleichzeitig auf beide Retroviren getestet werden.
•Bei Verdacht auf eine nichtneoplastische Form der Leukämie ist der Nachweis der Antigene im Blut die Untersuchungsmethode der Wahl (schnelles Resultat und kostengünstig).
•Fällt das Ergebnis negativ aus, ist die Erkrankung nicht auf das leukämogene Virus zurückzuführen.
•Fällt das Ergebnis positiv aus, ist die Erkrankung eine Folgeerscheinung der Infektion mit dem FeLV, das die Katze nicht richtig abwehren kann. Das lässt auf einen raschen, tödlichen Verlauf schließen, dessen Dauer schwer vorhersagbar ist. Erfordern die Umstände eine präzisere Prognose, kann eine quantitative PCR als Erst- oder Zweituntersuchung sinnvoll sein.
•Bei Verdacht auf eine neoplastische Form:
•Ein erster diagnostischer Ansatz ist die Durchführung einer zytologischen (Ergussflüssigkeit) oder histopathologischen Untersuchung (Biopsie eines soliden Tumors).
•Dagegen ist der Nachweis des Virusantigens keine vollkommen zuverlässige Methode, da es in diesen Krankheitsformen häufig maskiert wird und ein negatives Resultat eine mögliche Infektion mit dem FeLV nicht ausschließt.
•Die sensiblere Methode mittels PCR ist die beste.
Feststellung des Status einer gesunden Katze
Die Umstände bestimmen die Wahl der Untersuchungsmethode.
•Handelt es sich um ein Zuchttier, sollte man zu der zuverlässigeren Methode der PCR greifen. Besteht das Risiko einer kürzlich zurückliegenden Ansteckung, ist dennoch ein Zeitraum von 1 Woche abzuwarten, bis die Reaktion positiv ausfällt.
•In allen anderen Fällen kann man weiterhin unter Beachtung der folgenden Interpretationsregeln mit den ELISA-Schnelltests arbeiten:
•Negatives Resultat: zum Testzeitpunkt gesunde Katze. Besteht jedoch das Risiko einer rezenten Ansteckung, ist daran zu denken, dass zwischen Ansteckung und Nachweis der Antigene im Blut 3 – 4 Wochen liegen.
•Positives Resultat: infizierte Katze. Dabei ist zu beachten, dass ein positiver Schnelltest immer bestätigt werden sollte, bevor die Katze als infiziert gilt (hohe Sensitivität, relativ geringe Spezifität). Die Infektion muss jedoch nicht automatisch zum Tod führen, denn sie kann im Fall einer Infektion das Virus immer noch eliminieren.
In der Folge ist daher entweder sofort eine quantitative PCR durchzuführen oder der Nachweis der Antigene im Blut innerhalb von 10 – 12 Wochen zu wiederholen. Eine erneute positive Reaktion macht das Tier als chronischen Träger wahrscheinlich und erfordert entsprechende Prophylaxemaßnahmen, unter Umständen auch die Euthanasie, je nach den Lebensumständen des Tiers und den Risiken,
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