Therapielexikon der Kleintierpraxis
Immundefizienzvirus(FIV)-Infektion
) sieht sich der Kliniker ständig mit dem Problem der Virusidentifikation konfrontiert, sei es im Rahmen eines klinischen Verdachts oder einer Statusfeststellung.
Symptome
Die Symptomvielfalt der FeLV-Infektion ergibt sich aus seinem onkogenen Potential sowie aus der Affinität des FeLV für die Zellen mit aktiver Mitose. Epithelzellen und blutbildende Zellen sind dabei die Hauptangriffs zellen.
Neoplastische Formen
Lymphoide Tumoren: Virusinduzierte lymphoide Tumoren können solide (= Lymphosarkome) oder diffuse Tumoren (Organinfiltration) sein oder die hämatopoetischen Zelllinien betreffen (= lymphozytäre Leukämie).
Die lymphoiden Tumoren treten bei 30 % der Katzen auf, die das Virus nicht eliminieren konnten (s. o.). Bei klinischer Manifestation der Tumoren ist jedoch ein gleichbleibender Prozentsatz der Tiere nicht mehr virämisch, wobei das Virus latent im Knochenmark vorhanden ist.
In der Praxis fällt die Verdachtsdiagnose von Lymphosarkomen leichter als die der anderen Formen. Klassischerweise unterscheidet man die multi zentrische Form, die mediastinale Form (besonders häufig bei Jungtieren), die mesenteriale und die renale Form. Die kutane und neurologische Form sind selten. Die lymphoide Leukämie geht meist mit einem multizentrischen Lymphosarkom einher.
Myeloische Tumoren und andere: Ihre Zahl ist weitaus geringer, sie sind jedoch wesentlich schwieriger zu diagnostizieren. Fibrosarkome treten in Verbindung mit einem „sarkomatogenen“ Virus auf, das aus der Rekombination des FeLV mit zellulären Onkogenen stammt.
Nichtneoplastische Formen
Manche Erkrankungen werden direkt durch das Virus ausgelöst (v. a. die meisten Anämieformen), während andere das Resultat einer Immunsuppression sind, die entweder opportunistischen Keimen eine Sekundärinfektion ermöglicht oder weitere Arten immunologischer Entgleisungen erlaubt.
• Direkt durch das Virus ausgelöste Erkrankungen:
•Anämien: Mehrere pathogene Prozesse können parallel verlaufen. In der Praxis handelt es sich meist um nichtregenerative Anämien.
•Pseudo-Panleukopenien („Panleukopenie-ähnliches Syndrom“) mit Symptomen, die denen einer Panleukopenie ähneln. Der Verlauf ist jedoch weniger akut.
•Fehlgeburten und Resorption der Föten.
•Thymusatrophie beim Neonaten.
• Indirekt durch das Virus ausgelöste Erkrankungen:
•Glomerulonephritis infolge von Immunkomplexen, die chronische Niereninsuffizienz und eine massive Proteinurie auslösen.
•Hämolytische Anämie infolge sekundärer Autoimmunisierung.
•Suppression des Immunsystems bei der erwachsenen Katze, was zu zahlreichen Erkrankungen führt: feline infektiöse Peritonitis (FIP), feline Rhinotracheitis (feline Herpesvirose), Hämoplasmose, chronische granulomatöse Stomatitis, chronische und/oder rezidivierende Abszesse und Dermatitiden mit Neigung zu Ulzeration und Nekrose, v. a. zwischen den Schultern.
Verlauf
Nach einer Infektion können die Interaktionen zwischen Virus und Abwehrmechanismen des Wirtstiers zu drei möglichen Verlaufsformen führen, die sich auf die Interpretation der Ergebnisse der ergänzenden Untersuchungen auswirken:
•40 % der Katzen bilden auf Anhieb eine Immunität aus, das Virus kann nie in Blutproben nachgewiesen werden.
•30 % werden etwa 2 Monate lang transient virämisch. Nach diesem Zeitraum eliminiert ein Großteil dieser Tiere das FeLV, wohingegen die restlichen, weniger zahlreichen und als „Regressoren“ bezeichneten Tiere den Infektionserreger in Form eines Provirus in verschiedenen hämatopoetischen Zellen persistierend beherbergen, mit dem Risiko einer erneuten Aktivierung (Trächtigkeit, Belastungssituationen, Kortikoidtherapie). Tatsache ist, dass manche Regressoren schließlich das FeLV eliminieren.
•30 % werden persistierend virämisch und können schließlich eine der Krankheitsformen entwickeln. Als potentielle Virusausscheider stellen sie einen hohen Risikofaktor für ihre Artgenossen dar. In einem von FeLV befallenen Bestand sterben die meisten persistierend infizierten Tiere innerhalb von 3 Jahren nach Ansteckung.
Diagnostik
Mittlerweile sind unterschiedliche ergänzende Untersuchungsmethoden mit spezifischen Indikationen verfügbar.
Direktnachweis des viralen Antigens p27 („Antigenämie“) durch ELISA oder Immunochromatographie, sehr gebräuchlich. Bei den ELISA-Tests unter scheidet man die am Tier durchführbaren „Schnelltests“ auf ELISA-Platten und
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