Therapielexikon der Kleintierpraxis
sobald sich das Tier von seinem Unfallschock erholt hat. Je länger mit dem Eingriff gewartet wird, umso mehr erschweren die entzündlichen Verwachsungen der Bauchorgane die Operation.
Herpeskeratitis
Die Herpeskeratitis betrifft v. a. Katzenwelpen, entweder direkt bei der Geburt oder während der ersten Lebenswochen. Sie ist praktisch immer ein Hinweis auf einen „infektiösen Katzenschnupfen“ (
Katzenschnupfen (infektiöser
)). In seltenen Fällen kann das Herpesvirus eine isolierte Keratitis bei der erwachsenen Katze verursachen.
Klinische Manifestationen
Die Symptome sind bei Katzenwelpen insgesamt stärker ausgeprägt, da die Keratitis sehr häufig durch ein Hornhautulkus kompliziert wird.
•Dieses kann oberflächlich sein und als Besonderheit unregelmäßige Ränder aufweisen (= Keratitis dendritica). Es kann aber auch tiefer gehen, das typische „landkartenartige“ Aussehen annehmen und in eine stromale Keratitis übergehen. Das tränende Auge fängt rasch an zu eitern, nicht nur wegen bakterieller Superinfektionen, sondern auch wegen einer Nekrose der infizierten Zellpopulation. Eine Iritis (
Uveitis
) kann als Begleiterscheinung auftreten und die Therapie wegen der mit einer Kortikoidtherapie bei Virenerkrankungen verbundenen Risiken und der vorhandenen Ulzera äußerst erschweren.
•Eine Besonderheit der Herpeskeratitis ist das Risiko entzündlicher Verklebungen der Bindehaut mit der Hornhaut (= Symblepharon).
Diagnostik
Die Diagnostik ist beim Katzenwelpen wegen der initialen Manifestation einer gravierenden Atemwegserkrankung wesentlich einfacher und klinisch zu stellen. Die Prognose für die Augen kann je nach Tiefe und Ausmaß der Ulzera variieren, deren Ausmaß mit einem Fluoreszein-Test festgestellt werden muss.
Für den Fall, dass eine spezifische Diagnostik notwendig ist:
•Mit der PCR oder DNA-Amplifikation kann eine rasche, spezifische Diagnose erstellt werden, wenn der epidemiologische Kontext eine präzise Diagnosestellung erfordert. Die Serologie bei dominanten akuten Formen ist von geringer Bedeutung wegen des schnellen Krankheitsverlaufs, der zeitlich nicht immer mit einer Serokonversion korreliert. Zudem ist die Interpretation in Verbindung mit einer noch nicht lange zurückliegenden Impfung häufig nicht eindeutig.
•Durch zytologischen Nachweis kann ebenfalls das Vorkommen spezifischer Einschlüsse in den Epithelialzellen nachgewiesen werden (intranukleäre basophile Kerneinschlüsse), zusätzlich auch mehrkernige Riesenzellen.
Therapie
Die spezifische Therapie erfolgt sehr häufig mit lokalen Virustatika nach vorheriger Säuberung und Desinfektion des befallenen Bereichs: Trifluridin
(Triflumann-Augentropfen
® [H. M.]: 6 – 8 × tgl.).
•Eine offensichtliche Schwierigkeit ist die Notwendigkeit, in der 1. Woche diese hohe Verabreichungshäufigkeit einzuhalten. Außerdem ist der Einsatz von lokalen Antibiotika erforderlich. Die Therapie muss 3 Wochen lang durchgeführt werden, wobei je nach Fall entsprechende Anpassungen vorgenommen werden.
•Die Anwendung von Kortikosteroiden ist absolut kontraindiziert.
Herz-Atem-Stillstand
Definition
Stillstand des Blutkreislaufs entweder aufgrund von Kammerflimmern, eines vollständigen Herzstillstands oder einer Asystolie (atriale Aktivität vorhanden, jedoch ohne Ventrikelkomplex), was zur zerebralen Anoxie mit schnell eintretenden irreversiblen Schäden führt (< 10 Minuten).
Ätiologie
Die häufigsten Ursachen:
•Hypoxie, Hypovolämie, Hypothermie.
•Anästhesiezwischenfälle (Überdosierung).
•Störungen im Säure-Basen- und Elektrolythaushalt.
•Vergiftung.
•Vasovagaler Schock.
Symptome
Warnsymptome:
•Dunkles venöses Blut.
•Oberflächliche Atmung.
•Unregelmäßiger Puls (i. d. R. flüchtig und schnell).
Symptome eines Stillstands:
•Keine Ansprechbarkeit (nichtanästhesiertes Tier).
•Areaktive Mydriasis.
•Fehlender Puls.
•Verschwinden von Herztönen, Puls und präkordialem Schlag.
•Atemstillstand mit progressiver Mydriasis.
•Blasswerden der Schleimhäute.
Therapie
Drei zwingende Maßnahmen
• Die korrekte Lungenventilation sicherstellen: ausgezeichnete Durchlässigkeit der oberen Luftwege durch Einführen eines abgedichteten Beatmungstubus, Gabe von reinem Sauerstoff oder Umgebungsluft mit 20 – 40 Atemzyklen/min, Verhältnis Exspiration-Inspiration 1/1, und 25 cm positivem Wasserdruck bei Insufflation.
• Venenverweilkatheter, sofern noch nicht gelegt (im Rahmen
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