Therapielexikon der Kleintierpraxis
Chinidine, Procainamid: Schädigung des His-Purkinje-Systems.
•Betablocker, Amiodaron, Verapamil: Schädigung des AV-Knotens.
Komplikationen
Alle Antiarrhythmika sind gefährlich, entstehende Komplikationen können nach Absetzen des Medikaments entweder günstig und regressiv verlaufen oder aber gravierend sein.
• Rhythmusstörungen. Das Risiko erhöht sich durch Alter, starke Kardiomegalie und Hypokalämie.
• Sinusbradykardien (sinuatrialer Block und atrioventrikuläre Bradykardie aufgrund von Betablockern, Verapamil, Digoxin, Amiodaron).
• Störungen der intraventrikulären Reizleitung: Schenkelblöcke mit Verbreiterung des QRS-Intervalls sowie infranodale AV-Blöcke aufgrund von Chinidinen, Procainamid, Disopyramid.
• Verlängerung und Desynchronisation der Repolarisationen, mit Reentry-Risiko aufgrund von Chinidingaben bei Beginn einer Langzeittherapie.
• Hämodynamische Störungen mit einem daraus entstehenden akuten Lungenödem oder einem Kollaps infolge von Betablockern (besonders Pindolol und Propranolol), Kombinationen Betablocker und/oder Verapamil und Kalziumkanalblocker.
Kontraindikationen
Die Kontraindikationen ergeben sich aus den elektrophysiologischen Eigenschaften der Antiarrhythmika:
•Anwendung von Medikamenten mit starker negativ dromotroper Wirkung vermeiden (Chinidine, Procainamid, Disopyramid) bei Tieren mit subnodalen Störungen der Erregungsleitung.
•Bei Sinusbradykardie, SA-Block oder Knotenstörungen sind Betablocker, Verapamil oder Amiodaron zu vermeiden.
•Die lange und starre Koppelung der ventrikulären Extrasystolen mit Kammerkomplexen (Sinusrhythmus oder Kammererregung), deren lang dauernde Repolarisation von einer asynchronen Depolarisation zeugt, verschlechtertsich durch negative dromotrop wirkende Substanzen: Chinidine, Procainamid, Disopyramid.
• Bei Herzinsuffizienz sind negativ inotrope Medikamente kontraindiziert: Betablocker oder Verapamil, Kalziumkanalblocker.
Antibiotikatherapie
Die in der Medizin der Karnivoren sehr (vielleicht zu sehr?) verbreitete Antibiotikatherapie ist ein weites Gebiet, aus dem eine besonders enge Auswahl für dieses Kapitel getroffen wurde.
Auswahlkriterien für ein Antibiotikum: prädiktive Antibiotikatherapie
Auch wenn zum Zeitpunkt der Auswahl eines Antiinfektivums idealerweise das Ergebnis eines Antibiogramms vorliegt, ist mit solchen Situationen nicht immer zu rechnen. Die Schwierigkeiten, den Infektionsherd zu lokalisieren, der Zeitaufwand und die Kosten für die Isolierung der Bakterien und das Antibiogramm sind praktische Einschränkungen, die den Untersucher häufiger zu einer „prädiktiven Antibiotikatherapie“ führen, die in der Veterinärmedizin sehr verbreitet ist. Auf die Antibiotika-Leitlinien der Bundes tierärztekammer sei verwiesen.
Die prädiktive Antibiotikatherapie beruht auf mehreren aufeinanderfolgenden Stufen:
• Die erste Stufe besteht in der Abklärung des eigentlichen bakteriellen Infektionsrisikos, ohne automatisch „Fieber“ mit Antibiotikum gleichzusetzen. Einerseits bekennt sich zwar die Mehrheit der Kliniker sowohl in der Human- als auch in der Veterinärmedizin zur „Überverordnung“ von Anti biotika, andererseits jedoch plädiert dieselbe Mehrheit dafür, dem Tier diese wichtige Behandlungsmöglichkeit nicht vorzuenthalten, und zwar aus verschiedenen Gründen, u. a. dem legitimen Argument der „verlorenen Heilungschancen“.
• Die zweite, hauptsächlich klinische Stufe strebt die Lokalisation des Infektionsorts an. Je nach Fall kann diese Lokalisation jedoch unterschiedlich schwierig sein: Keine Schwierigkeiten bereitet i. d. R. die Feststellung einer Pyodermie oder einer eitrigen Otitis, wohingegen bei einer tiefen Infektion der Infektionsherd mitunter nur sehr schlecht zugänglich ist. Die Entnahme eines Ohrtupfers bei einer eitrigen Otitis und die Durchführung einer bronchoalveolären Lavage bei einem stark geschwächten Tier sind schlecht vergleichbar.
• Die dritte Stufe, deren Grundlage die regelmäßige Auffrischung medizinischer Kenntnisse bildet, besteht in der Beurteilung der Wahrscheinlichkeit, mit statistisch vorherrschenden Bakterientypen konfrontiert zu werden. Natürlich sind Irrtümer nicht ausgeschlossen, aber die diesbezüglichenKenntnisse erscheinen ausreichend, damit diese „prädiktive Auswahl“ statistisch akzeptabel ist. Auch hier stößt man sofort auf große Schwierigkeiten: Nicht miteinander zu vergleichen ist beispielsweise der
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