Therapielexikon der Kleintierpraxis
Schwanzes gewisser Echsenarten, wenn diese von einem Prädator angegriffen werden oder man die Echsen zu fest fixiert.
Ätiologie
Frakturen sind bedingt durch Traumata wie Quetschungen oder Bisse, oder sie sind die Folge eines Freigangs außerhalb des Terrariums oder einer Osteofibrose. Spontanfrakturen z. B. durch Muskelzug bei rasch wachsenden Arten, und Rachitis sind nicht selten (z. B. Chamäleons).
Symptome
•Teilweises oder komplettes Abstützen des Körpers.
•Schwellung eines Gelenks oder eines Knochens.
•Paralyse im Fall einer Fraktur im Bereich der Wirbelsäule oder des Beckengürtels.
•Fehlstellung des Schwanzes aufgrund von weiter kaudal gelegenen Brüchen.
•Hyper- oder Hypoästhesie, Reflexausfall oder -verzögerung, Hyper- oder Hyporeaktivität.
Therapie
Die Therapie ist abhängig von der Art und Schwere des Traumas:
• Einfache Fraktur: Stabilisierung durch einen nichtklebenden Verband des Typs
Vetrap
®.
• Grünholzfraktur: tritt oft infolge einer Osteofibrose auf. Therapie mit Kalziumglukonat und Sonnen- bzw. UV-B-Licht im Terrarium.
• Offene Frakturen: lokale Wundversorgung und umgehende Antibiose, chirurgische Intervention und zwingend adäquate Schmerzmitteltherapie (Opioide, Entzündungshemmer wie Flunixin-Meglumin).
• Schwanzfrakturen: Chirurgische Resektion bei den Reptilien, die ihren Schwanz nicht selbstständig abwerfen können (z. T. Agamen, Warane, Schienenechsen, Chamäleons). Eine manuelle Ruptur bei den anderen Arten (Leguane, Eidechsen, z. T Agamen) induziert das Nachwachsen eines Schwanzregenerats.
•Immobilisierung mit orthopädischen Hilfsmitteln: Pin, Platte, Schrauben und Fixateur externe.
Hinweis: Die Heilung dauert unter physiologischen Bedingungen außergewöhnlich lang (6 – 8 Monate). Sie ist verkürzt auf 6 – 8 Wochen bei Patienten mit Osteofibrose.
Gicht
Definition
Die Gicht ist eine Ablagerung von Uratkristallen (Gichttophi) auf den Organen (viszerale Gicht) oder in den Gelenken (artikuläre Gicht). Die hauptsächliche Stickstofflast ist bei terrestrischen Arten die Harnsäure (Uricothelie), bei aquatischen Arten das Allantoin (Ureothelie).
Wenn die Urikämie 80 mg/l übersteigt, kristallisiert Urat aus und reichert sich in Organen (Herz, Leber, Nieren, Milz, Lunge), auf den serösen Häuten oder in Körperflüssigkeiten (Synovia der Gelenke, Urin) an.
Ätiologie
•Extrazelluläre Dehydratation.
•Niereninsuffizienz und sekundärer Mangel an renaler Filtration von Harnsäure, nierentoxische Medikamente (Sulfonamide, Aminoglykoside, Gentamicin, Furosemid etc.). (Anmerkung der Redaktion: die meisten Erreger sprechen gut auf Chloramphenicol, Fluorphenicol oder Cephalosporine an.)
•Proteinreiche Ernährung, lang andauernde Anorexie.
Diagnostik
• Blutchemie: hochgradige Urikämie (60 mg/l).
• Röntgenuntersuchung: Ablagerung von Uratkristallen in Organen und Gelenken. Abzugrenzen ist die Pseudogicht (Ablagerung von Kalziumhydroxylapatit in der Gelenkperipherie).
Therapie
• Abstellen von Ursachen der Urikämie: Jegliche Dehydratation vermeiden, reichlich zu trinken anbieten (
Dehydratation),
auf artgerechte Fütterung achten (streng vegetarische, proteinarme Diät bei Herbivoren wie Landschildkröten, Grüner Leguan; proteinarme Diät bei Omnivoren wie Bartagamen; nephrotoxische Substanzen vermeiden, kein Amynin bei Herbivoren.
•Allopurinol 20 mg/kg, 1 × tgl. p. o., zusätzlich Infusionen 10 – 20 ml/kg tgl. s. c. Folgendes Therapieschema hat sich ebenfalls bewährt: 100 mg/kg tgl p. o., dann unter URIC-Kontrolle langsam, über Monate bei reduzierter Dosis ausschleichen.
Hauterkrankungen
Ätiologie
• Traumatisch: Bisse, Verbrennungen, Carapaxfrakturen, zu feuchte Einstreu, Chemikalien.
• Bakteriell: gramnegative Bakterien und Anaerobier.
Aeromonas, Pseudomonas, Citrobacter, Serratia, Salmonella, Beneckea
etc.
• Pilzbedingt:
Aspergillus, Alternaria, Fusarium
. Diese Mykosen deuten auf mangelhafte Haltungsbedingungen hin.
• Viral: Fibropapillomatose der Meeresschildkröten. Papillomatose der Lacertiden. Pockenvirose der Krokodile.
• Parasitär:
Ektoparasiten
.
• Tumorbedingt.
• Iatrogen: Hypervitaminose A.
Symptome
•Quaddeln, Pusteln, Abszesse, Abrasionen, Exkoriationen, Vesikel, Ulzera.
•Irreversible Narbenbildung bei älteren Dermatitiden.
Therapie
• Der Erfolg einer Therapie ist abhängig von der Sorgfalt im Einhalten der Haltungsbedingungen: Feuchtigkeit, Temperatur,
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