Therapielexikon der Kleintierpraxis
ausgenommen bei Enurese und Enkoprese, da es nicht schnell genug zu einer Verbesserung des Sauberkeitsverhaltens führt.
Dermatika (topische)
Definition
Medikamente, die direkt und lokal auf die Haut wirken, um deren Zustand zu verbessern.
Wirkungsmechanismus
Die Haut stellt eine natürliche Barriere gegen das Eindringen äußerer Wirkstoffe dar.
Das Stratum corneum der Epidermis, das undurchlässig gegenüber Proteinen und teilweise durchlässig für Wasser ist, ist ein essentieller Bestandteil dieser Barriere: spontane leichte Dehydratation der Innenseite gegenüber der Außenseite und sehr schwache Penetration in umgekehrter Richtung. Das Entfernen des Stratum corneum verschlimmert die Dehydratation (z. B. Verbrennungen). Hauptpenetrationsweg für Medikamente sind Haarfollikel und Talgdrüsen (sehr dünne Epidermis).
Der Penetrationsmechanismus erfolgt auf mehrere Arten:
•Transport der medikamentösen Formulierungen von der Oberfläche in Richtung Haar-Talgdrüsen-Apparat.
•Freisetzung des aktiven Wirkstoffs aus seinem Trägerstoff.
•Absorption und Resorption des Medikaments.
Für diese aufeinanderfolgenden Phasen spielt die Art des Trägerstoffs eine ausschlaggebende Rolle.
Die kutane Absorption kann von der Art der Hautveränderung abhängen (Erosionen und Entzündung erhöhen die Absorption, während sie durch Verdickung und Lichenifikation vermindert wird), außerdem von der Applikationsart des Topikums (Einmassieren, Reiben, abdeckendes Pflaster), der Art des aktiven Wirkstoffs (ionisiert, lipid- oder wasserlöslich) und der Art des Trägerstoffs (Beschaffenheit, Hydrophilie).
Galenische Formulierungen
Die in der medizinischen Behandlung von Hunden und in geringerem Maß von Katzen überwiegend eingesetzten galenischen Formen sind:
• Shampoos: wässrige Lösungen, denen ein Tensid oder spannungsaktives Molekül und i. d. R. zusätzlich Adjuvanzien zugesetzt sind. Sie werden v. a. als Reinigungsmittel, Antiseptika und Keratomodulatoren eingesetzt.
• Gele: wässrige Lösungen, die durch eine die Viskosität erhöhende Substanz ergänzt werden, sehr hydrophil sind und v. a. bei bestimmten Pyodermieformen angewendet werden (Intertrigo, bestimmte Pododermatitiden).
• Milch, Cremes: Emulsionen aus einem wasserfreien Grundstoff in Wasser wirken entzündungshemmend und/oder antiseptisch, ohne einen okklusiven Effekt zu haben.
• Salben: Aus einer Mischung hydrophober Grundstoffe zusammengesetzt, haben sie einen abdeckenden Effekt und sind v. a. bei chronischen Dermatosen mit Verdickung der Haut indiziert.
• Sprays.
Aktive Bestandteile
Vor allem vertreten durch:
• Topische Antiparasitika und Antimykotika.
• Dermale Kortikoide: sehr häufig angewendet. Stehen in den verschiedenen, oben beschriebenen galenischen Formulierungen zur Verfügung (Milch, Creme, Salbe, Gel, Spray). Je nach Art des eingesetzten Moleküls unterscheidet man vier Klassen, von den aktivsten Wirkstoffen (Klasse I) bis zu denen, die einen gemäßigteren antiinflammatorischen Effekt haben (Klasse IV) ( Tab. 1.28 ). Bei längerem Einsatz können Dermatokortikoide eine lokale (Hautatrophie) oder sogar systemische Wirkung (Hypokortizismus) haben.
• Topische Antiinfektiva:
• Topische Antibiotika: häufig kombiniert (Neomycin, Gentamycin) mit Kortikoiden. Ihre lokale Wirkung kann in vielen Fällen den Rückgriff auf eine systemische Antibiose nicht verhindern.
• Topische Antiseptika: haben für die Therapie bestimmter Pyodermien eine große Bedeutung, da sie darauf abzielen, das bakterielle Ökosystem der Haut wiederherzustellen (PVP-Jod-, Chlorhexidinlösungen), indem sie pathogene Keime ausschalten.
• Topische Keratomodulatoren: tragen zur Verbesserung des epidermalen Stratum corneum und zur Regulation der Talgproduktion bei. Schematisch sind zu unterscheiden:
• Reinigende Wirkstoffe, die dazu dienen, die Haut zu waschen, ohne eine reaktive Reizung hervorzurufen. Einige hinterlassen nach dem Abspü len einen schützenden Lipoproteinfilm
(Sebocalm-Shampoo®, Dermaallay-Shampoo®, Dermalite-Shampoo
®).
• Keratolytika und Keratoregulatoren, häufig auf der Basis von Salicylsäure oder Vitamin A
(Sebomild P-Shampoo®, Sebolytic-Shampoo®, Dermaseb S-Shampoo®, Dermazyme-Acti-Seb®), w
erden bei den hyperkeratotischen Formen des keratoseborrhoischen Syndroms angewendet.
• Antiseborrhoika mindern die Talgsekretion, können aber eine unerwünschte detergente Wirkung haben.
• Antiseptika haben
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