Therapielexikon der Kleintierpraxis
Erkrankung, die durch die Vermehrung von Keimen der Gattung
Leptospira
in Blut und Gewebe verursacht wird. Eine Impfung ist möglich.
•Die Taxonomie der Leptospiren ist komplex. Es handelt sich um Bakterien aus der Ordnung der Spirochäten, von denen zwei Arten innerhalb der Gattung
Leptospira
existieren:
Leptospira interrogans
, die alle pathogenen Stämme umfasst, und
Leptospira biflexa
, die die Saprophyten umfasst.
Leptospira interrogans
besteht derzeit aus über 200 Serovaren, die in 23 Serogruppen unterteilt sind.
•Üblicherweise verursachen hauptsächlich zwei Serogruppen die Leptospirose bei Caniden:
Leptospira icterohaemorrhagiae
und
Leptospira canicola
. Dennoch können zahlreiche andere Serogruppen den Hund infizieren, v. a.
L. australis, autumnalis, grippotyphosa, pomona
etc.
•Die Krankheit hat nichts an Aktualität verloren und erlebt ein Wiederaufflackern undefinierbarer klinischer Formen und von der Impfung unbeeinflusster Serogruppen.
Symptome
•Neben den drei großen klassischen Formen der caninen Leptospirose – „Leptospirose mit Symptomen einer hämorrhagischen Gastroenteritis“, „ikterische Form der Leptospirose“ und „Leptospirose mit Nierensymptomen“ – konnten weniger typische Formen nachgewiesen werden. Ihre Identifikation ist den neuen Möglichkeiten der serologischen Diagnostik zu verdanken.
• Die Inkubationszeit ist je nach Form unterschiedlich. Im Schnitt beträgt sie 5 – 6 Tage, kann aber bei „Leptospirose mit Symptomen einer hämorrhagischen Gastroenteritis“ und „ikterischer Form der Leptospirose“ auch kürzer ausfallen.
• Hämorrhagische Gastroenteritis: Es dominieren die Verdauungsstörungen (unstillbare Hämatemesis und Meläna), aber die Tiere entwickeln gleichermaßen ein gefürchtetes akutes Nierenversagen. Zum klinischen Bild können auch eine Myokarditis, eine Iridozyklitis und eine Enzephalitis gehören. I. d. R. tritt der Tod innerhalb weniger Tage ein.
• Ikterus: Der Ikterus fällt auf durch seine typische gelborange Färbung (Überlagerung einer Kongestion mit der Konzentration von Gallenpigmenten). Das Auftreten von Petechien ist sehr aussagekräftig. Man kann ebenfalls die Ausbildung eines akuten Nierenversagens sowie einer Myokarditis beobachten. Die Mortalitätsrate ist sehr hoch.
• Nephritis: Manifestation durch mehr oder weniger schnell eintretendes subakutes Nierenversagen mit unterschiedlicher Symptomatik: Asthenie, Atembeschwerden, Uveitis und Myositis.
• Andere Formen: Bei den rezenten, systemisch weniger gravierenden Formen bestehen i. d. R. eine Hepatitis mit Ikterus sowie ein Nierenversagen. Ihre Inzidenz lässt den Verdacht auf Leptospirose zu, sofern die epidemiologischen Faktoren übereinstimmen.
Epidemiologie
•Leptospiren überleben ohne Vermehrung mehrere Monate unter bestimmten Umgebungsbedingungen: stehende Gewässer in warmer und feuchter Umgebung. Daher bestehen zu Herbstanfang und ggf. zu Beginn der Jagdsaison gehäuft Ansteckungsmöglichkeiten für Leptospirose.
•Geheilte oder an stummen Formen erkrankte Tiere scheiden mehrere Monate lang Leptospiren aus.
•Die Inzidenz dieser Zoonose ist stark durch den Einsatz des Tiers (z. B. Jagdhunde) geprägt.
Diagnostik
• Der Erregernachweis wird in der Praxis selten angewendet, da der Keim äußerst fragil ist und die Laboruntersuchungen unmittelbar nach Probenentnahme und vor jeder Antibiotikatherapie zu erfolgen haben (vor dem auf den Krankheitsausbruch folgenden 8. Tag: im Blut; danach: im Harn). Dabei wird mit Bakterioskopie, mit Kulturen in spezifischen Nährmedien und der Impfung empfindlicher Tiere (Meerschweinchen, Hamster) gearbeitet.
• Die Serodiagnostik wird auf Grundlage verschiedener, sich ständig weiterentwickelnder Techniken (Mikroagglutination MA, ELISA) durchgeführt. Weil ein Titeranstieg im Schnitt ab dem 7. Krankheitstag eintritt, kann die Serodiagnostik nur bei subakuten Verlaufsformen eingesetzt werden. Daher ist bevorzugt auf Antikörper-Antigen-Reaktion zu testen. Dennoch kann ein Vergleich des Titers mit der Impfanamnese richtungweisend sein.
Die inzwischen verfügbare ELISA-Technik ist noch verbesserungsfähig.
Therapie
•Die Behandlung beruht auf der medikamentösen Intensivtherapie, die aufgrund der ausgeprägten Leber- und Nierenschädigungen erschwert ist, sowie auf der Antibiotikatherapie.
•Leptospiren reagieren empfindlich auf zahlreiche Antibiotika, deren Toxizität man beachten
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