Therapielexikon der Kleintierpraxis
die Folgen einer Autointoxikation des Tiers mit fäkalen Bestandteilen, die sich im Kolon anschoppen (Koprostase). Der für ein Prostatasyndrom typische Harnstau ist seltener als eine Koprostase. Anfangs zeigt das Tier Dysurie, später Strangurie und schließlich im fortgeschrittenen Stadium Harninkontinenz. Möglicherweise führt die durch die hypertrophierte Prostata verursachte Kompression der sakralen parasympathischen Fasern zu einer Harnblasenparese.
Außerdem ist der Gang des Tiers unbeholfen. Der Rücken ist gekrümmt, die Hintergliedmaßen sind steif. Es bewegt sich mit gespreizten Hintergliedmaßen.
Verlauf
Komplikationen eines Prostatasyndroms: fast immer vorhandene Zystitis, Hydronephrose, die sich entwickelt, wenn die Dehnungsgrenze der Harnblase erreicht ist, und Tod durch Autointoxikation, wenn die Erkrankung nicht ernst genommen wurde. Als Komplikation diskutiert wird die Hernia perinealis.
Diagnostik
Die Diagnostik beruht auf der Anamnese, ergänzt durch transrektale Palpation, Röntgenuntersuchung mit und ohne Kontrastdarstellung (Doppelkontrastzystographie), Sonographie, Untersuchung von urethralen Absonderungen, Urin (kompletter Urinstatus) und Blut (Blutbild) sowie durch Biopsie (transperineal oder häufiger unter Ultraschallkontrolle). Die Haupterkrankungen der Prostata beim Hund sind in absteigender Reihenfolge: diffuse Hyperplasie (
Prostata (diffuse Hyperplasie, benigne Hyperplasie
)), Prostatitiden, squamöse Metaplasie (
Prostata (squamöse Metaplasie
)), Tumoren (
Tumoren der Prostata (maligne
)).
Therapie
Allgemeine und symptomatische Therapie
Eine allgemeine und symptomatische Therapie muss sich zunächst gegen die Autointoxikation richten, indem die Darmpassage (Spülungen) und die Miktion aufrechterhalten werden. Eine begleitende Zystitis und Niereninsuffizienz werden ebenfalls behandelt.
Spezifische Therapie
Die Therapie der Hyperplasie besteht in der Kastration oder dem Einsatz von Antiandrogenen.
Die Kastration bleibt die wirkungsvollste Maßnahme, da eine Rückbildung der Drüse sehr schnell innerhalb von 3 Wochen nach dem Eingriff eintritt. Sollte der Tierbesitzer dies ablehnen, kann eine medikamentöse Therapie vorgeschlagen werden, wobei derzeit verschiedene „Antiandrogene“ zur Verfügung stehen:
•Osateronacetat
(Ypozane
®): 0,25 – 0,5 mg/kg 1 × tgl. p. o. über 7 Tage, ist zur Behandlung der benignen Prostatahyperplasie zugelassen.
•Delmadinon
(Tardastrex
® ad us. vet): 3 mg/kg s. c. oder i. m., mit mehrmaliger Wiederholung der Injektionen im Abstand von 15 d und dann 1 Monat.
•Cyproteron (div. H. M.): 1,5 – 2 mg/kg/d p. o. über 15 d.
•Flutamid (div. H. M.): 5 mg/kg/d p. o. über 15 d.
Der Erfolg dieser Therapien ist unterschiedlich. Eine Kontrolle des Glukosespiegels ist ratsam, da einige der Wirkstoffe ein wenn auch geringes Risiko für Diabetes mellitus bergen.
Der Einsatz von Östrogenen ist aufgrund deutlicher Risiken einer durch sie induzierten Knochenmarkaplasie obsolet. Dies umso mehr, als ihre Wirksamkeit letztlich nicht größer ist als die der zuvor erwähnten Wirkstoffe.
Prostatatumoren, maligne
Tumoren der Prostata (maligne
).
Prostatazysten
Prostata- oder paraprostatische Zysten sind Veränderungen, die durch eine Wandung begrenzt, mit einer unterschiedlich getrübten Flüssigkeit gefüllt und im Drüsengewebe oder außen auf der Oberfläche gelegen sind.
•Multiple intraprostatische Zysten in Zusammenhang mit einer Hyperplasie mit Dilatation der Azini und gesteigerter Sekretion der Prostata.
•Retentionszysten bei einem Tumor oder chronischer Prostatitis.
•Zysten in Verbindung mit einer squamösen, östrogenabhängigen Erkrankung (Sertolinom, Östrogentherapie).
•Paraprostatische Zysten, die ausgehend von den Überresten der Müller-Gänge gebildet werden.
Symptome
Wie bei Prostatasyndrom (
Prostatitis
): Symptome in Kombination mit Lethargie, Anorexie und Umfangsvermehrung des Abdomens.
Bei Auftreten in Zusammenhang mit einer squamösen Metaplasie sind Feminisierung und Anämie zu beobachten.
Häufige Komplikation einer Prostatitis.
Diagnostik
• Rektale Untersuchung: häufig nicht tastbare Prostata durch Abkippen ins Abdomen.
• Röntgenuntersuchung: manchmal Verkalkungen.
• Sonographie: hypo- oder anechogene Veränderung.
Therapie
Ausschließlich chirurgisch.
•Absetzen einer Zyste.
•Omentalisation einer Zyste.
•Marsupialisation einer Zyste: Naht der Zystenränder an die Bauchdecke,
Weitere Kostenlose Bücher