Therapielexikon der Kleintierpraxis
unverzichtbar, um eine rasche Beruhigung der Symptome zu erreichen. Sobald der Schmerz gemildert ist, ergänzen die tgl. lokale Anwendung mit einem Antiseptikum (Chlorhexidin) und ggf. mit einem steroidalen Dermatikum (Hydrocortisonaceponat,
Cortavance
® Spray) die therapeutischen Maßnahmen.
Juvenile Zellulitis
Diese vesikopustuläre, auch juveniles Anasarkoid genannte Erkrankung befällt meist Welpen, die jünger als 4 Monate sind. Ein akutes Ödem von Lefzen und Lidern begleitet eine schwere Otitis externa. Die regionären Lymphknoten reagieren äußerst stark. Aus den fistelnden Läsionen tritt Eiter aus, aus dem Koagulase-positive Staphylokokken angezüchtet werden können. Die nicht eröffneten Läsionen sind dagegen steril.
Unverzichtbar ist eine orale Kortikoidtherapie (Prednisolon: 1 – 2 mg/kg auf 2 Dosen tgl.) in Verbindung mit einer aufgrund des geringen Alters der Tiere (die oft gerade geimpft werden) notwendigen Antibiose. Nur bei Therapieversagen ist das häufig beschworene Ciclosporin
(Atopica
®), 5 mg/kg/d, wirklich indiziert.
Feline Pyodermien
Die Katze leidet deutlich seltener an einer Pyodermie als der Hund. Eine Ausnahme sind Abszesse nach Bissen oder Kratzwunden verursacht durch Keime aus der Maulhöhle (z. B.
Pasteurella multocida
). I. d. R. sind eine Antibiotikatherapie und eine lokale Desinfektion, z. B. mit Chlorhexidinpräparaten, für die Heilung ausreichend.
Gelegentlich lässt sich bei der Katze eine Follikulitis beobachten, die sich sogar zu einer Zellulitis entwickeln kann. Meist ist dies eine Komplikation einer Kinnakne und kann chronisch werden. Systemische Antibiotika werden mit Erfolg eingesetzt, v. a. wenn sie nach Antibiogramm ausgesucht werden. Schließlich kann die Haut der Katze Ort einer Infektion mit
Actinomyces, Nocardia
oder Tuberkulosebakterien sein. Im Fall von Tuberkulosebakterien ist der verantwortliche Keim i. d. R.
Mycobacterium bovis
. Die Läsionen erscheinen als Ulzera, Abszesse, Plaques oder Nodula mit Austritt eines grünlichen, übel reichenden Eiters. Diese Läsionen liegen einzeln oder zahlreich hauptsächlich am Kopf, Hals oder an den Schenkeln. Allgemeinsymptome(Gewichtsverlust, Lethargie, Fieber, Lymphknotenreaktion) begleiten die Dermatose. Die Diagnostik beruht auf der kulturellen Keimisolierung aus der Probe einer Läsion und auf der Histologie.
Aufgrund des Ansteckungsrisikos für den Menschen kann die Euthanasie angeraten sein.
Infektionen mit Retroviren müssen systematisch abgeklärt werden.
Therapie der caninen Pyodermien
Die Therapie von Pyodermien, die sekundär zu verschiedenen pathologischen Zuständen viraler, parasitärer, hormoneller, metabolischer, etc. Art sind, muss selbstverständlich darauf abzielen, diese Zustände soweit wie möglich mithilfe einer minutiösen ätiologischen Diagnostik zu korrigieren. Generell ist die Therapie von Pyodermien oft fraglich, und der Tierhalter sollte darauf hingewiesen werden, dass seine Mitarbeit in Form täglicher hygienischer wie therapeutischer Pflege seines Tiers unverzichtbar für den Erfolg der Therapie ist.
Die Reinigung der Haut und das partielle oder totale Scheren der Haare um die Läsionen herum sind oft die ersten auszuführenden Schritte. Anschließend folgen eine sowohl lokale als auch systemische Therapie.
Lokale Therapie
Reinigung und Sichtbarmachen der Läsionen
Zunächst dem Tierarzt vorbehalten, später wenn möglich auch dem Tierhalter überlassen, besteht die erste und unverzichtbare Handlung darin, die purulenten Herde freizulegen, um eine bessere Penetration der Therapeutika und eine Elimination bakterieller Überreste zu erreichen.
Lokale Medikation
Zahlreiche Substanzen werden aufgrund ihrer antiseptischen Eigenschaften angeboten und werden entweder lokal 1 – 2 × tgl. aufgetupft oder in Form von Shampoos angewendet, die von den Tieren aufgrund der rasch einsetzenden Linderung oft gut toleriert werden.
Es sei auf die am häufigsten angewendeten Mittel hingewiesen, z. B. PVP-Iod in starker Verdünnung sowie stark verdünnte Chlorhexidinlösung. Sie weisen eine große Aktivität sowohl gegen grampositive als auch gramnegative Keime auf und werden vor allem zur Therapie lokalisierter tiefer Pyodermien eingesetzt (beispielsweise als Kompressen bei Kalluspyodermien oder bei nasaler Pyodermie).
Chlorhexidin ist ebenfalls als Shampoo erhältlich
(z. B. Pyoderm®, Clorexyderm-Shampoo
®), das in Konzentrationen von > 2% auch gegen bestimmte Hefen (v. a.
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