Therapielexikon der Kleintierpraxis
werden schnell sehr auffällig und führen zu einem bemitleidenswerten Aussehen des Hundes.
•Obwohl ihre Lokalisationen nicht typisch sind, treten die verschiedenen Läsionen und ganz besonders die Primärläsionen vorzugsweise an exponierten Stellen wie den Ohrmuscheln, der Außenseite der Ellbogen, der Unterseite des Abdomens und des Thorax auf. Der Begriff „Muschelkalk“ bezeichnet eine unregelmäßige Haut des Ohrlappens aufgrund vieler kleiner Krusten, deren Palpation den Eindruck von Sandkörnern erweckt.
•Obwohl diese Läsionen zur Generalisierung neigen, muss betont werden, dass der Rücken i. d. R. ausgespart bleibt. Auch wenn Beobachtungen das Gegenteil bestätigen können, muss darauf hingewiesen werden, dass ein Hund mit Räude auch von anderen begleitenden Hauterkrankungen befallen werden kann (allergische Dermatitiden) und dass sich die verschiedenen Sekundärinfektionen (Pyodermie und Malassezien-Dermatitis) stark ausbreiten können.
•Die Auswirkungen auf den Allgemeinzustand können gravierend sein (Glomerulonephritis): Von einer starken und sich verschlimmernden Hauterkrankung kann sich die Räude in eine äußerst schwächende Allgemeinerkrankung verwandeln.
Diagnostik
•Die Diagnosestellung erweist sich häufig als schwierig. Die Sarcoptesräude wird insgesamt unterdiagnostiziert. Es besteht kein Zusammenhang zwischen der Intensität der Symptome und dem Nachweis von Sarcoptesmilben.
•Ein Verdacht auf Sarcoptesräude besteht bei jedem Fall von starkem und/oder chronischem Juckreiz beim Hund. Der Nachweis des Kratzreflexes unterstützt den Verdacht, sein Fehlen hebt ihn jedoch nicht auf.
Die Diagnosesicherung erfordert den direkten Nachweis der Parasiten, ihrer Eier oder ihrer Exkremente (Pellets) bei der mikroskopischen Untersuchung der Hautgeschabsel. Dennoch kann sich diese Diagnose in vielen Fällen von tatsächlicher Räude als falschnegativ herausstellen (> 50%).
•Aufgrund dieser Schwierigkeiten müssen die Probenentnahmen äußerst sorgfältig erfolgen. Die am besten geeigneten Stellen sind der äußere Ohrrand, die Ohrspitze und der Ellbogenhöcker, besonders bei starker Hautverdickung. In der Regel werden zahlreiche Hautgeschabsel an den „Räudeknöpfen“ und um sie herum, also an möglichst frischen Veränderungen, entnommen werden.
•Man spannt die Haut mit Daumen und Zeigefinger und kratzt dann mit einem zuvor in Paraffinöl getauchten stumpfen Skalpell die Haut großflächiger und bringt das Material auf den Objektträger. Nun wird es miteinem Tropfen Paraffinöl vermischt und abgedeckt und kann unter dem Mikroskop bei 40 – 100-facher Vergrößerung untersucht werden.
•Der Nachweis von Sarcoptesmilben kann in verschiedenen Stadien erfolgen: adulte Sarcoptesmilben mit gedrungenem, scheiben- oder ovalförmigem Körper von 0,30 – 0,40 mm Länge und mit vier Beinpaaren ausgestattet, wobei die zwei vorderen Beinpaare kurz sind und nicht über den Rumpf hinausragen. Die beiden hinteren Beinpaare sind atrophiert und reichen nicht über den kaudalen Teil des Körpers hinaus. Kleinere Nymphen. Larven mit drei Beinpaaren oder elliptische Eier von 100 μm Länge.
Inzwischen ist auch eine Serumdiagnostik mittels ELISA möglich, einem sensitiven und sehr spezifischen Test (über 95% der Hunde, die serumpositiv sind, leiden auch tatsächlich an Sarcoptesräude).
•Eine Einschränkung dieses Diagnoseverfahrens besteht darin, dass die Serokonversion nur langsam vonstatten geht und 1 – 3 Wochen nach Auftreten der ersten Symptome dauern kann.
Hinweis: Nicht alle klinisch erkrankten Hunde entwickeln positive Antikörperspiegel, speziell dann nicht, wenn sie länger oder mit höheren Dosen von Kortikoiden vorbehandelt sind.
•Zu beachten ist auch, dass die Reaktion auf
Dermatophagoides farinae
im Intrakutantest oder im ELISA bei Hunden mit Sarcoptesräude häufig positiv ausfällt.
Die diagnostische Therapie stellt eine allgemein anerkannte Vorgehensweise dar angesichts der Einschränkungen beim Hautgeschabsel und der großen Wirksamkeit moderner Behandlungsmethoden („if you suspect it, treat it“).
•Sie hat vor allem bei sehr intensivem Juckreiz, bei „Muschelkalk“ sowie bei starken entzündlichen Läsionen der Ellbogen ihre Berechtigung. Das Alter des Tieres und seine mögliche Haltung in Gemeinschaft sind ebenfalls zu berücksichtigen.
•Aufgrund des breiten Wirkspektrums der zahlreichen topischen oder systemischen Präparate bleibt die
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