Therapielexikon der Kleintierpraxis
elektrophysiologische Untersuchung eine irreversible Läsion bestätigt hat.
Ranula
Speicheldrüsen (Pathologie
).
Räude und Pseudoräude
Räude und Pseudoräude sind Dermatitiden, die durch Milben hervorgerufen werden. Sie manifestieren sich durch heftigen Juckreiz, eine durch Kratzen bedingte Alopezie und sekundäre Verhornungsstörungen mit ausgeprägter Tendenz zu Superinfektionen mit Bakterien und Hefepilzen.
Räude wird von Räudemilben hervorgerufen:
•
Sarcoptes scabiei variatio
canis ist der Erreger der caninen Sarcoptesräude. Die Sarcoptesmilbe des Hundes kann auch den Menschen infizieren, ohne jedoch ihren vollständigen Zyklus zu durchlaufen, und eine „Prurigo“ (= juckende Papeln) an den Stellen auslösen, die mit dem von Räude befallenen Hund in Kontakt gekommen sind. Die Sarcoptesräude bei der Katze ist die Ausnahme, eine echte Sarcoptesräude bei dieser Spezies gibt es nicht.
•
Notoedres cati
ist der Erreger der felinen Notoedresräude , die in Deutschland die Ausnahme, in Nachbarländern wie Italien jedoch keine Seltenheit ist.
•
Otodectes cynotis
ist der Erreger der Otodectes-Räude bzw von
Ohrmilbenbefall (Otocariasis
), einer bei Hunden und Katzen auftretenden Erkrankung, die im Wesentlichen den äußeren Gehörgang betrifft, mit seltener Ausbreitung auf den restlichen Körper (v. a. bei der Katze).
Die Gemeinsamkeit dieser Milbenarten besteht darin, dass sie sich in der Hornschicht oder auf der Oberfläche der Epidermis entwickeln. Ihre Resistenz in der Außenumgebung ist gering (< 2 Wochen). Eine Ansteckung erfordert den Kontakt mit einem erkrankten Tier, vor allem, aber nicht ausschließlich mit einem in Gemeinschaft gehaltenen Tier.
Pseudoräude wird von verwandten Milben hervorgerufen, die aber keine Räudemilben sind:
•
Cheyletiella yasguri
ist der Erreger der
Cheyletiellose
beim Hund.
•Die Larven von
Neotrombicula autumnalis
sind ursächlich für die Trombikulose oder Trombidiose beim Hund, bei der Katze und sehr vielen anderen Karnivorenspezies, bei Vögeln und sogar Reptilien.
•Die Infestation mit
Dermanyssus gallinae
, einem Geflügelparasiten (= rote Laus), ohne wirkliche Verbreitung, kann relativ selten einer Räude beim Hund, beim Menschen und anderen Säugetieren wie dem Pferd zugrunde liegen (
Dermatitis durch Dermanyssus gallinae
).
Sarcoptesräude
Canine Dermatitis, ansteckend und stark juckend, hervorgerufen durch die Entwicklung und Verbreitung einer histophagen Räudemilbe in und auf der Oberfläche der Haut:
Sarcoptes scabiei var. canis
.
Klinik
Die Sarcoptesräude manifestiert sich durch intensiven Juckreiz und wenige typische Läsionen, aber an exponierten Lokalisationen.
•Nach der Ansteckung, deren Ursprung häufig schwer bestimmbar ist, dauert die Inkubation 1 – 3 Wochen.
•Der anfangs mäßige Juckreiz wird schnell intensiv. Ein Hund mit Räude, der sich während der Vorstellung in der Tierarztpraxis nicht heftig kratzt, ist die Ausnahme. Dagegen zeigt ein Hund mit einer allergischen Dermatitis unter denselben Umständen i. d. R. keine so starke Reaktion. Bei manchen Tieren kann der starke und quasi permanent bestehende Juckreiz noch durch Wärme verstärkt werden.
•Der Kratzreflex (Auslösen einer „Radfahr“-Bewegung mit dem jeweiligen Hinterlauf, hervorgerufen durch das Reiben am hinteren Ohrrand, v. a. im Bereich der Henri-Tasche), ist sehr häufig vorhanden, selbst wenn keine Läsionen an den Ohren festzustellen sind. Er ist aber nicht pathognomonisch. Der Kratzreflex darf nicht mit dem Ohrkratzreflex verwechselt werden, der durch eine Berührung am äußeren Gehörgang (v. a. bei erythematöser Otitis) ausgelöst wird.
•Die Primärläsionen werden schnell durch die starken Sekundärerscheinungen in den Hintergrund gedrängt. Dennoch müssen sie sorgfältig untersucht werden, da ihre Lokalisationen bevorzugt für die Entnahme von Hautgeschabseln gewählt werden. Neben einem unspezifischen Erythem sind es Papeln und/oder Krusten, üblicherweise als Eindringstelle des weiblichen Parasiten betrachtet, der Tunnel in die Haut gräbt. Der Terminus „Räudeknopf“ bezeichnet eine punktförmige, papulöse und rötliche Läsion, die von einer dicken gelblichen Kruste überdeckt ist.
•Die Sekundärläsionen – Exkoriationen, Krusten, Hyperpigmentierung,Lichenifikation – an den unterschiedlichen Manifestationen entstehen durch die Bemühungen des Tiers, seinen Juckreiz zu lindern. Diese unspezifischen Veränderungen
Weitere Kostenlose Bücher