Therapielexikon der Kleintierpraxis
Untersuchung: B ei einem paraplegischen Tier beurteilt man die Reaktion auf Stimuli (Stiche, Zwicken) und klärt die Kontrolle der Harnblase ab. Deutlich vorhandener Tiefenschmerz und eine positiveKontrolle der Harnblase sprechen für eine günstige Prognose. Ein völlig inkontinentes Tier, das auf keine Stimuli reagiert, wird nicht lange überleben können.
• Röntgenuntersuchung: Empfohlen wird eine schonende Manipulation des traumatisierten Patienten, eventuell unter leichter Narkose.
Es muss abgeklärt werden, ob der Spinalkanal vollständig oder teilweise intakt ist. Liegt keine Ruptur vor, handelt es sich häufig um einen spinalen Schock, der i. d. R. vorübergehender Natur ist.
Therapie
•Ruhigstellung auf harter Unterlage in Seitenlage.
•Notfalltherapie.
•Intravenöse Injektion von Dexamethason: 2 mg/kg/12 h.
•Intravenöse Injektion von 20 %igem Mannitol: 1 g/kg/1 h.
• Chirurgische Behandlung: Bei einer Verschiebung um mehr als 10 % des Wirbelkörperdurchmessers ist eine Stabilisierung notwendig. Dieser Eingriff muss schnellstmöglich erfolgen. Nach 24 Stunden ist er wirkungslos.
Kopfverletzungen
Schädel-Hirn-Traumata
• Prognose:
•Ein stärkeres oder schwächeres Nachlassen der Aufmerksamkeit ist ein Indikator für das Ausmaß der Läsionen (Kompression durch Blutung).
•Apathie und Stupor sind i. d. R. reversibel. Eine starke Kontusion kann ein tiefes, häufig irreversibles Koma hervorrufen. Dabei sind in Verbindung mit einer Hämorrhagie ein schneller Puls, eine Cheyne-Stokes-Atmung, eine spastische Lähmung und schließlich ein Hirnödem zu beobachten.
•Symptome, die die Prognose verschlechtern.
–Vollständige Starre = Enthirnung (Dezerebrationshaltung).
–Vordergliedmaßenextension (starr) + Hintergliedmaßenflexion (schlaff) = Dezerebellationshaltung.
–Opisthotonus.
–Permanente Mydriasis.
–Ohrenausfluss.
• Therapie:
•Ruhigstellung (Sedativa, Neuroleptika).
•Intravenöse Injektion von Mannitol in 20 %iger Lösung: 1 g/kg in 20 min.
•Intramuskuläre Injektion von Dexamethason: 2 mg/kg/8 h über mehrere d, abhängig vom klinischen Verlauf.
Gesichtstraumata
• Fraktur der Gesichtsknochen: lokale Wundversorgung und vor allem Verabreichung von blutstillenden Medikamenten.
• Fraktur des Unterkiefers: Operativer Eingriff kann später erfolgen. Die Fraktur lässt sich durch einfaches Zubinden bis zur Operation ruhig stellen.
• Prolapsus bulbi: Notoperation.
Beckenläsionen
Beckenfrakturen
• Bei einfachen Frakturen, die den Beckendurchmesser nicht verändern, und bei Ischium-, Ilium- oder Schambeinfrakturen ist Käfigruhe ausreichend.
• Trümmerfrakturen und Frakturen des Azetabulums erfordern orthopädische Chirurgie durch einen Spezialisten.
Weichteilläsionen
• Rektale Hämorrhagie: lokale Behandlung. Antibiotika. Blutstillende Medikamente.
• Ruptur der Harnblase: chirurgische Therapie.
Traumata des Bewegungsapparates
Sofortiger Eingriff
Manche Läsionen des Bewegungsapparates erfordern im Rahmen des Möglichen einen schnellen Eingriff, z. B.:
•Offene Frakturen.
•Bestimmte Luxationen.
•Sehnen(ab)risse.
Offene Frakturen
Es werden drei Typen unterschieden:
• Typ-A-Fraktur: Die Knochenspitze hat von innen nach außen den Weichteilmantel durchstoßen (60 % der Fälle).
• Typ-B-Fraktur: Die Knochenspitze perforiert die Haut nach innen (30 % der Fälle).
• Typ-C-Fraktur: ausgedehnte Weichteilbeschädigung mit Trümmerfrakturen (Schusswaffen) (10 % der Fälle).
Behandlungsprinzipien:
•Typ-A-Läsionen bleiben von der Kontamination durch pathogene Keime in den ersten 6 Stunden verschont. Daher die Notwendigkeit eines schnellstmöglichen Eingriffs.
•Bei Typ-B- oder Typ-C-Läsionen sowie bei Typ-A-Läsionen nach 6 Stunden ensteht ohne Behandlung eine Gewebenekrose, die die Entwicklung von Keimen stark begünstigt. Das bedeutet:
•Systemische Antibiose (z. B. Cefalexin).
•Unverzügliches Debridement und Entfernung aller verschmutzten Materialien.
•Kein Einschluss der Wunde unter Okklusivverband (stattdessen luftdurchlässige Gaze +
Betadine
®).
•Spülung der Wunden (NaCl + Antibiotikum).
•Etwas später kann die adäquate chirurgische Versorgung durchgeführt werden.
Luxationen Manuelle Reposition ist häufig besonders bei folgenden Luxationen möglich:
•Coxofemoral.
•Tibiotarsal.
•Scapulohumeral.
•Humeroradiokubital.
•Metacarpal, digital.
Orthopädische chirurgische
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