Therapielexikon der Kleintierpraxis
experimentelle Übertragung ist über alle Injektionswege, oral oder intranasal möglich.
• Die natürliche Übertragung erfolgt folgendermaßen:
•Direkt: zwischen Kaninchen, die ersten Symptome treten 48 Stunden später auf.
•Indirekt: auf oralem Weg (über Kadaver, kontaminiertes Futter oder Grünzeug); über Hunde, die nach Aufnahme kontaminierter Kadaver über ihren Kot oder durch direkten Kontakt mit den Kaninchen kontagiös werden; über Insekten, die passive Vektoren des Virus sind.
Klinik
•Die Erkrankung verläuft extrem schnell. In den meisten Fällen tritt der Tod ein, bevor sich Symptome zeigen.
•Bei aufmerksamer Beobachtung zeigt sich ein Temperaturhöhepunkt, auf den 24 Stunden später Dyspnoe und Hypothermie folgen, manchmal auch Epistaxis und Meläna.
Diagnostik
• Klinisch.
• Sektion: kongestive und hämorrhagische Läsionen in den Lungenflügeln, an der Trachea, manchmal an Nieren, Milz, Darm und Thymus. Die Läsionen sind von akuter Pasteurellose oder Hitzschlag zu differenzieren. Die Leber erscheint wie gekocht, gebleicht, hypertrophisch, manchmal ikterisch.
• Experimentell: ELISA, Elektronenmikroskopie.
Prävention
• Hygiene: Kontakt zu Hunden vermeiden, in epizootischen Perioden kein Grünzeug füttern, Einschleppen des Virus verhindern (durch Insekten, Stroh, Futter von Feldern, wo Wildkaninchen leben).
• Medikamentös:
•Vier zugelassene Impfstoffe sind zurzeit verfügbar
(Cunivac RHD, Rikavac RHD, Lapimed RHD
und
Dircunimix
mit Myxomatose Cunical).
•Sie sorgen für eine gute Immunität, die 5 – 7 Tage nach der Injektion einsetzt. In der Praxis erfolgt die Erstimpfung im Alter von 8 Wochen. Wiederholungsimpfungen alle 12 Monate.
Rhinitis
Anatomische und physiologische Besonderheiten
•Kaninchen und Nager sind aufgrund ihrer Anatomie prädisponiert für Atemwegsinfektionen: enge obere Atemwege, kleine Brusthöhle, persistierender Thymus.
•Die erste Atemphase (Inspiration) entsteht durch eine Zwerchfellkontraktion, die Atemfrequenz beträgt 30 – 60 Atemzüge/Minute bei Kaninchen bzw. 50 – 200 bei Nagetieren.
•Die natürliche Flora des Nasen-Respirations-Trakts besteht aus
Moraxella
sp.,
Micrococcus
sp.,
Neisseria
sp.
Ätiologie
•Jede Umgebungsstörung begünstigt respiratorische Erkrankungen: plötzliche Temperaturschwankungen, extreme Temperaturen (< 25 °C), unzureichende Belüftung, Zugluft, Transporte, Ammoniakausdünstungen (keine erneuerte Einstreu).
•Am häufigsten nachgewiesen werden folgende pathogene Keime:
Pasteurella multocida
(Kaninchen, Meerschweinchen, Chinchilla, Präriehund),
Pasteurella pneumotropica
(andere Nager),
Bordetella bronchiseptica
(Kaninchen und Nager),
Corynebacterium pyogenes
(Ratten, Mäuse, Hamster),
Klebsiella pneumoniae
(Meerschweinchen),
Staphylococcus aureus
(Kaninchen),
Pseudomonas
sp.,
Escherichia coli, Streptococcus pneumoniae
(Ratten),
Mycoplasma pulmonis
(Ratten).
•Die genannten Bakterien, von denen mehr oder weniger virulente Stämme existieren, treten meist assoziiert auf. Auch das Sendai-Virus kommt oft vor: Allein gilt es als nicht pathogen. In Verbindung mit anderen Keimen kann es jedoch zu einer schweren Schnupfenform führen.
•Rezidivierender Schnupfen beim Kaninchen steht oft im Zusammenhang mit einer Zahninfektion.
Symptome
•Seröser, später eitriger Nasenausfluss, Konjunktivitis, Niesen, Atemprobleme, Verengung der oberen Atemwege.
•Manchmal in Verbindung mit Ulzera und Abszessen der Haut (Augenlider, Lippen etc.).
•Die Prognose ist aufgrund der ständigen Gefahr von Lungenkomplikationen immer mit Vorbehalt zu stellen.
Therapie
• Systemische Therapie vorzugsweise mittels Injektionen:
•Enrofloxacin (10 – 15 mg/kg/12 h), Marbofloxacin (5 – 7 mg/kg/12 h).
•Immunmodulatoren (Paramunitätsinducer
Zylexis®)
und Antiphlogistika: Tab. 2.35 und Tab. 2.46
(Anhang Nagetiere und Kaninchen)
.
• Lokale Therapie: Inhalieren: 2 × tgl. 15 min. über 10 d. Die Inhalationslösung sollte ein Antibiotikum (Chloramphenicol, Gentamicin), einen Schleimlöser (Acetylcystein) und ein respiratorisches Antiseptikum enthalten.
Hinweis: Die Haltungsbedingungen müssen unbedingt kontrolliert werden. Außerdem ist eine gründliche Untersuchung der Maulhöhle inklusive der Zähne durchzuführen.
Scheinträchtigkeit beim Kaninchen
Salmonellose
Epidemiologie
•Salmonellosen sind bei immunsupprimierten Tieren zu beobachten (Jungtiere beim Entwöhnen, trächtige
Weitere Kostenlose Bücher