Thomas' Entscheidung (Scanguards Vampire - Buch 8)
möglich, dass Xander in jener Nacht Hilfe gehabt hatte? Hatte Kasper seine eigene Macht in Xander gesandt, um seinem Anhänger bei Thomas‘ Niederlage zu helfen? Um ihn glauben zu lassen, dass all seine Anhänger stärker und mächtiger waren, als es tatsächlich der Fall war?
Thomas ließ von Xanders Geist ab und dieser senkte sofort seine Arme und keuchte.
„Geh mir aus den Augen! Oder ich werde dich zerquetschen!“, warnte er ihn.
Mit panischem Blick stolperte Xander aus dem Zimmer.
In Thomas‘ Innerem begann die dunkle Macht, sich zu beruhigen. Sie war für einen Augenblick befriedigt worden. Sie hatte ihre Überlegenheit bewiesen und war jetzt beschwichtigt. Aber für wie lange?
38
Eddie hörte das Klingeln seines Handys über seinen mit Bluetooth ausgestatteten Helm, als er sein Motorrad durch den leichten Verkehr navigierte. Auf der Suche nach Thomas hatte er die Stadt durchkämmt. Ohne Erfolg. Mit jeder Stunde, die verging, fühlte er sich schlechter, weil er wusste, dass all das seine Schuld war. Thomas war seinetwegen verschwunden, also war es seine Aufgabe, ihn zu finden.
Er beantwortete den Anruf. „Ja?“
„Ich dachte, ich sollte es dir sagen. Wir wissen, wo Thomas ist“, sagte Cain.
Eddies Herz hüpfte und die Last, die auf seinen Schultern gelegen hatte, fiel ab. Jetzt würde alles gut werden. Er würde zu Thomas gehen und mit ihm reden. Ihm gestehen, was er wirklich in seinem Herzen verspürte und sich entschuldigen. „Wo?“
„Äh, er ist bei Xander und seinen Leuten.“
Der Schock brachte Eddies Herz zum Stillstand. „Sie haben ihn gefangen genommen? Scheiße!“ Seine Hände formten sich zu Krallen und seine Reißzähne verlängerten sich. Er würde diesen Mistkerlen bei lebendigem Leib das Fell über die Ohren ziehen, wenn sie Thomas etwas antaten.
„Nein, Eddie. Das haben sie nicht.“
„Aber du hast doch gerade gesagt –“
„Er hat sich ihnen angeschlossen“, unterbrach Cain ihn.
„Sich ihnen angeschlossen? Das würde er nie tun!“ Eddie versucht, die Informationen zu verarbeiten und verlangsamte sein Motorrad.
„Tut mir leid. Ich dachte, du solltest es erfahren, da du und er . . . “ Am anderen Ende der Leitung entstand eine Pause. „Hör zu, es geht mich ja nichts an, aber wenn du ihn liebst, dann wäre jetzt der richtige Zeitpunkt, ihm zu helfen. Wenn jemand es kann, dann bist du das.“
Fassungslos schnappte Eddie nach Luft. Wie konnte Cain wissen, dass er Thomas liebte, wo er es doch gerade selbst erst kapiert hatte? „Wie hast du es herausgefunden?“
„Ich sah dich und ihn in seiner Garage küssen. Ich wollte euch nicht nachspionieren, aber ich kam gerade zufällig vorbei.“
„Verdammt!“, zischte Eddie.
„Hey“, beschwichtigte Cain ihn schnell. „Ich verurteile ja niemanden. Was auch immer dich anmacht. Ich sage ja nur, wenn es etwas gibt, dass du und er bereinigen müsst, um euch wieder zu vertragen . . . “
„Uns wieder zu vertragen?“
„Ja, ist ja ziemlich offensichtlich. Als ihr beide bei Olivers Party wart, lag eine Spannung zwischen euch. Und dann ist Thomas vorzeitig gegangen. Hör zu, es ist mir egal, worum es geht. Nicht meine Angelegenheit. Aber wenn es etwas gibt, was du tun kannst . . . Samson hat es schon versucht, aber er ist nicht zu ihm durchgekommen. Amaury sagte, dass Thomas behauptet hat, er hätte nichts mehr zu verlieren.“
„Ach Scheiße“, fluchte Eddie. Thomas war wegen ihm ausgerastet. „Du musst nicht mehr sagen. Wer bewacht das Haus in Chinatown?“
„Jay, warum?“
„Ruf ihn an und sag ihm, ich werde ihn in fünfzehn Minuten ablösen.“
„Was hast du vor?“
Was er schon die ganze Zeit plante. „Ich werde mit Thomas reden.“ Und wenn reden nicht genug wäre, würde er auf seine Knie fallen. Hatte Thomas nicht einmal gesagt, dass er es nicht altmodisch fände, auf die Knie zu fallen? Plötzlich fand Eddie es auch nicht mehr altmodisch.
Eddie wendete und fuhr Richtung Chinatown, wo er in Rekordzeit ankam. Er parkte das Motorrad und eilte zu dem dunklen Eingangsbereich, wo Jay wartete.
„Hat sich was bewegt?“, fragte Eddie statt einer Begrüßung.
Jay schüttelte den Kopf. „Niemand ist in den zwei Stunden, die ich schon hier bin, hinein- oder hinausgegangen. Ich übergebe dann an dich.“
Eddie hob die Hand zum Abschied und blickte zu dem Haus auf der anderen Straßenseite. Die Lichter brannten in mehreren Räumen, aber er konnte nicht erkennen, ob sich im Inneren
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