Thomas' Entscheidung (Scanguards Vampire - Buch 8)
auf den Fersen vor und zurück und schob seine Hände in die Hosentaschen. „Es gibt etwas, was du wissen musst.“ Er holte tief Luft. „Nina, ich bin schwul. Und Thomas ist mein Geliebter.“
Er stieß den Atem aus und sah Nina nicht an; er könnte es nicht ertragen, die Enttäuschung in ihren Augen zu sehen. Nicht ein Wort kam von seiner Schwester. Nur betroffenes Schweigen drang zu ihm durch. Er schluckte den Kloß in seinem Hals hinunter.
„Es tut mir leid“, murmelte er. „Ich habe mir das nicht ausgesucht. Es ist einfach passiert. Und ich kann es nicht rückgängig machen. Ich bin, was ich bin. Ich wollte dich nicht wieder enttäuschen.“
Als eine weiche Hand seinen Unterarm berührte, riss er den Kopf hoch.
Nina sah ihn mit ihren braunen Augen an. „Mich enttäuschen? Ach, Eddie, du enttäuschst mich doch nicht. Du bist mein Bruder, meine Familie. Ich liebe dich, egal was passiert.“ Sie seufzte. „Sieht aus, als wäre mein Schwulenradar derzeit im Eimer. Das habe ich wirklich nicht kommen sehen.“
Zaghaft erwiderte er ihr Lächeln. Hieß das, sie akzeptierte ihn so, wie er war?
„Wie lange verbirgst du das denn schon vor mir?“
Er zuckte mit den Schultern. „Ich bin mir nicht sicher, Schwesterchen. Ich glaube, ich hab’s immer gewusst, aber ich hab es so sehr unterdrückt, dass ich mir nie wirklich darüber bewusst war. Aber nach meiner Verwandlung hat sich alles verändert. Meine . . . äh . . . Begierden sind stärker geworden, weißt du. Und als ich dann hörte, wie jemand sagte, dass Thomas für mich schwärmt, glaube ich, hat das etwas in mir ausgelöst.“
„Du hast das von jemandem gehört?“
„Lange Geschichte. Spielt jetzt keine Rolle mehr. Es ist passiert und ich bin froh darüber. Aber ich hab‘s vermasselt, Nina. Ich habe einen Riesenfehler gemacht.“ Er seufzte schwer, verbarg sein Gesicht in den Händen und drückte den Schluchzer zurück, der seiner Brust entfliehen wollte.
Nina griff nach ihm und streichelte seine Wange. „Wie vermasselt?“
Er begegnete ihren Augen und sah die Besorgnis darin. Und noch etwas: Akzeptanz. Wie hatte er je daran zweifeln können, dass sie ihn immer noch lieben würde?
„Thomas wollte, dass ich mich dazu bekenne, schwul zu sein. Ich konnte es nicht. Ich wies ihn zurück, Nina. Ich habe ihm weh getan. Darum hat er uns verlassen. Er hat sich diesen Vampiren, die überall in der Stadt schreckliche Verbrechen begehen, angeschlossen. Weil ich zu feige war, meinen Mann zu stehen und allen zu sagen, dass ich ihn liebe. Verdammt, ich konnte noch nicht einmal Thomas selbst sagen, dass ich ihn liebe.“
„Aber du liebst ihn?“
Eddie nickte. „Mit meinem ganzen Herzen. Ich darf ihn nicht verlieren, Nina. Das ertrag ich nicht.“
Nina schlang ihre Arme um ihn. „Dann musst du alles in deiner Macht stehende tun, um ihn zurück zu gewinnen.“
Er umarmte sie eng.
„Was immer du brauchst, ich bin für dich da“, flüsterte sie.
„Danke.“ Widerwillig ließ er sie los. Dann öffnete er die Tür zum Flur. „Du solltest jetzt nach Hause gehen. Wir müssen uns heute Nacht um eine Menge Dinge kümmern.“
Sie nickte und folgte ihm in den Flur. „Ruf mich an, sobald du etwas hörst.“
„Das mache ich. Und es tut mir leid, dass ich dich auf Wohnungssuche geschickt habe.“
Sie lächelte als Antwort, und er sah ihr nach, wie sie in Richtung Aufzug ging.
Hinter ihm öffnete sich eine Tür. „Eddie! Da bist du ja.“
Eddie wandte sich um, und sah, wie Gabriel ihn in sein Büro winkte, sein Gesicht düster. „Bin gerade zurück gekommen.“
„Gut. Bevor du irgendetwas tust, musst du mein Passwort aktivieren. Die Idioten in der IT Abteilung behaupten, sie haben keinen Zugang, und ich kann ohne Zugang zum Computer nichts unternehmen.“
Eddie marschierte vorbei an Gabriel und ließ sich in den Stuhl hinter seinem Schreibtisch fallen. Er öffnete ein neues Fenster auf dem Monitor. „Ich dürfte das schon hinbekommen. Thomas gab mir Zugriff auf die Management-Profile.“
„Das ist die beste Nachricht, die ich heute Nacht gehört habe“, erwiderte Gabriel und blickte über Eddies Schulter.
Eddie loggte sich in das Kontrollsystem ein und navigierte zum richtigen Bereich, dann fand er in der Namensliste Gabriels Namen. „Hier bist du“, murmelte er vor sich hin und wählte Gabriels Profil. Ein neues Fenster öffnete sich und Eddie begann zu tippen. Er drückte die Eingabetaste, doch der Computer nahm das neue Passwort nicht
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