Thomas' Entscheidung (Scanguards Vampire - Buch 8)
Vielleicht hat er einfach seine Pläne geändert.“
Thomas runzelte die Stirn. Der Butler hatte recht. Kasper hatte es sich zur Gewohnheit gemacht, immer dort und dann aufzutauchen, wo und wann er am wenigsten erwartet wurde. Er schien allgegenwärtig zu sein. Es war manchmal regelrecht irritierend und beunruhigend.
„Wo ist er jetzt?“, fragte Thomas.
„Unten. Aber er hat angeordnet, nicht gestört zu werden.“
Thomas‘ Nackenhaare stellten sich auf. War Kasper mit einem anderen Mann zusammen? Während Thomas sich vollkommen bewusst war, dass Kasper fickte wen er wollte, egal ob Mann oder Frau, ging der Gedanke, dass sich diese Sachen unter ihrem gemeinsamen Dach abspielten, Thomas gegen den Strich. Sie waren sich einig geworden, dass solche Seitensprünge außerhalb ihres Zuhauses stattfinden würden.
Thomas‘ Fänge verlängerten sich und ein tiefes Knurren löste sich von seinen Lippen. Jeeves wich einen Schritt zurück. Der Sterbliche war sich bewusst, dass er für Vampire arbeitete, und war in der Tat schon seit vielen Jahren von Kasper angestellt. Mit Hilfe von Gedankenkontrolle und einem großzügigen Lohn wurde er leicht kontrolliert. Er war Kasper gegenüber loyal.
„Wer ist mit ihm zusammen?“
Jeeves senkte seine Lider. „Niemand, Sir.“
„Du bist ein noch schlechterer Lügner als ich, Jeeves“, antwortete Thomas und marschierte zur Tür, die in den Keller führte.
„Sir, bitte, Master . . . “, rief er ihm nach, doch Thomas ignorierte ihn, nahm zwei Stufen auf einmal und stieg in den Keller hinunter.
Es roch muffig und feucht. Elektrische Lichter waren entlang des langen Flurs installiert worden. Es war eine Verbesserung gegenüber der alten Gaslampen, die es im Landhaus von Thomas‘ Vater gab. Kasper war stets auf dem neuesten Stand der Technik und wann immer eine neue Erfindung publik wurde, war Kasper einer der ersten, der diese ausprobierte.
Ein Geräusch kam aus einem der Zimmer am Ende des Korridors und seine Füße trugen ihn näher. Seine Brust straffte sich, seine Hände ballten sich zu Fäusten, und Eifersucht raste durch seine Adern.
Thomas riss ohne anzuklopfen die Tür auf. Er roch den Menschen sofort, aber Kasper ernährte sich weder von einem Menschen, noch fickte er einen. Thomas‘ ganzer Körper rebellierte gegen das, was seine Augen in Sekundenschnelle wahrnahmen.
Eine Frau war an ein Gestell an der Wand gefesselt. Ihr schwangerer Bauch ragte markant hervor. In der Londoner Gesellschaft sah man nur selten schwangere Frauen, da diese normalerweise zuhause blieben, sobald sie dicker wurden. Doch hatte Thomas eine Bekannte seiner Familie während ihrer Schwangerschaft gesehen und meinte deshalb an der Größe des Bauches zu erkennen, dass diese Frau nur wenige Wochen, wenn nicht Tage, vor der Geburt ihres Kindes stand.
Doch er wusste sofort, dass das Baby in ihrem Bauch nie das Licht der Welt erblicken würde, noch würde die Frau jemals wieder die Sonne auf ihrem Gesicht spüren.
Ein Vampir stand vor ihr und hielt ein Messer in seinen Händen. Neben ihm stand Kasper; seine Augen waren auf die beiden gerichtet.
„Du kannst nicht beide haben! Du kannst nur einen retten. Such‘s dir aus! Entweder deine Gefährtin oder dein Kind!“
Thomas eilte in den Raum. „Was zum Teufel machst du?“
Kaspers Kopf wirbelte zu ihm herum. „Halt dich da raus, Thomas!“, knurrte er. Dann verengten sich seine Augen und er konzentrierte sich wieder auf den anderen Vampir.
Thomas sah, wie flackerndes Licht aus Kaspers Körper auf den anderen Vampir zu schoss.
„Nein!“, rief Thomas aus, als ihm klar wurde, dass Kasper Gedankenkontrolle verwendete, um den Vampir dazu zu bringen, Kaspers Verbrechen auszuführen.
„Er muss bestraft werden!“, behauptete Kasper, sein Gesicht zu einer hässlichen Grimasse verzerrt.
Weniger als eine Stunde zuvor war Kasper in einer außergewöhnlich guten Stimmung gewesen, aber jetzt war nichts davon mehr übrig. Fast, als hätte er eine gespaltene Persönlichkeit. Thomas fiel dies immer öfter auf. Doch dies war das erste Mal, dass er die wahre Hässlichkeit Kaspers sah. Und was er sah, ließ ihn vor Abscheu zurückschrecken. „Was hat er getan?“
„Er trotzte meinen Befehlen! Jetzt wird er dafür bezahlen!“
Kasper wirbelte zurück zu dem Vampir und schoss einen blendenden Lichtstrahl auf ihn zu. Der Vampir schrie auf, aber seine Hand, die das Messer hielt, hob sich und seine Füße trugen ihn in Richtung seiner menschlichen
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