Thomas' Entscheidung (Scanguards Vampire - Buch 8)
verlängerten.
„Das sagst du jetzt, aber wenn die Macht in dir stärker wird, dann wirst du nicht widerstehen können. Sein Blut in dir ist stark, stärker als in uns allen. Du warst einer seiner Ersten.“
„Ich habe diese Macht vernichtet. Genau wie ich Kasper vernichtet habe.“ Was technisch nicht der Wahrheit entsprach – Rose hatte Kasper oder Keegan, wie er sich zu dem Zeitpunkt genannt hatte, erschossen. Thomas hätte ihn selbst getötet, wenn Wesley sich nicht in den Kampf eingemischt und seine Konzentration mit Hilfe von Hexerei zerstört hätte. Aber das war nicht der Punkt. Thomas war derjenige, der für Kaspers Tod verantwortlich war.
„Kasper vernichtet?“, fragte Xander mit verwirrtem Blick. „Sehr unwahrscheinlich.“
„Ja, genau wie ich dich vernichten werde, wenn du nicht aus meinem Leben verschwindest.“
Xanders Augen zeigten trotz Thomas‘ Drohung keinerlei Furcht. „Es gibt viele von uns. Er erschuf eine Armee. Jeden Tag kommen mehr. Gemeinsam sind wir stark. Du wirst es bald verspüren. Du bist fast so stark wie er. Du spürst uns schon, nicht wahr?“
Thomas schüttelte den Kopf und versuchte, Xanders Behauptung zu verleugnen, obwohl er wusste, dass sie wahr war. Er spürte die Macht, die von Xander ausging. Und jetzt erkannte er auch, dass er einen schwachen Hauch von derselben Macht an den vier Vampiren verspürt hatte, die er vor wenigen Stunden gesehen hatte. „Ich bin stärker als Kasper. Denn ich kann dem Bösen in mir widerstehen. Er konnte es nicht.“
„Nicht alle Macht ist böse.“
Thomas grunzte höhnisch. Kasper hatte in seinem ganzen Leben keine einzige gute Sache getan. Er war bis ins Mark verdorben. „Wirklich? Wenn du das glaubst, dann hast du offensichtlich die Gräueltaten nie gesehen, die Kasper mit seiner Macht verbrochen hat. Du hast nie die Schmerzen gesehen, die er anderen zufügte, nur weil er dazu fähig war. Verwechsle mich nicht mit Kasper. Ich habe nichts mit ihm gemein.“
Der Fremde trat näher. „Es spielt keine Rolle, was du glaubst, was du bist, oder was für Lügen du dir selbst einreden willst. Im Laufe der Zeit wird sein Blut dich überwältigen. Es wird dich zu dem machen, wozu du bestimmt bist. Du wirst schließlich und endlich die dunkle Macht in dir akzeptieren und an den Thron zurückkehren, den er geschaffen hat.“
In Xanders Worten lag eine solche Entschlossenheit, dass ein Schauer über Thomas‘ Rücken hinunterlief. Er kämpfte gegen das Gefühl des Grauens an, das versuchte, seinen Körper zu verschlingen.
„Thron?“ Thomas stieß ein bitteres Lachen aus. „Ich will keinen Thron, der auf Tod und Zerstörung und die Tränen von Frauen und Kindern gebaut wurde. Ich will damit nichts zu tun haben.“
„Du hast keine Wahl!“
Thomas packte Xander am Hals und schleuderte ihn so schnell gegen die Wand des Gebäudes hinter ihm, dass der Fremde nicht einmal mit der Wimper zucken konnte. „Ich habe eine Wahl. Ich habe einen freien Willen. Und ich werde ihn ausüben. Hörst du mich? Ich habe meine Wahl an dem Tag getroffen, als ich Kasper verließ. Er wusste es, doch er konnte es einfach nicht akzeptieren.“ Er ließ den Mann los und trat einen Schritt zurück. „Verschwinde! Ich will dich nie wieder in meinem Revier sehen. Keinen von euch. Verlasst die Stadt, oder ich werde euch die Hölle heiß machen.“
Thomas wandte sich in Vampirgeschwindigkeit um, sprang auf sein Motorrad und raste davon, ohne sich umzudrehen. Er würde niemals die Dinge tun, die Kasper getan hatte. Schrecklich Dinge . . .
London, England, 1897
Thomas ließ die Eingangstür des Herrenhauses, das er sich mit Kasper und ein paar anderen ihrer Spezies teilte, hinter sich zufallen und sperrte die kühle Nachtluft aus. Jeeves, der Butler, ein dürrer Mann mit einer schiefen Nase, nahm den Mantel von Thomas‘ Schultern, während Thomas seine Handschuhe auszog und auf den Tisch im Foyer warf.
Er war alleine unterwegs gewesen, um sich zu ernähren, da Kasper ihm mitgeteilt hatte, dass er etwas Geschäftliches zu erledigen hatte. „Wenn Master Kasper zurückkehrt, lass ein Bad auf unserem Zimmer vorbereiten.“
Der Butler faltete den Mantel über seinen Unterarm und verbeugte sich. „Aber, Sir, Master Kasper ist doch schon zuhause.“
„Das ist unmöglich! Er war auf dem Weg nach Whitechapel, als ich ihn verließ. Du musst dich irren.“
Jeeves straffte die Schultern. „Master Kasper erscheint oft unerwartet und überrascht uns.
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