Thomas' Entscheidung (Scanguards Vampire - Buch 8)
worden, um einen Mord-Tatort zu säubern und daher hatte Eddie die Patrouille vorzeitig beenden müssen. Der Befehl, dass niemand alleine auf Patrouille ging, galt noch immer.
Kurz bevor er sich für seinen Einsatz gemeldet hatte, hatte Nina ihn auf dem Handy angerufen, um ihn nochmals nach seinen genauen Vorstellungen über seine zukünftige Wohnung zu fragen, damit sie die Suche eingrenzen konnte. Er hatte nicht den Mut gehabt, ihr zu sagen, dass er überhaupt nicht mehr sicher war, ob er noch ausziehen wollte. Im Moment war er sich über gar nichts mehr im Klaren.
Eddie stieg von seinem Motorrad, nahm den Helm ab und legte ihn auf die Bank neben der Treppe, dann hängte er seine Jacke daneben auf. Er setzte seinen Fuß auf die erste Stufe, als er ein Geräusch aus der anderen Richtung hörte. Er erstarrte und seine Ohren schärften sich. Mit angehaltenem Atem lauschte er aufmerksam. War ein Eindringling im Haus?
Ein Geräusch ähnlich eines Stöhnens kam aus dem Raum, das tief in den Hang gebaut worden war. Die Höhle, wie Thomas ihn nannte. Als Eddie eingezogen war, hatte Thomas ihm mitgeteilt, dass dies der einzige Raum war, den er nie betreten durfte. Eddie hatte Thomas‘ Wunsch respektiert, war jedoch schon immer neugierig gewesen, was in diesem Raum verborgen lag.
Leise näherte er sich der Tür und drückte sein Ohr dagegen. Sonderbare Geräusche, die er nicht identifizieren konnte, ertönten dahinter. Er atmete tief ein und nahm zwei sehr unterschiedliche Düfte wahr: den Geruch eines Menschen und den Duft von Vampirblut. Thomas‘ Blut! Jemand tat Thomas weh.
Eddie riss die Tür auf und stürzte in den Raum. Blitzschnell machten sich seine Augen ein Bild der Situation, während sich sein Körper bereit machte, den Eindringling, der irgendwie Thomas übermannt haben musste, zu bekämpfen.
Seine Augen fanden Thomas über einem Gestell an der Wand gebeugt, seine Handgelenke an eine Stange über ihn gebunden, sein Körper nackt, die Beine breit gespreizt. Sein Rücken und Hintern waren mit blutverschmierten Schnitten durchzogen, die ihm zweifellos von dem Menschen, der eine Lederpeitsche hielt, zugefügt worden waren.
Eddie stürzte sich auf den Mann, schnappte dessen Hand und hinderte ihn daran, noch weitere schmerzhafte Peitschenhiebe auf Thomas‘ Rücken auszuteilen. Der Mann wirbelte herum, schockiert, erwischt worden zu sein.
„Was zum Teufel!“, zischte Eddie und schlug den Mann ins Gesicht, sodass er zu Boden fiel.
„Eddie!“
Er wirbelte seinen Kopf zu Thomas und bemerkte, dass dieser seinen Kopf zu ihm gedreht hatte.
„Tu ihm nichts!“, befahl Thomas.
Eddie kniff die Augen zusammen. „Er hat dich ausgepeitscht!“ Er deutete auf den Mann, der nun versuchte, aufzustehen. „Er verdient das, was ich ihm besorgen werde!“
„Nein, Eddie! Verschwinde!“
„Ich soll verschwinden? Bist du verrückt? Er hat dich gefesselt und du willst, dass ich dich mit ihm alleine lasse?“ Was war nur mit Thomas passiert? Stand er unter irgendeiner Art von Magie? War er durch Gedankenkontrolle überwältigt worden? „Was zum Teufel meinst du damit?“
„Er hat darum gebeten“, presste der Mann hervor, als er die Peitsche, die aus seiner Hand gefallen war, aufhob.
„Was?“ Eddie sah von Thomas zu dem Sterblichen, dann zurück, und erst jetzt erkannte er, dass die Riemen, die um Thomas Handgelenke lagen, aus Leder und nicht aus Silber waren. Thomas könnte sich jederzeit befreien, wenn er das wollte. Es schien jedoch, als wollte er es nicht.
Dann nahmen Eddies Augen mehr von seiner Umgebung wahr. Alle Arten von Auspeitschinstrumenten hingen an den Wänden der Höhle, die mit Folterbänken, einer Chaiselongue und mehreren Schränken eingerichtet war. Was versteckte sich hinter den Türen dieser Schränke? Mehr Folterspielzeug?
Erkenntnis brach über Eddie herein. Machte Thomas dies, weil es ihn erregte? Wütend starrte er den Sterblichen an. „Raus! Verschwinde!“
Er ließ seine Fänge aufblitzen, und der Mann fiel vor Entsetzen auf den Arsch. „Raus!“, schrie er nochmals und zeigte zur Tür. Bevor der Mann sich umdrehte, konzentrierte Eddie sich auf dessen Geist und löschte jegliche Erinnerung an diesen Vorfall.
Erst als Eddie hörte, wie sich die Tür zur Garage wieder schloss und er wusste, dass der Mann das Haus verlassen hatte, wandte er sich zu Thomas.
Er ließ seine Augen über seinen Mentor schweifen. Die Wunden schienen oberflächlich zu sein. Mehrere Schnitte auf seinem
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