Thomas' Entscheidung (Scanguards Vampire - Buch 8)
weniger Bars und Restaurants hier. Cain musste weiter zurückfallen, um keine Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen.
Mehrere Blocks weit passierte nichts Ungewöhnliches. An der Wende der Straßenbahn, die entlang der Market Street fuhr, wandte sich der Vampir Richtung Castro und Cain folgte ihm in sicherem Abstand. Der Parfümgeruch, den der Kerl hinter sich ließ, erinnerte ihn an ein billiges Bordell. Er überschattete praktisch den Eigengeruch des Vampirs.
In der Gegend, in die sie nun gelangten, war wieder mehr Leben und Cain verkürzte deshalb den Abstand zwischen sich und dem anderen Vampir.
Der Mann war von durchschnittlicher Größe, lässig gekleidet und hatte keine besonderen Merkmale. Er sah durchschnittlich aus, dennoch gab es gleichzeitig etwas in seiner Aura – die ihn als einen Vampir identifizierte – das anders war, als in Vampiren, denen Cain bisher begegnet war. Es war nichts, das er wirklich sehen konnte, aber je näher er dem Kerl kam, desto mehr konnte er etwas von ihm ausgehen sehen, das er nicht beschreiben konnte. Er wusste nur, dass es ihm nicht gefiel. War dies die überlegene Fähigkeit der Gedankenkontrolle, von der Samson gesprochen hatte? Seltsamerweise hatte er nie etwas Ähnliches an Thomas bemerkt, obwohl dieser dieselbe Fähigkeit hatte.
Als er dem Vampir weiter den Hügel hinauf folgte, hörte Cain plötzlich eine Stimme, die er kannte. Sein Kopf herum und seine Augen suchten nach der Person. Er sah sie eine Sekunde später: Roxanne war von drei offensichtlich betrunkenen Männern umringt.
„Geht mir aus dem Weg, oder ich zerquetsche euch die Eier!“, behauptete Roxanne, doch die sterblichen Idioten nahmen sie nicht ernst.
Und warum auch? Sie hatten keine Ahnung, dass die kurvige Frau, die ihr schwarzes Kleid wie eine zweite Haut trug, ihnen ihre Eier in weniger als 15 Sekunden herausreißen könnte, sofern sie das wollte. Für einen Moment fragte er sich, ob er ihr helfen sollte, aber er war nicht ganz sicher, ob sie seine Hilfe zu schätzen wissen würde. Sie war mehr als fähig, mit diesen drei Trunkenbolden selbst fertig zu werden und würde wahrscheinlich verärgert sein, wenn er sich einmischte.
Doch zumindest wollte er ihr seine Hilfe anbieten. „Roxanne, soll ich mich um die Drei kümmern?“, rief er ihr von der anderen Straßenseite aus zu.
Ihr Blick wanderte zu ihm und sie schüttelte den Kopf. „Verdirb mir doch nicht meinen Spaß“, antwortete sie.
Er drehte sich zurück in die Richtung, in der sein Verdächtiger unterwegs gewesen war und erstarrte. Es gab keine Spur von ihm, obwohl die Begegnung und der Austausch mit Roxanne weniger als 15 Sekunden gedauert hatte.
Cain atmete tief ein und zum Glück konnte er noch das billige Rasierwasser des Vampirs riechen. Er folgte der Spur und beschleunigte seine Schritte, als die Straße steiler wurde. Nach einer Kurve hielt Cain für einen Moment an und roch wieder. Der Duft wurde immer schwächer.
Scheiße! Er musste sich beeilen.
Cain lief weiter den Hügel hinauf, Ausschau haltend nach einem Zeichen des Vampirs, seine Nase ständig die Luft um sich herum prüfend, bis er schließlich zugeben musste, dass er ihn verloren hatte.
Verärgert über sich sah Cain sich um und erkannte, dass er Twin Peaks erreicht hatte, die Gegend, in der Thomas wohnte. Was hatte der Vampir hier gewollt? Oder war er nur hierher gekommen, um ihn an der Nase herumzuführen? Wenn er bedachte, wie nahe an Thomas‘ Haus er ihn verloren hatte, fand er es für angebracht, Thomas zu alarmieren.
Cain orientierte sich, bog nach rechts in die nächste Straße und ging dann weiter bergauf. An der Biegung vor Thomas‘ Haus hörte er ein Geräusch und stoppte hinter der Hecke entlang des angrenzenden Grundstücks. Er spähte aus seinem Versteck hervor und sah, wie sich das Garagentor von Thomas‘ Haus hob. Schon im Begriff, aus seinem Versteck hervorzukommen und Thomas zuzuwinken, nahmen seine Augen die Szene wahr, die sich in der Garage abspielte. Überrascht hielt er in seiner Bewegung inne und hielt den Atem an.
Eddie saß auf seinem Motorrad, dessen Motor lief. Thomas stand daneben, seine Arme um Eddie geschlungen, seine Lippen mit denen des jüngeren Vampirs verschmolzen. Eddie lehnte sich an ihn, eine Hand auf Thomas‘ Nacken, den Kopf für einen leidenschaftlichen Kuss zur Seite gelegt, einen Kuss, der ewig zu dauern schien.
Thomas trug nur einen Bademantel. Eddie war voll in seine Motorradlederkluft gekleidet. Sie sahen aus wie
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