Thondras Kinder - Am Ende der Zeit
seinen Falken zu sich, den er bei den Pferden zurückgelassen hatte, und sagte schuldbewusst: »Ich habe ganz vergessen, eine Nachricht an deinen Vater zu schicken.«
»Brogan, ich komme mit dir.« Broderick blickte Falkann mitleidig an. »Kommst du auch mit?«
Der nickte mit gesenktem Kopf.
»Ihr werdet sicher in die Steppe gehen«, vermutete Brogan zu Rijana und Ariac gewandt.
Die beiden bestätigten dies. »Aber wir können ja ein Stück gemeinsam reisen.«
»Ja, und wir sagen gleich den Zwergen Bescheid.«
Nun verabschiedeten sich alle Freunde. Brogan umarmte jeden einzeln und sagte am Schluss eindringlich: »Kommt gesund zurück. Wir haben eine wichtige Aufgabe zu erfüllen.«
Saliah, Falkann, Nelja und Tovion nickten. Anschließend verließen alle dieses seltsame und zugleich märchenhaft schöne Schloss. Der Wald schien genau vor ihnen eine breite Schneise zu öffnen, man konnte beinahe glauben, dass die Bäume sich verneigten.
»Ob Thalien wirklich der Wolf war, den wir damals als Kinder gesehen haben?«, fragte Rijana zu Rudrinn gewandt.
Rudrinn zuckte die Achseln, aber Bali’an, der wie aus dem Nichts auf seinem Pferd hinter einem Busch hervorkam, erklärte: »Thalien verwandelt sich manchmal in einen weißen Wolf. Das ist beeindruckend, aber man erkennt ihn an den Augen.«
Rijana und Rudrinn blickten sich gleichzeitig und überrascht an.
»Stimmt, die Augen waren dieselben«, meinte Rudrinn.
Es dämmerte bereits, als sie den Waldrand erreichten.
»Bitte seid vorsichtig«, ermahnte Brogan diejenigen, die jetzt zu den Piraten aufbrachen.
»Natürlich, wir schicken dir regelmäßig Nachricht«, versprach Nelja und streichelte ihrem Falken über das Gefieder.
Brogan nickte halbwegs beruhigt und galoppierte mit Bali’an, Rijana, Ariac, Broderick und Falkann in Richtung Norden.
»Thalien hat mir erlaubt, euch zu begleiten«, verkündete Bali’an unterwegs und wartete halb erwartungsvoll, halb ängstlich ab, was der Zauberer dazu sagen würde.
»Natürlich, wir freuen uns«, meinte dieser jedoch lächelnd, und Bali’ans Gesicht strahlte vor Stolz.
Die Reise durch Balmacann war nicht ganz ungefährlich, da sehr viele Soldaten unterwegs waren. Doch Bali’an wusste, wo man sich am besten verstecken und wie man die Natur zu seinem Vorteil nutzen konnte. So brachte er eines Tages, als die kleine Gruppe beinahe von einer Patrouille erwischt wurde, ein Gebüsch nur mit einer Handbewegung dazu, sich so zu verdichten, dass sie unentdeckt blieben. Der junge Elf war sehr stolz, und seine menschlichen Begleiter schlossen ihn mit jedem gemeinsamen Tag mehr ins Herz.
Rijana und Ariac waren unglaublich glücklich. Ganz langsam und vorsichtig entdeckten sie die alte Vertrautheit zueinander wieder. Falkann gegenüber bemühten sie sich, zurückhaltend zu sein, und achteten darauf, dass er sie möglichst nicht zu oft zusammen sah. Ihm war anzusehen, dass er litt, aber er versuchte, es zu überspielen.
»Du wirst eines Tages ein wunderbares Mädchen finden«, versuchte Broderick eines Abends, seinen besten Freund am Lagerfeuer zu trösten. Mittlerweile waren sie bereits in den Bergen.
Falkann seufzte jedoch nur tief und starrte weiter in die Flammen.
»Falkann von Catharga«, rief Broderick übertrieben aus, »es kann nicht angehen, dass ein dummer Bauerntrampel wie ich eine Frau findet und du nicht!«
Falkanns Grinsen wirkte ein wenig halbherzig, er konnte sich nicht vorstellen, jemals für eine andere Frau so viel zu empfinden wie für Rijana, und noch immer spürte er Eifersucht in sich.
»Mein Königreich existiert nicht mehr, außerdem habe ich ein Talent dafür, alles falsch zu machen.« Voller Schuldbewusstsein sah er den Freund an. »Broderick, ich hätte Ariac und damit euch alle beinahe noch einmal verraten«, gab er zu.
»Was soll denn der Blödsinn schon wieder? Wir alle haben dir verziehen, und Thondra …«
»Danach!«
Nun starrte Broderick den Freund entsetzt an.
Falkann fuhr sich durch die halblangen dunkelblonden Haare und begann Broderick zu erzählen, welche Gedanken er in jener Nacht nach der Befreiung von Saliah gehabt hatte.
»Verdammt, Broderick, ich stand vor den Mauern von König Greedeons Schloss und war kurz davor, den Wachen zu sagen, wo sich Ariac aufhält.«
»Was?« Entsetzen zeichnete sich auf Brodericks sonst so gutmütigem Gesicht ab.
»Eure Prügelei, die Wachen, war das …« Broderick konnte diesen Gedanken nicht zu Ende denken, doch Falkann schüttelte
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