Thondras Kinder - Am Ende der Zeit
machen.
Die folgenden Tage waren ungewöhnlich kalt, eigentlich war es Sommer, aber nun wehte ein eisiger Wind über das Land, sodass einige Büsche und Bäume sich bereits bunt färbten. Immer wieder erschütterten Erdbeben das Land, auch wenn man sie hier in den ersten Ausläufern der Steppe nicht so deutlich spürte wie weiter im Norden. Von dort sah man nur unheilverkündende Rauchschwaden aufsteigen.
»Die Vulkane speien Feuer.« Brogan schlang seinen Umhang fester um sich, denn der Ostwind war eiskalt.
Dann erreichten sie die Ruinen in der Nähe des Myrensees.
»Wir werden die Steppenkrieger sammeln«, versprach Ariac, als sie in dem alten Gemäuer saßen und ein mageres Abendessen verspeisten. »Wenn ihr die restliche Armee, die in Gronsdale wartet, nach Balmacann führt, schließen wir zu euch auf.« Er blickte den Zauberer ernst an. »Und wir werden euch helfen, falls Scurrs Männer die Handelsstraße besetzen.«
»Das weiß ich, und wir verlassen uns auf dich«, antwortete Brogan und legte eine Hand auf Ariacs Arm.
»Ich wollte dir noch einmal danken«, sagte Rijana später am Abend zu Falkann, der in der Dunkelheit seinem Hengst das Fell striegelte.
»Das musst du nicht«, antwortete er nur knapp.
Aber Rijana nahm seine Hand und blickte zu ihm auf. »Ich wünsche mir so sehr, dass du eines Tages auch glücklich wirst.«
Er nickte mit unbewegter Miene und fragte vorsichtig: »Werdet ihr bei Ariacs Leuten heiraten?«
Verlegen blickte Rijana zu Boden. »Wir sind uns nicht ganz sicher. Zunächst wollten wir das, aber eigentlich hätte ich euch gerne alle dabei.« Sie sah ihn unsicher an. »Oder wäre es dir lieber, wenn du nicht dabei wärst?«
Kurz zögerte Falkann, dann schüttelte er den Kopf. »Das ist eure Entscheidung, auf mich brauchst du keine Rücksicht zu nehmen.«
»Wer weiß, was die Schlacht gegen Scurr bringt«, begann Rijana leise, aber Falkann streichelte ihr vorsichtig über die Wange.
»Es wird alles gut werden. Ariac hat das magische Schwert, und wir halten zusammen.«
»Danke, Falkann!« Rijana drückte seine Hand und ging dann zu Ariac zurück, der bereits in seine Decke gewickelt am Feuer lag.
Um Falkann nicht unnötig wehzutun, gab sie Ariac nur ganz verstohlen einen Kuss und legte sich dann etwas abseits von ihm hin.
Am nächsten Morgen mussten sich Rijana und Ariac von Brogan, Falkann, Broderick und Bali’an verabschieden.
Falkann und Ariac standen sich im kalten Wind gegenüber.
»Ich möchte dir danken«, begann Ariac zögernd.
Doch Falkann hob rasch die Hand, schüttelte den Kopf und umarmte ihn flüchtig. »Pass auf sie auf und kommt gesund zu uns zurück.«
Nachdem sich alle gegenseitig viel Glück gewünscht hatten, ritten sie davon. Rijana und Ariac in Richtung des Myrensees, die anderen nach Norden. Alle hofften, sich bald wiederzusehen.
»Was denkst du denn, wo dein Clan ist?«, fragte Rijana aufgeregt, als sie durch das hohe Steppengras trabten.
»Unser Clan«, stellte Ariac mit einem Lächeln richtig.
Rijanas Augen strahlten.
»Ich denke, sie werden weiter im Osten sein, wo sie sich gut verstecken können, aber sicher bin ich mir natürlich auch nicht.«
»Wir werden sie schon finden.« Nun wirkte Rijana fröhlich und optimistisch. »Ich freue mich schon so darauf, Leá wiederzusehen und deine Eltern und den kleinen Ruric …«
»Ich auch!« Ariac ließ Nawárr angaloppieren, und schon bald stürmten sie Seite an Seite über das weite Land.
Brogan, Falkann, Broderick und Bali’an kämpften sich gegen den stärker werdenden Wind nach Norden. Es war nicht ungefährlich, denn dieser Teil des Landes war ziemlich eben, und sie konnten leicht entdeckt werden. So gut es ging, hielten sie sich in Senken auf. Um ganz sicherzugehen, ritt immer wieder einer von ihnen vorsichtig an eine erhöhte Stelle, um Ausschau zu halten.
Diesmal war Falkann an der Reihe. Er trieb seinen Fuchshengst ein Stück nach Osten und ließ ihn auf einen grasbewachsenen Hügel traben. Was er dort sah, ließ ihm den Atem stocken. Ganz in der Ferne konnte er zwei sich rasch entfernende Gestalten erblicken – das waren wohl Rijana und Ariac -, weiter im Osten lagerte eine große Anzahl Menschen mit Zelten und Pferden. Er hoffte, dass dies Steppenleute waren; aber etwas weiter nördlich näherten sich, in einer Senke versteckt, eine große Anzahl von Männern mit roten Umhängen. Sie hielten direkt auf Rijana und Ariac zu.
Falkann riss seinen Hengst herum und stürmte
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