Thondras Kinder - Am Ende der Zeit
sie Falkann erblickten, aber er bemühte sich zu lächeln. Um seine Gefühle nicht noch mehr zu verletzen, setzten sie sich nicht einmal nebeneinander. Eine ganze Weile herrschte ein ungemütliches Schweigen.
Brogan versuchte gerade krampfhaft, ein unverfängliches Thema zu finden, als Thalien hereinkam. Das Gesicht des Elfen wirkte ernst, als er sich an den Kopf des Tisches setzte.
»Ich hatte eine Vision«, begann er. »Und die bestätigt mir eigentlich nur, was ich schon seit langer Zeit weiß.«
Alle blickten gespannt auf den weisen alten Elfen.
»Die Welt, wie wir sie kennen, wird sich wandeln, das ist gewiss. All die vielen Erdbeben und die Vulkanausbrüche im Norden. Scurrs Orks, die alles vernichten, und die Zwerge, die in den Süden kommen. Das sind Zeichen der Veränderung.« Niemand wagte, Thalien zu unterbrechen. »Ich habe gesehen, dass noch in diesem Jahr vor dem Herbstfest eine gewaltige Schlacht auf den Ebenen von Balmacann stattfinden wird. Orks, Trolle und Scurrs Männer werden die Länder überrennen. Sie werden Verwüstung, Tod und Unheil bringen.«
»Aber wir werden sie aufhalten«, warf Broderick ein.
Thalien zuckte die Achseln. »Nein, das werdet ihr nicht. Diesmal sind es nicht nur Waffen, die den Ausschlag geben werden. Ariac hat zwar gesehen, wie er mit Scurr kämpft, aber das sagt nichts über den Ausgang der Schlacht.«
Rijanas Blick wanderte zu Ariac. Was Thalien da erzählte, jagte ihr eiskalte Schauer über den Rücken.
»Aber was wird denn dann geschehen?«, fragte Rudrinn ungeduldig.
»Es wird Schlachten geben. Auf dem Meer, auf dem Land und überall. Aber auch die Natur wird kämpfen. Die Vulkane des Nordens werden ausbrechen, die Erde beben und das Meer sich erheben. Ihr müsst gegen Scurrs Männer in die Schlacht ziehen, aber wenn Valwahir über dem westlichen Meer erscheint, dann müsst ihr die, die euch vertrauen, in Sicherheit bringen.«
»Valwahir«, flüsterte Rijana und fuhr sich über die Tätowierung auf ihrem Arm.
»Der mächtige Adler, der den Anbruch eines neuen Zeitalters ankündigt«, murmelte Brogan, denn nun erinnerte er sich an diese uralte Legende.
Der Elfenkönig nickte weise. »Vieles wird zerstört werden, um neu entstehen zu können.«
»Aber was sollen wir tun?«, wandte Saliah atemlos ein.
»Euer Kampf gegen Scurr ist unausweichlich, doch wenn der Adler erscheint, müsst ihr eure Leute sammeln. Es gibt einige wenige Stellen in den Ländern, die noch von Magie geschützt sind.« Er machte eine ausladende Handbewegung. »Tirman’oc, das Donnergebirge, das Reich der Elfen und die Insel Silversgaard, wo die Menschen in diesem Zeitalter mal wieder ihrer Gier freien Lauf gelassen haben. Dorthin müsst ihr fliehen, dann werden die, die euch vertrauen, überleben.«
»Du meine Güte«, flüsterte Tovion und fuhr sich über das Gesicht. »Was wird denn alles zerstört werden?«
»Das weiß auch ich nicht«, gab Thalien zu. »Aber die heiligen Orte des Nordens sind ohnehin bereits zerstört, vernichtet durch die Gier der Menschen. Und selbst der Zauber von Silversgaard wurde durch Greedeons Hand beinahe ausgetilgt.
Aber noch lebt die Magie dort in dem uralten Gestein, auch wenn Menschen sie nicht erkennen.«
»Das tut mir leid.« Saliah hatte Tränen in ihren strahlend blauen Augen. Aber Thalien kam zu ihr und legte ihr tröstend eine Hand auf den Arm.
»Nein, mein Kind, du kannst nichts dafür.« Der Elfenkönig blickte alle der Reihe nach an. »Nun reitet aus und holt all eure Freunde und Verbündeten. Ich werde die Elfen sammeln und mich hier in den Wäldern bereithalten. Wenn der Zeitpunkt der Schlacht gekommen ist, werde ich mich euch anschließen.«
Nun erhoben sich alle, obwohl sie noch ein wenig unentschlossen wirkten. »Denkt an meine Worte«, rief der Elfenkönig noch, bevor er davonging. »Ihr müsst euch alle wieder treffen. Nur gemeinsam seid ihr stark.«
»Wir werden die Piraten holen!« Rudrinn nahm Saliah in den Arm und drückte ihr einen Kuss auf die Wange. »Aber diesmal werde ich besser auf dich aufpassen.«
»Ich würde dich gerne begleiten«, meinte Tovion, Nelja warf Brogan einen unsicheren Blick zu.
Doch der nickte beruhigend. »Geht nur alle beide. Wir können durch die Vögel in Kontakt bleiben. Ich werde nach Gronsdale reiten und unsere Verbündeten holen.«
»Sag bitte meinem Vater liebe Grüße«, bat Saliah. »Und er soll sich keine Sorgen machen.«
»Das wird er sowieso«, meinte Brogan kritisch. Dann pfiff er
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