Thondras Kinder - Am Ende der Zeit
schönes Gesicht einen wütenden Ausdruck an. »Du kannst doch nicht einfach Menschenkinder entführen!« Sie versetzte Bali’an einen Klaps auf den Hinterkopf.
»Aber sie wollten freiwillig mit mir kommen«, jammerte ihr Bruder, »und sie mochten mein Pferd.«
Elli’vin stieß so etwas wie einen elfischen Fluch aus. »Nun wird es heißen, Elfen rauben Menschenkinder. Du meine Güte, Bali’an!«
»Ich habe mein Gesicht nicht gezeigt«, rechtfertigte er sich. Allerdings erinnerte Bali’ans Gesichtsausdruck Broderick nun an seinen kleinen Sohn, wenn er einen Suppenteller zerbrochen hatte.
»Lass ihn doch«, versuchte Rijana das Ganze zu beenden. »Die beiden wären gestorben, wenn Bali’an sie nicht mitgebracht hätte. Bitte, sei ihm nicht böse.«
Elli’vin schien noch immer wütend zu sein, aber auch Tja’ris versuchte, sie zu beruhigen.
Schließlich ruhten sich Nelja und Tovion aus. Sie waren erschöpft, genauso wie die beiden Elfen, die sich jetzt auch hinsetzten.
»Ist mein Vater auch hier?«, fragte Tovion noch, bevor ihm die Augen zufielen.
»Er ist schon seit Tagen bei den Zwergen«, berichtete Broderick und grinste, »er sagt, er könne noch viel von ihnen lernen.«
»Das ist schön«, murmelte Tovion, dann schlief er ein.
Die nächsten Tage vergingen mit hektischen Vorbereitungen. Frauen, ältere Leute und Kinder blieben im Lager oder in den Höhlen. Saliahs Eltern, die erst vor kurzem mit einer ganzen Gruppe von Kriegern eingetroffen waren, waren sehr froh, als
sie hörten, dass es ihrer Tochter und Rudrinn gut ging. Allerdings machten sie sich Sorgen, denn auf dem Meer war es gefährlich.
»Nun segelt sie auf einem Kriegsschiff inmitten einer Flotte von Blutroten Schatten«, murmelte Lord Bronkar.
Lady Melinah legte ihm ihre schlanke Hand auf den Arm. »Rudrinn wird auf sie achten, da bin ich mir sicher.«
»Dass sie auch ausgerechnet diesen verfluchten, ungehobelten Piraten erwählen musste«, kam es erwartungsgemäß von Zauberer Tomis.
»Saliah ist so oder so eine Kriegerin«, verteidigte Rijana ihre Freundin leidenschaftlich.
»Ich habe nicht das Geringste gegen meinen Schwiegersohn«, stellte Lord Bronkar richtig. »Ich wollte nur sagen, dass es gefährlich ist auf dem Meer.«
»Das ist es inzwischen überall«, erwiderte Brogan seufzend. »Die einen kämpfen an Land, die anderen auf dem Wasser. Wir werden sehen, was die Zukunft bringt.« Sein Blick fiel auf Ariac, der gedankenversunken neben Rijana und seinem Vater stand. Brogan wusste, dass Ariac sich viele Sorgen machte. Vielleicht weniger um sich oder um seinen Kampf mit König Scurr, sondern vielmehr um Rijana.
Auch Leá saß in der Runde. Plötzlich erhob sie ihre Stimme: »Ich werde ebenfalls mitkommen.«
Ihr Vater fuhr überrascht auf. »Warum das denn?«
»Ich bin als Kriegerin ausgebildet worden, und ich bin eine Heilerin, ihr werdet mich brauchen.«
Rudgarr, der dunkle Steppenmann, machte ein besorgtes Gesicht. »Ich kann dich nicht aufhalten, das weißt du, aber vielleicht werden wir auch hier eine Heilerin benötigen, für diejenigen, die verletzt sind und zurückkommen.«
»Vater, du wirst ebenfalls kämpfen, und es war wohl schon immer mein Schicksal, dass ich beides bin – Kriegerin und Heilerin.«
Mit betretenem Gesicht nickte Rudgarr. Er hatte schon genug Angst um Ariac, aber dass nun auch Leá in den Kampf ziehen würde, das vergrößerte den Knoten, der sich in seinem Magen gebildet hatte.
Bei Leás Worten war etwas Seltsames in Falkann vorgegangen. Im ersten Augenblick war er sehr froh und glücklich gewesen, dass Leá sie begleiten wollte. Aber gleichzeitig erfasste ihn Panik, dass ihr etwas passieren könnte.
Als er sah, wie der Vater von Ariac und Leá mit sorgenvollem Gesicht vom Lagerfeuer aufstand und ein wenig abseits zu den Felsen lief, folgte Falkann ihm aus einem Impuls heraus.
»Rudgarr«, rief er zögernd.
Der große Steppenmann mit den wilden Tätowierungen im Gesicht drehte sich um.
»Wenn Ihr es erlaubt, werde ich auf Eure Tochter achten.«
Nachdem es heraus war, kam sich Falkann ein wenig dumm vor.
Eine ganze Weile sah Rudgarr ihn nur an, dann nickte der Clanführer der Arrowann. »Ich denke, das wäre gut für sie.« Ohne ein weiteres Wort lief er weiter und ließ einen verwirrten Falkann zurück.
KAPITEL 13
Der Bund der Flammen
D er Tag vor dem Aufbruch war gekommen, herzzerrei ßende Abschiedsszenen spielten sich ab. Kalina wollte Broderick nicht gehen lassen, Lady
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