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Thondras Kinder - Am Ende der Zeit

Thondras Kinder - Am Ende der Zeit

Titel: Thondras Kinder - Am Ende der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aileen P. Roberts
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mir aus.«
     
    Fünf Tage zogen sich die Kämpfe hin. Die Verbündeten der Sieben hielten sich gut, aber Scurrs Armee war einfach zu groß, um wirklich besiegt zu werden. Auch auf dem Meer fanden blutige Seeschlachten statt. Die Piraten setzten Scurrs Männern hart zu und versenkten nach und nach immer mehr ihrer Kriegsschiffe. Langsam gewannen sie die Oberhand. Es war ihre verrückte, unerschrockene Art zu kämpfen, die Scurrs Männern zu schaffen machte. Sicher waren die Blutroten Schatten unerschrocken und grausam, aber ihre wahre Stärke lag an Land, nicht auf See.
    In Balmacann jedoch sah es anders aus. Die Dunkelheit, die Scurr verbreitete, wurde größer, sein Hass, der Hass von Kââr, fraß sich nach und nach an die Oberfläche von Scurrs ohnehin schon bösartiger Persönlichkeit.
     
    Noch immer waren die Sieben nicht zum Einsatz gekommen. Außer an ein paar kleinen Randkämpfen hatten sie nicht mitwirken dürfen. »Ich halte das nicht mehr aus«, schimpfte Rudrinn eines Abends, »dieses Warten macht mich wahnsinnig!«
    Damit sprach er aus, was alle dachten. Sie konnten nur zusehen, aber nichts unternehmen. Die Untätigkeit wurde unerträglich. Immer wieder fielen Männer, an deren Seite sie hätten kämpfen müssen, mit schmerzverzerrten Gesichtern auf die blutdurchtränkte Erde.

    »Eure Zeit wird kommen«, versprach Brogan, aber das half jetzt niemandem.
    Eine freudige und vollkommen unvorhergesehene Überraschung erwartete die Sieben gegen Abend. Zunächst wussten sie nicht, weshalb sich die Menschen teilten, aber dann erschien eine Gruppe von schätzungsweise fünfhundert kleinen, pelzigen Wesen. Sie reichten den meisten Männern nicht einmal bis zur Hüfte, das struppige, grau-braune Fell stand ihnen wirr von den Köpfen ab. Sie wurden von Tja’ris und Elli’vin zu den Sieben geführt.
    »Finstergnome!«, staunte Rijana, und ihre Verwunderung wuchs, als sich der größte von ihnen, es war ihr Anführer, direkt vor ihr aufbaute.
    Er knurrte etwas in seiner kehligen Sprache, deutete auf seine Keule, dann auf seine Gefolgschaft, woraufhin sich zustimmende Schreie erhoben. Anschließend legten alle Finstergnome ihre Waffen, meist Keulen oder kurze Speere, auf die Erde und knieten vor den Sieben nieder.
    »Sie sind gekommen, um für euch zu kämpfen«, erklärte Tja’ris.
    Elli’vin, die Rudrinns skeptischen Blick gesehen hatte, ging zu ihm und flüsterte ihm ins Ohr: »Unterschätz sie nicht, wenn es sein muss, sind sie gefährliche Krieger.«
    Alle Blicke wanderten zu Rijana. Der Anführer der Finstergnome kniete noch immer vor ihr, und seine dunklen, kugelrunden Augen wirkten erwartungsvoll.
    Nach einem zustimmenden Nicken von ihren Freunden, beugte sich Rijana zu ihm hinab. Klar und deutlich sagte sie, denn Finstergnome verstanden die Sprache anderer Völker nur bruchstückhaft: »Es wäre uns eine Ehre, wenn ihr euch unserem Kampf anschließt.«
    Der Anführer der Finstergnome stieß einen kehligen Schlachtruf aus, und schon stürmte seine gesamte Gefolgschaft aufs Schlachtfeld. Zunächst riefen die kleinen Wesen bei den
Gegnern Spott und Hohn hervor, doch der verging Scurrs Männern schnell, denn nicht wenige starben mit einer finstergnomischen Keule in den Eingeweiden. Woher die kleinen Wesen so plötzlich kamen, war jedoch ein Rätsel, das sich an diesem Tag nicht mehr lösen sollte.
     
    Nächtlicher Regen hatte die Ebenen aufgeweicht. Nun hing Nebel über dem Land wie ein Leichentuch für die vielen Toten, deren Blut mittlerweile Balmacanns Boden tränkte.
    »Heute schlagen wir zu, heute vernichten wir sie«, verkündete Scurr. Seine zweitausend Blutroten Schatten waren nicht mehr fern und warteten auf ihren Einsatz.
    »Worran, hol sie.«
    Auf dem Gesicht des Ausbilders zeigte sich Blutdurst. »Aber denkt daran, das Mädchen gehört mir.«
    »Dir gehört überhaupt nichts«, zischte Scurr. Hier, im Angesicht seiner Feinde, der Widersacher, die ihm seit Jahrtausenden das Leben schwer gemacht hatten, war sein wahres Ich wiedererwacht – Kââr, der Zauberer von Ursann, der mächtigste und furchteinflößendste Mann seiner Zeit. Norgonn, einer der Sieben, hatte es beinahe geschafft, ihn zu vernichten. Damals, in den Bergen von Ursann. Lange verdrängter Hass flammte in Kââr auf. Er war viele Jahrhunderte lang als Geist durch Ursann geirrt, hatte sich irgendwann in die Köpfe der herrschenden Könige eingeschlichen, ihnen etwas von Macht und Reichtum zugeflüstert, bis er auch ihre Körper

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