Thondras Kinder - Roberts, A: Thondras Kinder
schlief. Einerseits freute er sich, dass sie bei ihm war, andererseits wollte er sie nicht in Gefahr bringen.
Einen Augenblick lang erwägte er, sie allein zu lassen und weiterzuziehen. Aber diesen Gedanken verwarf er rasch wieder. Wer wusste, was Greedeons Männer mit ihr machen würden.
Ariac seufzte. Er hatte keine Ahnung, wie sein Leben weitergehen sollte. Zunächst musste er in die Steppe und mit eigenen Augen sehen, was mit seinem Clan geschehen war.
Später in der Nacht hörte er leise Schritte. Rijana kam zu ihm.
»Jetzt kannst du schlafen«, sagte sie gähnend.
»Du musst nicht Wache halten«, erwiderte er.
Doch Rijana schüttelte den Kopf. »Das macht mir nichts aus, wir haben das oft tun müssen, als wir noch auf Camasann waren.« Sie biss sich auf die Lippe, denn sie musste an ihre Freunde denken. Etwas unwohl fühlte sie sich schon dabei, so ganz ohne ein Wort gegangen zu sein.
Ariac nahm sie in den Arm. »Du kannst noch umdrehen. Ich bin dir nicht böse, wenn du es tust.«
Doch Rijana schüttelte den Kopf und postierte sich nun ihrerseits auf dem Hügel. Unter ihr grasten die beiden Pferde, die nach dem anstrengenden Ritt müde wirkten.
Auch Rijana machte sich ihre Gedanken. Ihre Flucht war ein wenig unüberlegt und eilig gewesen, eigentlich wusste sie doch sehr wenig von Ariac. War es wirklich richtig gewesen, mit ihm zu gehen? Aber dann atmete sie die frische klare Nachtluft ein und musste sich eingestehen, dass sie sich erst jetzt richtig frei fühlte. Dieses Gefühl hatte sie weder auf Camasann noch auf dem Schloss gehabt.
In der Morgendämmerung brachen die beiden nach einem eiligen Frühstück auf. Es war erneut ein nebliger Morgen, und leichter Nieselregen fiel vom Himmel. Ein Stück flussabwärts fanden sie einen Abschnitt, der etwas seichter und weniger reißend wirkte.
»Wir sollten es versuchen, etwas Besseres werden wir wohl
nicht finden«, meinte Ariac und blickte skeptisch ins Wasser. »Du wartest, bis ich drüben bin.«
Rijana nickte zustimmend und sah, wie Ariac seinen Hengst ins Wasser trieb. Der schnaubte ein paar Mal aufgeregt, aber dann lief er in die reißenden Fluten. Das Pferd war schon nach einem kurzen Stück bis zur Brust versunken und begann schließlich zu schwimmen. Rijana hielt die Luft an, als die beiden ein Stück flussabwärts getrieben wurden, doch dann hatte der Hengst wieder festen Boden unter den Füßen und galoppierte den Abhang hinauf.
»Sei vorsichtig«, schrie Ariac zu ihr hinüber und stieg von seinem Pferd.
Lenya zögerte. Scheinbar gefiel auch der Stute der rutschige Untergrund nicht, aber schließlich trat auch sie in die Strömung. Das Wasser war eiskalt, und Rijana sog die Luft scharf ein, als das Pferd ins Wasser tauchte. Eine Weile kämpfte sie mit dem Pferd gegen die Strömung, dann war sie bei Ariac angelangt, der ein erleichtertes Gesicht machte.
»Komm, wir müssen weiter, bis zum Abend sollten wir die Handelsstraße erreicht haben.«
Rijana nickte, und die beiden galoppierten Seite an Seite durch das hügelige und menschenleere Land. Hin und wieder sah man kleine Haine und hier und da sogar einen verlassenen Hof, aber sie trafen zu ihrem Glück auf keine Wachen. Die Straße war weiter entfernt, als es die Karte, die Brogan Ariac gegeben hatte, Glauben machen wollte. So mussten sie weitere zwei Tage durch das Land reiten. Ariac war nachdenklich und redete nicht viel. Er war immer noch etwas durcheinander.
Nach einer Nacht im Schutz eines schmalen Waldstücks stiegen Rijana und Ariac wieder einmal in den Sattel. Es regnete schon seit dem letzten Abend, und sowohl Mensch als auch Tier waren ziemlich nass. Mit gesenkten Köpfen ritten sie
weiter durch das hügelige Land. Mittags schien es ein wenig aufzureißen, und Rijana und Ariac hängten ihre Umhänge zum Trocknen auf. Ariac gab Rijana etwas von dem letzten Brot. Er würde bald jagen gehen müssen, denn der Proviant ging zur Neige.
»Was sind das eigentlich für Umhänge?«, fragte er und nahm einen Schluck aus seinem Wasserschlauch.
Rijana hob die Schultern. »Ich weiß nicht genau, aber alle Zauberer tragen sie, und wir haben welche bekommen, als sich herausstellte, dass wir Thondras Kinder sind.«
Ariac nickte. »Sie sind praktisch«, sagte er mit der Andeutung eines Lächelns. »Ich möchte wissen, wie sie gefertigt sind.«
»Keine Ahnung«, seufzte Rijana und wischte sich eine feuchte Haarsträhne aus dem Gesicht. Sie hätte es niemals zugegeben, aber sie war müde, ihr
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