Thondras Kinder - Roberts, A: Thondras Kinder
war kalt, und sie war erschöpft. Vier Tage waren sie nun auf der Flucht und wussten nicht, ob König Greedeons Männer noch hinter ihnen her waren.
»Wollen wir weiterreiten?«, fragte Ariac und warf einen besorgten Blick auf den Himmel. Der Wind hatte aufgefrischt, doch er schien die Wolken nicht wegzublasen, sondern eher neue aus dem Osten herzubringen.
Rijana nickte und lief zu ihrem Pferd, welches sie an der Schulter anstupste.
»Wie heißt dein Hengst eigentlich?«, fragte Rijana.
Ariac blickte sie überrascht an, dann antwortete er: »Nawárr, nach dem Gott des Windes, denn er ist genauso schnell.« Er streichelte seinem schwarzen Hengst über das mit roten Stichelhaaren durchzogene Fell.
Rijana nickte lächelnd. »Er ist wirklich sehr schön.«
»Deine Stute auch. Wie hast du sie genannt?«
»Lenya«, sie grinste verlegen, »nach einem der ersten sieben Kinder Thondras. Ich dachte, das wäre passend.«
Beide stiegen auf ihre Pferde. Im Laufe des Tages nahm der Wind an Stärke zu, und es begann wieder zu regnen. Die beiden zogen sich ihre Umhänge weit ins Gesicht, und einige Zeit hielten sie auch den Regen ab, aber als dieser mit aller Macht auf sie niederprasselte, waren auch die Kleider bald durchgeweicht. Als es dunkel wurde, hielt Ariac verzweifelt nach einem Unterschlupf Ausschau, aber außer ein paar weit auseinanderstehenden Bäumen fand er nichts. Als es zu dunkel zum Reiten wurde, hielten sie im spärlichen Schutz einiger Felsen an. Rijana stieg steifgefroren von ihrer Stute, sattelte sie mit klammen Händen ab und kauerte sich neben einen der Felsen. Ariac kniete sich neben sie und gab ihr die beinahe schon vollkommen durchweichte Decke.
»Nimm sie«, sagte er und betrachtete das Mädchen besorgt. Ihm selbst war zwar auch kalt, aber er konnte nicht ertragen, dass Rijana so leiden musste.
Rijana schlang die Decke um sich und versuchte, ihre Zähne nicht allzu sehr klappern zu lassen. Ariac gab ihr etwas zu essen und legte anschließend zögernd seinen Arm um sie.
»Darf ich? Dann ist es vielleicht etwas wärmer.«
Sie nickte und hob die feuchte Decke ein wenig an. Er setzte sich neben sie auf den ebenfalls nassen Boden und versuchte, ihr etwas von seiner Körperwärme abzugeben. Auch wenn sie tapfer zu lächeln versuchte, konnte er spüren, wie sehr sie zitterte.
»Jetzt bereust du es, mit mir gegangen zu sein, oder?«
Sie schüttelte den Kopf, obwohl ihr an diesem Tag schon des Öfteren das Zimmer im Schloss von Balmacann in der Erinnerung zum Paradies geworden war.
»Nein, das macht mir nichts aus«, behauptete sie bibbernd und lehnte sich an Ariacs Schulter.
Der hielt in dieser Nacht keine Wache. Er blieb bei Rijana sitzen, die irgendwann zitternd eingeschlafen war. Noch vor der Morgendämmerung brachen sie auf. Es regnete noch
immer, und im Laufe des Tages mischte sich sogar ein wenig Schnee unter die Tropfen. Rijana hielt sich mit eiskalten Fingern am Sattel fest. Sie fror erbärmlich und glaubte irgendwann, einfach vom Pferd kippen zu müssen, aber sie ritt Ariac tapfer hinterher. Der warf immer wieder besorgte Blicke nach hinten.
»Wir suchen uns besser ein Dorf«, sagte er irgendwann. Bisher hatten sie sich abseits der Straße gehalten, da sie Angst vor König Greedeons Soldaten hatten.
»Zzzuu geffährlich«, erwiderte Rijana undeutlich und wischte sich mit einer steifgefrorenen Hand die Nässe aus dem Gesicht.
Ariac ritt neben sie und legte ihr einen Arm um die Schultern. »Es ist einfach zu kalt. Wir müssen einen warmen Platz finden.«
Doch sie schüttelte weiterhin den Kopf.
»Kannst du wirklich noch weiter?«, fragte Ariac seufzend.
Rijana versicherte es und kauerte sich im Sattel zusammen.
Dicke Wolken hingen über dem Land, die von Schnee und Regen kündeten. Durch die schlechte Sicht hatten sie sich wohl etwas zu sehr von der Straße entfernt, denn nun ging es wieder durch buschreiches Land. Irgendwann hielt Ariac an, half der unkontrolliert zitternden Rijana vom Pferd und führte sie unter den spärlichen Schutz eines leicht überhängenden Felsens. Mit seinen kalten, beinahe gefühllosen Händen versuchte er, ihr die Arme und Hände warm zu reiben.
»Es tut mir so leid«, flüsterte er mit klappernden Zähnen in ihre durchnässten Haare und drückte sie fest an sich.
Rijana hatte keine Kraft mehr, etwas zu erwidern. Sie konnte sich nicht daran erinnern, jemals so erbärmlich gefroren zu haben.
»Komm, wir suchen jetzt ein Dorf«, bestimmte Ariac, als sich
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