Thondras Kinder - Roberts, A: Thondras Kinder
konnte, auf seine Arme. Jorn führte die beiden in die Wohnstube und befahl dem großen Hund, ruhig zu sein. Ariac setzte Rijana auf den Boden neben das Feuer. Aus dem Nebenraum tauchte eine Frau mit leicht ergrauten blonden Haaren auf.
»Wir haben wohl Besuch«, sagte sie überrascht. Als Ariac den Kopf drehte und sie sein Gesicht sah, schrak sie zurück.
»Ich tue Euch nichts, keine Sorge«, sagte Ariac beruhigend, und auch Jorn nickte seiner Frau zu.
»Du musst dich umziehen, Rijana«, sagte Ariac eindringlich und rüttelte sie an der Schulter, denn Rijana war kurz davor einzuschlafen.
Sie nickte müde, und Ariac verließ mit Jorn den Raum. In dem winzigen Nebenraum, der die Küche war, stand dessen Frau am Herd.
»Wo in aller Welt seid ihr denn hergekommen bei diesem schlechten Wetter?«, fragte Freeda, die Bäuerin, kopfschüttelnd.
»Wir sind etwas von der Straße abgekommen«, log Ariac, und Jorn sah man ganz deutlich an, dass er das nicht glaubte.
Nach kurzer Zeit gingen sie wieder hinein, und Rijana saß in eine Decke gewickelt am Feuer und sah nun wieder etwas lebendiger aus.
»Aber jetzt musst du dich umziehen«, verlangte sie entschieden, als Ariac sich neben sie setzte.
Er nickte und reichte ihr eine der dampfenden Teetassen, die Freeda ihm gegeben hatte. Anschließend verschwand er im Nebenraum, um die alten Kleider von Jorn anzuziehen.
Freeda betrachtete das Mädchen kritisch, das mit eiskalten Händen die Tasse umklammerte. Selbst mit den klatschnassen Haaren und dem erfrorenen Gesicht wirkte sie sehr hübsch.
Freeda beugte sich zu ihr herunter. »Hat er dich entführt oder sonst etwas? Dann kann Jorn ihn sicher leicht überwältigen«, flüsterte sie.
Rijana machte ein empörtes Gesicht und stellte die Tasse weg. »Er ist mein Freund!«
»Oh«, sagte die Bäuerin erschrocken. »Aber warum bist du mit ihm unterwegs?«
Rijanas Gesicht verschloss sich. »Das ist unsere Sache.«
Freeda hob die Schultern und ging zurück in die Küche, wobei sie Ariac einen kritischen Blick zuwarf. Rijana musste lachen. Die alten, ausgeblichenen Kleider waren Ariac viel zu weit und zu kurz.
Er setzte sich neben sie und legte einen Arm um sie. »Ist es jetzt besser?«
»Viel besser«, antwortete sie mit einem erleichterten Lächeln.
Jorn betrachtete die beiden verwirrt. Was hatte dieses junge Mädchen mit dem Steppenmann zu schaffen? Freeda brachte schließlich sogar noch zwei Schüsseln mit Lammfleischeintopf, was beide gerne annahmen, doch Rijana fielen beim Essen
immer wieder die Augen zu, so erschöpft war sie. Kaum hatte sie die hölzerne Schüssel zur Seite gestellt, war sie auch schon an Ariacs Schulter gelehnt eingeschlafen.
»Wir bringen euch noch Stroh und ein paar Decken«, versprach Freeda leise, um Rijana nicht zu wecken.
Ariac nickte dankbar, und als die Bäuerin und der Bauer etwas Stroh und zwei grobe Wolldecken gebracht hatten, legte er Rijana ganz vorsichtig auf das behelfsmäßige Bett neben dem Feuer. Anschließend streichelte er ihr liebevoll über die jetzt schon beinahe getrockneten Haare.
»Danke«, flüsterte er den beiden Bauern zu, die ihn verwirrt beobachteten.
»Wir gehen ins Bett«, sagte Jorn und warf noch einen Blick in die kleine Wohnstube. Wahrscheinlich um zu sehen, was Ariac in der Nacht alles stehlen könnte. Doch dann erinnerte sich Jorn an das Goldstück und ging mit seiner Frau in die Küche, um die schmale Stiege zum Dachboden hinaufzuklettern, wo sie schliefen.
Ariac lehnte sich gegen die hölzerne Wand und starrte in die Flammen. Er war froh, dass sie jetzt im Warmen waren, vor allem um Rijanas willen, die friedlich neben ihm schlief. Er selbst traute sich nicht zu schlafen, da er dem Bauern gegenüber ein wenig misstrauisch war.
Die Morgendämmerung war wohl nicht mehr fern, als Rijana erwachte. Zunächst wollte sie sich wieder umdrehen, doch dann sah sie, dass Ariac mit offenen Augen neben ihr saß.
Sie streckte sich ein wenig. »Hast du noch gar nicht geschlafen?«
Er schüttelte den Kopf. »Ich weiß nicht, ob wir den Bauern trauen können.«
»Dann passe ich jetzt auf«, versprach sie.
Ariac zögerte und streichelte über ihre Haare. »Ist dir wieder warm?«
Sie nickte grinsend und machte Platz, damit er sich hinlegen konnte. Es dauerte nicht lange, bis er eingeschlafen war. Bald kam Freeda leise herunter und sah, dass das Mädchen wach war. Rijana versuchte gerade vergeblich, ihre Haare zu entwirren.
»Möchtest du einen Kamm haben?«, fragte
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