Thondras Kinder - Roberts, A: Thondras Kinder
war.
»Wir müssen springen.«
Rijana schluckte. Das war ziemlich hoch. Ariac blickte sie noch einmal fragend an, dann drückte er seinem Pferd die Fersen in die Seite und galoppierte los. Rijana folgte ihm, und als Lenya zu einem gewaltigen Sprung ansetzte, schloss sie kurz die Augen. Doch schon waren sie auf der Grasebene, die sich hinter dem Anwesen des Königs erstreckte, und jagten in Richtung Norden.
Am nächsten Morgen herrschte helle Aufregung im Schloss von Balmacann, denn es hatte die Runde gemacht, dass der Gefangene entkommen war. Dass auch Rijana fehlte, fiel erst auf, als sich die anderen versammelt hatten. Auch Brogan war anwesend, hatte sich jedoch gut unter Kontrolle.
»Jemand hat ihm geholfen«, rief König Greedeon außer sich vor Wut.
Hawionn ließ derweil seinen stechenden Blick über die Gesichter der Anwesenden streifen, aber die schienen ebenso überrascht wie alle anderen.
»Wo bleibt denn Rijana?«, fragte Falkann nervös.
»Ich weiß nicht, ich dachte, sie wäre bereits hier«, erwiderte Saliah. »In ihrem Zimmer war sie nicht mehr.«
Zwei Soldaten kamen herein und berichteten, dass sie zwei unbekannte Personen bis weit hinter die Mauern verfolgt hatten, doch dann waren sie ihnen im Nebel entwischt.
»Sie sind einfach über die Mauer gesprungen. Wir mussten erst durch das Tor durch, daher hat es etwas länger gedauert«, berichtete der eine Soldat.
»Warum seid ihr nicht hinterhergesprungen?«, fragte König Greedeon ungehalten.
Der Soldat wand sich ein wenig verlegen. »Es war zu gefährlich, mein Herr.«
Greedeon machte eine unwillige Handbewegung, und Hawionn fragte drängend: »Habt ihr erkannt, wer es war?«
»Nein, mein Herr, aber es war eindeutig der Gefangene, denn sein Pferd ist fort.«
Falkann wurde plötzlich von einem unguten Gefühl befallen. Er rannte hinaus. Auch die anderen waren sich ziemlich sicher, dass Rijana mit Ariac gegangen war und ihm geholfen hatte. Broderick ging in ihr Zimmer und kehrte kurze Zeit später zurück, als Falkann vor Wut schäumend in der großen Eingangshalle stand.
»Rijanas Pferd ist fort«, rief er und trat mit dem Fuß immer wieder gegen einen der hohen, verzierten Pfosten. »Er hat sie entführt, verdammt.«
Broderick schüttelte den Kopf, packte seinen Freund am Arm und hielt ihm einen Zettel und die Kette hin, die Falkann Rijana vor einiger Zeit geschenkt hatte.
»Es tut mir leid«, stand darauf.
Falkann fluchte und warf die Kette an die Wand.
Beinahe ohne Pause galoppierten Rijana und Ariac in Richtung Norden. Sie hielten nur kurz an, um die Pferde zu tränken und selbst etwas zu essen. Immer wieder versuchte Ariac, Rijana zu überzeugen, doch noch umzudrehen, aber sie weigerte sich hartnäckig. Zwar hatten sie die Verfolger bald abgeschüttelt,
aber Ariac war sich sicher, dass man sie weiterhin verfolgen würde.
Am Abend hatten sie den Donnerfluss erreicht, der sich mit lautem Rauschen seinen Weg durch das Land bahnte. Weiter im Süden gab es eine Brücke, doch die war zu weit entfernt und würde sicherlich bewacht werden.
Rijana und Ariac ritten etwas nach Süden, denn im Norden wurde der reißende Fluss noch wesentlich breiter.
»Wie sollen wir denn da hinüberkommen?«, fragte Rijana und blickte in die tosenden Wasser des Donnerflusses.
Ariac hob die Schultern, denn das wusste auch er nicht so genau. Schließlich verbrachten sie die Nacht in der Nähe des Flusses in einem Gebüsch. Sie trauten sich nicht, ein Feuer zu entzünden, denn das wäre zu auffällig gewesen. Rijana hatte wegen ihrer überstürzten Flucht keine Decke dabei, daher gab Ariac ihr seine.
»Nimm sie, mir ist nicht kalt«, sagte er aufmunternd.
»Wenn wir in eine Stadt oder ein Dorf kommen, dann kaufe ich mir eine eigene«, versprach sie und deutete auf den Beutel mit Gold, der an ihrem Gürtel hing. Den hatte sie zum Glück noch rasch mitgenommen.
Ariac nickte. Auch Brogan hatte ihm etwas Gold mitgegeben.
»Ich halte Wache, damit du schlafen kannst«, sagte er und gab ihr noch etwas aus dem Proviantsack.
Rijana nickte und wickelte sich in ihre Decke. In den Nächten wurde es empfindlich kalt. Das Jahr war noch jung. Ariac stellte sich auf einen Hügel in der Nähe und spähte in die hereinbrechende Dunkelheit. Er wusste nicht, was er von alldem halten sollte. Hatte Greedeon ihn wirklich verkaufen wollen? Und was wäre passiert, wenn Scurr ihn tatsächlich in die Finger bekommen hätte? Dann fiel sein Blick auf die Stelle, wo Rijana
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