Thondras Kinder - Roberts, A: Thondras Kinder
klare, kalte Wasser gleiten.
»Was ist denn los?«, fragte sie. »Du bist in den letzten Tagen so nachdenklich. Ariac hat mich auch schon gefragt, ob ich weiß, was mit dir ist.«
Rijana errötete ein wenig. Tatsächlich war sie ihm aus dem Weg gegangen.
»Ich weiß nicht …«, begann sie zögernd, dann fasste sie sich ein Herz. »Versprichst du mir, nichts zu verraten?«
»Natürlich, ich kann schweigen.«
Rijana zögerte noch immer und rang ganz offensichtlich nach Worten. »Warga hat mir einen Vorschlag gemacht.«
Leá nickte ihr aufmunternd zu.
»Sie … sie meinte, ich könnte … ich meine, ich weiß ja gar nicht, ob Ariac das überhaupt will …«
Leá lachte leise auf. »Tut mir leid, aber ich verstehe nicht.«
Rijana senkte den Blick, und ihre langen hellbraunen Haare fielen ihr vors Gesicht. »Warga meinte, ich könnte eine von euch werden, falls ich das wollte, weil Steppenmänner doch keine anderen Frauen …«
Leá runzelte die Stirn und dachte nach. Sie hatte an so etwas noch gar nicht gedacht, aber Warga hatte Recht.Vor vielen hundert Jahren war einmal eine junge Frau aus Errindale zu den Arrowann gekommen und war eine von ihnen geworden.
Leá nahm Rijanas Hand. »Das wäre ja wunderbar, dann könnte Ariac dich heiraten. Es würde mich sehr freuen.«
»Aber ich weiß doch gar nicht, ob er das will«, erwiderte sie weinerlich und schielte verlegen unter ihren Haaren hervor. »Und ich möchte ihn auch nicht unter Druck setzen.«
Leá nickte und dachte kurz nach. »Das kann ich verstehen. Aber ich bin mir sicher, dass er dich sehr gerne hat.«
Rijana zuckte die Achseln und machte ein unschlüssiges Gesicht.
»Natürlich«, sagte Leá nachdrücklich. Dann wurde sie ernst. »Aber es geht auch nicht allein darum, ob Ariac dich heiraten will oder nicht. Die Entscheidung, eine Arrowann zu werden, muss aus einem tiefen Wunsch heraus kommen.«
Rijana blickte auf und dachte kurz nach. »Ich habe mich niemals wohler gefühlt als hier bei euch. Ich habe mich immer danach gesehnt, endlich mein richtiges Zuhause zu finden, und ich denke, dass ich es nun gefunden habe. Ich fühle eine tiefe Verbindung zu den Menschen hier.«
»Das ist schön«, sagte Leá mit einem aufrechten Lächeln.
Rijana zögerte kurz, dann sagte sie stockend: »Ich, ich habe es nie erzählt, aber ich war in meinem letzten Leben wohl Nariwa, und die kam aus der Steppe.«
»Na, dann ist es umso verständlicher, dass du dich hier wohlfühlst«, sagte Leá, blickte sie ernst an und fuhr fort: »Wenn du eine Arrowann werden möchtest, dann kannst du das, auch ohne es Ariac sofort sagen zu müssen.« Sie krempelte ihre lange erdfarbene Bluse hoch. »Wir Frauen haben es einfacher, denn wir können unsere Tätowierungen verstecken.« Leá zwinkerte ihr zu. »Und wenn mein kleiner Bruder eines Tages den Mut aufbringen sollte, dich heiraten zu wollen, dann werdet ihr keine Probleme bekommen.«
Rijana lächelte nun erleichtert. Jetzt wusste sie, dass sie wirklich eine Arrowann werden wollte. Es hatte sie nur gestört, dass Ariac denken könnte, sie würde es nur für ihn tun. Sie umarmte Leá stürmisch. »Vielen Dank, du bist wirklich eine gute Freundin.«
»Gut, kann ich Warga dann Bescheid geben?«, fragte Leá leise lachend.
»Aber Ariac, er wird merken, wenn ich fort bin«, wandte Rijana ein.
Lea schüttelte den Kopf. »Ich werde ihm sagen, dass wir gemeinsam fortreiten und Kräuter sammeln, dann merkt er nichts. Ich werde an einer bestimmten Stelle auf dich warten. Wenn du deine Vision hattest, kommst du zu mir, und Warga wird dir die Tätowierungen machen.«
Rijana nickte dankbar. Jetzt war sie sich sicher, dass es die richtige Entscheidung war.
Am Abend, als alle gemeinsam aßen, erzählte Leá von dem gemeinsamen Ausflug zum Kräutersammeln.
Ariac, der neben Rijana saß, musterte sie ein wenig besorgt. »Aber seid vorsichtig, und pass auf sie auf, Leá!«
Die lachte leise auf. »Rijana hatte mit Sicherheit eine sehr viel bessere Ausbildung als ich. Wahrscheinlicher ist, dass Rijana auf mich aufpassen wird.«
Die grinste zustimmend, aber Ariac sah nicht sehr überzeugt
aus. »Nehmt doch bitte zumindest einen der Jäger mit. Nicht, dass Scurrs Soldaten …«
Rijana hielt erschrocken die Luft an, am Ende würde ihr ganzer schöner Plan zerstört werden.
Aber Leá beruhigte ihren Bruder. »Es sind weit und breit keine Soldaten in der Nähe, und wir gehen nicht sehr weit fort, keine Angst.«
Ariac runzelte die
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