Thondras Kinder - Roberts, A: Thondras Kinder
borstigen Stoppeln bedecktes Gesicht verzerrte sich zu einer Art Grinsen. Er bedeutete seinen Männern, sich um Brogans Krieger herum zu verteilen, die reichlich verunsichert wirkten. Zwar waren sie eine Elite von Kämpfern, aber gegen diese Übermacht hatten sie keine Chance, schon gar nicht, wenn der Zauberer nicht gleich zu Hilfe kam.
»Wie ich sehe, habt ihr eine ganze Menge Nachwuchs«, sagte der grobschlächtige Mann und deutete auf die Kinder, die mit großen Augen zu ihnen hinübersahen. Sein Name war Worran, er war der Hauptmann von König Scurr und gleichzeitig der Ausbilder von Naravaack. Er war bei seinen Leuten gefürchtet und gehasst zugleich, denn er war grausam, hinterhältig und galt als unbesiegbar.
»Was wollt ihr?«, fragte Adeon, einer von Brogans Männern, so bestimmt wie möglich.
»Das weißt du doch«, erwiderte Worran gelangweilt. »Ergebt euch, und überlasst uns die Kinder, dann lassen wir euch am Leben.«
Adeon umgriff sein Schwert fester, seine Hände waren bereits feucht. Er wusste, dass Worran sie keineswegs am Leben lassen würde. Hoffentlich würde der Zauberer gleich kommen, so lange mussten sie durchhalten.
»Wir können euch die Kinder nicht geben, das weißt du ganz genau.«
Worran schüttelte den Kopf und meinte achselzuckend: »Dann wirst du eben sterben.«
Er machte seinen Männern ein Zeichen, und die begannen ohne weitere Vorwarnung auf Adeon und seine Freunde loszugehen.
Drei von Worrans Soldaten näherten sich den Kindern, die verängstigt am Planwagen standen.
Ariac, der wie immer mit Rijana ein wenig abseits gesessen hatte, packte seinen Dolch und sagte nervös zu ihr: »Lauf in den Wald, und versteck dich! Ich weiß zwar nicht, was das hier soll, aber es sieht nicht gut aus.«
Sie riss ängstlich die Augen auf und drückte sich an Ariac heran. Sie wollte nicht ohne ihn gehen. »Kannst du nicht mitkommen?«
Er schüttelte den Kopf und deutete auf die Bäume. »Ich muss Brogan und den anderen helfen. Ich hole dich später, aber komm nicht zurück, bis diese Rotmäntel fort sind.«
Rijana schluckte und nickte schließlich. Ariac umarmte sie kurz, dann rannte er mit seinem kleinen Dolch bewaffnet auf den Planwagen zu. Rijana warf ihm währenddessen noch einen verzweifelten Blick zu, dann lief sie, so schnell ihre kurzen Beine sie trugen, zum nahen Wald und versteckte sich in einem Gebüsch. Sie hatte Angst um Ariac. Weit entfernt hörte sie das Klirren von Schwertern, die aufeinanderschlugen, und immer wieder Schreie.
Adeon und seine Freunde kämpften tapfer gegen die Übermacht, aber sie hatten einfach keine Chance. Worran und seine Männer schlugen gnadenlos zu und scheuten sich auch nicht, zu fünft auf einen Einzelnen loszugehen. Als alle von Brogans Kriegern tot waren, wandten sie sich den verängstigten Kindern zu. Kaum eines wehrte sich, bis auf Ariac, der von hinten auf Worran losstürzte und diesem seinen Dolch in die Schulter trieb. Der grobschlächtige Hauptmann schüttelte den Steppenjungen ab und versetzte Ariac eine Ohrfeige, die ihm beinahe das Genick gebrochen hätte.
»Du kleine Ratte!«, schrie Worran außer sich und trat Ariac, der am Boden lag, in die Rippen. »Was soll das? Meinst du
vielleicht, du kannst mich besiegen?« Der Mann lachte böse und zog Ariac an seinem Hemd wieder hoch. »Es wird mir ein Vergnügen sein, dir zu zeigen, was Respekt heißt.«
Ariac kämpfte, um freizukommen, doch gegen Worran hatte er keine Chance. Schließlich wurde er ebenso gefesselt und geknebelt wie die anderen Kinder und genau wie sie über die Sättel von König Scurrs Soldaten geworfen. Im Galopp entfernten diese sich und hinterließen ein Bild des Schreckens. Tote Krieger, ein brennender Planwagen und Blut, soweit das Auge reichte.
Brogan kam zu spät. Er hatte zwar von weitem Kampflärm gehört, doch bis er eintraf, war alles vorüber. Er fand nur noch die Leichen der fünf Krieger vor. Entsetzen überflutete ihn. Diese jungen Männer hatte er viele Jahre lang gekannt. Er selbst hatte sie ausgebildet, hatte sie vom Jungen zum Mann heranwachsen sehen. Und nun lagen sie tot auf der Erde. Die Kinder waren verschwunden. Brogan setzte sich auf den Boden und stützte den Kopf in die Hände. Er wusste, wer dahintersteckte. Den Kindern würde es nun sehr schlecht ergehen. Sie würden nach Ursann gebracht werden, auf die Ruine der Burg Naravaack, im Tal der Verdammten.
Plötzlich zupfte den Zauberer etwas am Ärmel. Er fuhr erschrocken herum. Es
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