Thondras Kinder - Roberts, A: Thondras Kinder
Angebot anzunehmen. Ariac folgte etwas langsamer und wirkte nicht ganz glücklich mit dieser Entscheidung.
Die Zwerge führten ihre neuen menschlichen Gefährten ein gutes Stück in ein Tal hinab. Sie versteckten sich vor einem Trupp berittener Soldaten, dann hielten Roock und Breor auf eine Felswand zu. Mit einiger Anstrengung rollten sie einen dicken Felsblock fort, hinter dem sich ein dunkles Loch auftat.
»Na los, kommt«, drängte Breor, »bevor noch mehr dieser Rotmäntel auftauchen.«
Rijana warf einen unsicheren Blick auf Ariac. Plötzlich war ihr doch nicht ganz so wohl bei der Sache, unter der Erde zu reisen. Er hielt sie zurück und folgte den beiden Zwergen als Erster in die Finsternis. Schon nach wenigen Schritten sah man überhaupt nichts mehr. Ariac bekam Beklemmungen. Die Gänge waren so eng und niedrig, dass er kaum aufrecht stehen konnte. Er erinnerte sich an die Zeit, als Worran ihn immer in das dunkle Loch gesteckt hatte.
»Ariac, was ist?«, fragte Rijana von hinten.
Er schloss kurz die Augen und atmete tief durch. Ariac hatte das Gefühl, keine Luft mehr zu bekommen.
»Kommt schon«, rief Roock von weiter vorn. »Hier wird es heller.«
Ariac riss sich zusammen und stolperte weiter voran, wobei er sich mit beiden Händen an den Wänden abstützte.
»Wir wissen, dass ihr Menschen euch hier unten nicht wohlfühlt, aber einige dieser Gänge sind etwas breiter.«
»Das hoffe ich«, knurrte Ariac und stieß sich den Kopf an, als er sich ein wenig strecken wollte.
Es ging eine ganze Zeit lang geradeaus. Irgendwann hielten die Zwerge in einer kleinen Höhle an. Von den Wänden tropfte Wasser herunter.
Sie holten ihre Proviantbeutel hervor und begannen zu essen. Rijana und Ariac setzten sich dicht nebeneinander und aßen ebenfalls ein wenig Brot und Käse. Anschließend mussten sie erklären, wie sie Bocan kennen gelernt hatten.
»Ariac hat ihn besiegt«, erzählte Rijana stolz. Ihm schien das allerdings ein wenig peinlich zu sein.
Die Zwerge blieben mit offenem Mund sitzen. »Du? Du hast Bocan besiegt?«
Selbst im fahlen Lichtschein wirkten ihre Gesichter ehrfürchtig.
»Ja, aber was ist denn daran so ungewöhnlich?«, fragte er ungeduldig.
»Niemand hat Bocan bisher besiegen können. Weder Orks noch Trolle, noch irgendwelche verfluchten Rotröcke«, erzählte Breor.
Ariac wickelte sich in seine Decke und schloss die Augen. »Dann hatte ich wohl Glück.«
Die Zwerge unterhielten sich noch eine Weile leise miteinander, während sich Rijana an Ariacs Schulter lehnte. Sie wusste, dass er nicht wirklich schlief.
»Ich hoffe, wir sind hier bald raus«, flüsterte sie, »ich fühle mich unter der Erde nicht wohl.«
»Das geht mir auch so«, antwortete er seufzend und legte einen Arm um sie. Die beiden schliefen abwechselnd, obwohl Rijana nicht glaubte, dass die Zwerge ihnen etwas taten. Aber wenn sie nicht Wache hielt, würde Ariac es allein tun, und das wollte sie auch nicht.
Nach einer Zeit erhoben sich die Zwerge ächzend und drängten weiterzugehen. Ihr Weg führte bergab, bergauf, teilweise durch hohe, breite Gänge, dann wieder durch so niedrige, dass Ariac nur mit eingezogenem Kopf laufen konnte. Überall waren schwach leuchtende Steine zu sehen. Die Zwerge nannten sie »Lichtdiamanten« und erzählten, dass sie viele Jahrtausende lang Licht abgaben.
Dann, nach etwa sieben Tagen, stemmten die Zwerge einen Fels zur Seite und traten in der Dunkelheit einer mondlosen Nacht vorsichtig ins Freie. Die beiden Menschen atmeten erleichtert auf und sogen die frische, wenn auch etwas stickige Luft ein. Sie waren mehr als froh, den engen Gängen entkommen zu sein. Ariac blickte staunend nach oben. Sie standen direkt unterhalb des Felsens, auf dem König Scurrs Schloss thronte.
»So, mehr können wir nicht für euch tun«, sagte Roock ernst.
Rijana lächelte ihn in der Dunkelheit an. »Vielen Dank, das war sehr nett von euch.«
Die Zwerge verbeugten sich, und Roock sagte eindringlich: »Aber seid vorsichtig mit diesem König Scurr, was auch immer ihr vorhabt. Er ist ein Hexer und sehr gefährlich.«
»Ach was«, winkte Breor ab. »Wenn unser Steppenfreund hier Bocan besiegt hat, dann ist doch dieses hagere Gerippe kein Problem, oder?«
Rijana grinste, aber Roock schüttelte den Kopf.
»Nein, König Scurr ist unheimlich. Er ist von dem Geist des Hexers Kââr besessen.«
»Das weiß ich«, sagte Ariac ernst, und die Zwerge blickten ihn überrascht an. Er ging jedoch nicht weiter darauf
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