Thondras Kinder - Roberts, A: Thondras Kinder
denke, dass sie uns auch so über die Brücke lassen werden. Schließlich sind wir zwei der Sieben.« Plötzlich wirkte Rijana wieder wesentlich fröhlicher
und optimistischer. Sie nahm Ariacs Hand. »Wir haben das letzte Schwert der Sieben. Jetzt wird alles gut.«
Ariac nickte müde. Er hörte ihr gar nicht richtig zu, sein Kopf dröhnte schon wieder, und sein Bein tat weh. Bei jedem Schritt brannte es wie Feuer.
Rijana plapperte munter weiter. Sie sprach von ihren Freunden und davon, was sie als Nächstes tun wollten. Als sie am Abend auf einer kleinen Waldlichtung Rast machten, sagte Rijana, die Ariacs angespannte Miene falsch verstand: »Keine Angst, die anderen werden dich jetzt akzeptieren. Ihr werdet noch gute Freunde werden.«
Ariac nickte. Sein Kopf drohte zu zerspringen, und ihm war furchtbar übel. Er brauchte dringend neuen Dornensaft. Rijana nahm ihn in den Arm, und er schloss kurz gequält die Augen. Ihm tat alles weh.
»Ich halte Wache, ich kann jetzt sowieso nicht schlafen. Außerdem habe ich dort hinten Beeren gesehen.«
Zum Zeichen seines Einverständnisses hob Ariac eine Hand. Selbst das Sprechen war zu anstrengend. Als Rijana davongelaufen war, presste er einige Dornen aus, viele waren nicht mehr übrig, dann legte er sich zusammengekrümmt auf den Boden. Er hatte heftige Fieberschübe und Schüttelfrost und hoffte verzweifelt, dass es abklingen würde, bis Rijana zurückkehrte. Aber irgendwann konnte er sich nicht einmal mehr darüber Gedanken machen. Das Gift tobte immer heftiger durch seinen Körper, bald wäre wohl alles vorbei.
Er war noch nicht lange eingeschlafen, als Rijana zurückkehrte und ihn weckte. Sie hielt ihm eine Hand voll Beeren hin. »Die schmecken gut.«
Ariac erhob sich schwankend. Dann stolperte er zu einem Baum und lehnte sich dagegen. Von den Beeren bekam er kaum etwas herunter. Er zitterte noch immer am ganzen Körper und konnte nicht stehen. Erst, als er zwei weitere Dornen ausgepresst hatte, ging es etwas besser.
Am nächsten Tag brachten die beiden ein gutes Stück Weg hinter sich. Als sie am Abend über einen Hügel liefen, sahen sie in der Ferne Häuser.
»Dort vorn ist die Brücke, wir haben es geschafft!«, rief Rijana glücklich.
Ariac hielt sich schwankend an einem Baum fest. Als Rijana ihn freudig umarmte, fiel er beinahe um.
»Das ist schön«, sagte er lächelnd und ließ sich auf den Boden sinken.
Rijana setzte sich neben ihn und betrachtete ihn kritisch.
»Sollen wir erst morgen über die Brücke gehen?«
Ariac nickte und schloss die Augen. Er hatte sein Ziel erreicht, sie hatten es geschafft. Weiter würde er nicht mitgehen, er konnte einfach nicht mehr.
Rijana verteilte das letzte Stück vom harten Brot und etwas Käse.
»Und morgen gibt es wieder etwas Richtiges zu essen«, sagte sie bestimmt.
Ariac kaute müde auf dem harten Brot herum.
»Ariac, jetzt wird alles gut«, sagte Rijana und nahm seine Hand in ihre.
Er blickte sie traurig an und nickte. In der Nacht fasste er einen Entschluss. Er wollte nicht, dass Rijana sah, wie er qualvoll zugrunde ging.
Als Rijana am nächsten Morgen fröhlich aufstand, winkte er sie zu sich und sah ihr eindringlich in die Augen.
»Ich möchte, dass du allein über die Brücke gehst.«
Rijana zog misstrauisch die Augenbrauen zusammen. »Warum?«
Ariac seufzte. »Sie werden mir zunächst nicht glauben. Nimm das Schwert«, er deutete auf das Bündel neben sich, »bring es deinen Freunden, und wenn du sie überzeugt hast, dann kommt ihr zurück. Ich warte hier.«
Rijana schüttelte stur den Kopf. »Nein, sie werden mir glauben. Wir gehen zusammen.«
Ariac drückte ihre Hand. »Willst du, dass sie mich verhaften?«
»Nein, natürlich nicht«, antwortete sie erschrocken.
»Siehst du«, sagte Ariac ernst. »Sie würden nicht lange fragen und mich sofort in den Kerker werfen. Ich bin in ihren Augen ein Mörder.«
Eine Weile kämpfte Rijana mit sich. Sie wollte Ariac mitnehmen, aber er hatte Recht. Sie umarmte ihn und gab schließlich nach.
»Also gut«, sagte sie traurig.
Erleichtert schloss Ariac die Augen und umarmte sie fest. Jetzt würde er sie wohl zum letzten Mal sehen. Er ließ sie nicht los, bis er den Kloß in seinem Hals heruntergeschluckt und die Tränen weggeblinzelt hatte.
Er wischte Rijana eine Träne von der Wange. »Du wirst es schaffen, da bin ich mir sicher«, sagte er.
»Kommst du noch mit bis zum nächsten Hügel?«, fragte Rijana und erhob sich.
Ariac nickte. Das Aufstehen
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