Thondras Kinder - Roberts, A: Thondras Kinder
kostete ihn unglaublich viel Kraft, und als er ihr folgte, brauchte er all seine Beherrschung, um nicht zu schwanken. Rijana nahm seine Hand. Als sie im Morgenlicht auf dem Hügel standen, umarmte sie ihn noch einmal. Ariac presste die Augen fest zusammen und sagte heiser: »Ich liebe dich. Wir werden uns wiedersehen.«
»Natürlich«, antwortete sie mit gerunzelter Stirn und blickte zu ihm auf. »Ich beeile mich und bin bald zurück.«
Ariac schluckte und gab ihr einen letzten Kuss. Dann winkte er ihr noch einmal mit letzter Kraft zu, als sie sich umdrehte, bevor sie auf die fernen Häuser zulief.
»Rijana, ich wünsche dir alles Glück. Im nächsten Leben sehen wir uns wieder«, flüsterte er ihr hinterher, dann stolperte er ein Stück den Hügel hinunter und brach kurz dahinter
zusammen. Er holte den Stein hervor, den Rijana ihm vor langer Zeit gegeben hatte, und umklammerte ihn. Jetzt konnte er nur noch auf sein Ende warten.
Rijana eilte den Weg hinunter. Das Schwert hatte sie sich auf den Rücken gebunden. Tränen strömten ihre Wangen hinab. Sie ließ Ariac nicht gerne allein zurück. Außerdem war er heute schon wieder so komisch gewesen. Aber sie wusste, dass er sich häufig zu viele Gedanken machte.
Immer weiter näherte sie sich der Ansammlung von kleinen und größeren Häusern. Das war die Stadt, die vor der Brücke lag. Aber ihre Schritte wurden zögernder. Ariac hatte sie allein gehen lassen. Sicher, er könnte verhaftet werden, aber auch für sie war es nicht ungefährlich. Normalerweise brachte er sie nie absichtlich in gefährliche Situationen. Rijana hielt an und blickte zurück. Sie hatte ein ungutes Gefühl. In den letzten Tagen hatte sie häufig gespürt, dass es Ariac nicht gut ging. Aber trotzdem war er immer zielstrebig vorangegangen. Aber was er vorhin gesagt hatte, hatte sich nach einem endgültigen Abschied angehört. Was hatte er vor? Wollte er sie verlassen, damit er sie nicht in Gefahr brachte? Rijana bekam Angst. Sie drehte sich um und rannte den ganzen Weg zurück. Sie musste Gewissheit haben, dass Ariac noch dort war.
Es war beinahe dunkel, als sie den Hügel fand, auf dem er gestanden hatte. Atemlos rannte sie hinauf und blickte sich um. Zunächst konnte sie Ariac nicht finden, aber dann sah sie etwas nicht weit entfernt im Gras liegen. Durch den tarnenden Umhang, den Ariac um sich gewickelt hatte, erkannte man ihn kaum. Vorsichtig trat Rijana näher und kniete sich neben ihn. Sie wunderte sich zunächst, dass er einfach hier mitten auf der Wiese schlief. Als sie ihn umdrehte, erschrak sie zu Tode. Er zitterte am ganzen Körper, sein Gesicht war schweißbedeckt, und er stöhnte ständig leise vor sich hin.
Rijana nahm ihn in den Arm und hielt ihm den Wasserschlauch an den Mund. Er zitterte so heftig, dass er nicht schlucken konnte.
»Ariac? Was hast du denn?«, flüsterte sie verzweifelt und streichelte ihm über die Haare. »Ich hätte es wissen müssen. Du hättest mich nicht einfach allein gelassen.«
Ariac zitterte die ganze Zeit über und krümmte sich immer wieder gequält zusammen. Aber sosehr Rijana sich bemühte, sie bekam nichts aus ihm heraus. Sie legte ihren Umhang über ihn und untersuchte sein Bein. Es war geschwollen, und rund um die Wunde hatten sich lange rote Linien gebildet. Rijana versuchte immer wieder, ihm Wasser zu geben. Als es dann langsam wieder hell wurde, öffnete Ariac zögernd die Augen.
»Du musst mir jetzt sagen, was mit dir los ist«, sagte sie bestimmt.
Er drohte wieder das Bewusstsein zu verlieren und stöhnte gequält auf, aber Rijana schüttelte ihn an der Schulter.
»Warum bist du hier?«, murmelte er und krümmte sich mit einem leisen Aufschrei zusammen.
»Ariac, was hast du?«, fragte sie verzweifelt.
Er hustete und richtete sich zitternd auf, dann blickte er sie verzweifelt an. Seine Lippen waren aufgesprungen, und die dunklen Ringe, die er die ganze Zeit schon unter den Augen hatte, wirkten noch tiefer.
»Die Feuerechse … die Stacheln … giftig«, stammelte er zitternd. »Wollte nicht … dass du … das siehst.«
Sie nahm ihn fest in den Arm. »Wie kann ich dir denn helfen?«
Er schüttelte den Kopf. »Es gibt kein Gegengift. Die Dornen, die ich in der Tasche habe, helfen ein wenig, und die Blätter. Aber es ist bald vorbei.« Er stöhnte auf und keuchte: »Nicht mehr … länger herauszögern … bitte … es tut so weh.«
Erschöpft ließ er sich gegen sie sinken. Rijana war den Tränen nahe. Rasch holte sie
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