Thondras Kinder - Roberts, A: Thondras Kinder
schmuddelige Taverne war gut besucht, und eine Menge betrunkener Männer spielten an einem Tisch Karten. Immer wieder ertönte lautes Gejohle. Plötzlich ging die Tür auf, und
eine Gruppe von vier dunkelhaarigen Männern und einem Jungen erschien. Alle trugen bunte Kleider und Stulpenstiefel. Sie hatten Säbel an den Gürteln hängen und machten düstere Gesichter. Der Wirt verschwand sofort hinter seiner Theke, und von überall her hörte man abfälliges Gemurmel: »Piraten!«
Einige Bauern verschwanden rasch aus der Taverne. Wenn Piraten anwesend waren, konnte das nur Ärger bedeuten.
Ein großer, schwarzhaariger Mann, der eine Augenklappe trug, stieß seinen Säbel in die Theke und rief lauthals: »Gibt es in diesem stinkenden Loch etwas zu trinken?«
Der zitternde Wirt kam unter seiner Theke hervor und nickte hastig, dann gab er den vier Piraten und schließlich auch dem schwarzhaarigen Jungen einen Becher mit Schnaps, den alle herunterstürzten. Nur der Junge, der wohl nur einige Jahre älter als Rijana, jedoch bereits ziemlich hochgewachsen war, bemühte sich verzweifelt, einen Hustenanfall zu unterdrücken.
»Komm schon, mein Sohn«, rief der Pirat mit der Augenklappe und schlug dem Jungen heftig auf den Rücken. »Man kann nicht früh genug damit anfangen.«
Die anderen Piraten lachten dreckig und bestellten weiteres Bier und Schnaps. Sie gesellten sich zu den Kartenspielern, die sie misstrauisch beäugten. Plötzlich entstand ein Tumult, und einer der Kartenspieler schrie auf. Ein Pirat hatte ihm ein Messer in den Handrücken gejagt.
»Ich habe nicht betrogen«, rief der Pirat wütend und blickte wild in die Runde. Sofort stellten sich die anderen Piraten neben ihn, und kurz darauf begann eine heftige Schlägerei.
»Zeit zu verschwinden«, sagte Brogan und nahm Rijana an der Hand. Gerade wollte er mit dem Mädchen aus der Tür treten, als ihn etwas innehalten ließ. Er sah, wie der Piratenjunge mit unglaublicher Geschicklichkeit mit dem Säbel kämpfte und einen wesentlich größeren und breiteren Mann
beinahe mühelos besiegte. Man konnte den wirbelnden Bewegungen des Jungen kaum folgen.
»Komm, Rijana, wir warten draußen«, sagte Brogan und zog die Kleine mit sich durch die knarrende Holztür hinaus.
Sie blieben eine ganze Weile im Freien stehen, bis letztendlich die fünf zum Teil übel zugerichteten Piraten vor die Tür geworfen wurden.
»So eine verfluchte Scheiße! Die aus Catharga haben noch nie Spaß verstanden«, lallte der schwarzhaarige Pirat mit der Augenklappe, welcher der Kapitän der übrigen Männer war. Zustimmendes, raues Gelächter war zu hören
»Aber Rudrinn hat sich gut gehalten«, sagte einer der anderen Männer. »Er wird ein prächtiger Pirat werden.«
Der Schwarzhaarige lachte laut auf. »Ist ja auch mein Sohn!«
Der Junge schien mit jedem Wort zu wachsen. Im Gegensatz zu den anderen hatte er kaum Verletzungen. Brogan löste sich aus dem Schatten. Er bedeutete Rijana zu warten und hob die Hände zum Zeichen, dass er unbewaffnet war. Die Piraten schlossen sofort den Kreis um ihn und runzelten die Stirn.
»Ich muss mit Euch reden«, sagte Brogan ruhig und bestimmt zu dem schwarzhaarigen Piraten.
»Ich bin Kapitän Norwinn, der Schrecken der Meere!«
Zustimmendes Gejohle erhob sich. Brogan nickte, wirkte jedoch nicht sehr beeindruckt.
»Darf ich allein mit Euch sprechen, Kapitän Norwinn, Schrecken der Meere?«
Der Pirat runzelte überrascht die Stirn, folgte jedoch dem Zauberer, und beide unterhielten sich ein wenig abseits. Seine Männer beobachteten alles genau.
»Euer Sohn hat ein ungewöhnliches Kampfgeschick«, begann Brogan.
Kapitän Norwinn warf sich in die Brust. »Natürlich, er ist mein Nachfahre!«
Brogan schüttelte den Kopf. »Das ist es nicht allein. Ihr werdet doch sicher bemerkt haben, dass er für einen Jungen seines Alters viel zu ausgeprägte Fähigkeiten mit dem Säbel hat.«
Der Pirat grummelte etwas vor sich hin. Natürlich hatte er das gemerkt, doch er wusste nicht, worauf der alte Mann hinauswollte.
»Meine Name ist Brogan«, begann der Zauberer. »Ich bin ein Sucher von der Insel Camasann. Sicher habt Ihr schon von uns gehört?«
Kapitän Norwinn hob überrascht die buschigen, nachtschwarzen Augenbrauen. »Natürlich«, knurrte er, »ihr rennt dieser dämlichen Legende von den Kindern Thondras hinterher.«
Brogan lächelte müde.Viele Menschen glaubten dieser Tage nicht mehr daran, zu lange waren die Sieben nicht mehr
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