Thondras Kinder - Roberts, A: Thondras Kinder
seinem braunen Hengst, und Hawionn sagte rasch: »Tretet ein, Euer Sohn wartet bereits auf Euch. Meine Leute werden Euren Kriegern sagen, wo sie die Pferde unterbringen können.«
»Sehr gut«, sagte König Hylonn und bedeutete seinem Sohn, mit ihm zu kommen. Hyldor, der nur ein Jahr jünger
als Falkann war, folgte seinem Vater. Er war ein wenig kleiner und breiter gebaut, gerade an der Grenze, nicht dicklich zu wirken. Hyldor war nicht so gutaussehend wie sein älterer Bruder, doch das war es nicht einmal, was Hyldor so störte. Ihn hatte es immer geärgert, dass er nicht nach Camasann gehen durfte, obwohl er sich selbst für einen sehr guten Schwertkämpfer hielt und die letzten Jahre über eisern trainiert hatte. Falkann war immer das glänzende Vorbild ganz Cathargas gewesen, und Hyldor war eifersüchtig.
Der König und sein jüngster Sohn wurden durch die große Halle geführt, in der die gesamte Schülerschar ihm zu Ehren aufgestellt war. Hyldor schielte neidisch auf die Kinder und Krieger.
Falkann stand mit seinen Freunden zusammen am Aufgang zur Treppe. Er straffte die Schultern und trat vor seinen Vater. Zunächst war er ein wenig verwundert, denn sein Vater war für ihn immer ein gewaltiger, mächtiger und furchteinflößender Mann gewesen. Doch jetzt überragte Falkann ihn sogar um einige Fingerbreit.Viele Jahre waren vergangen und die dunkelblonden Haare des Königs bereits mit grauen Strähnen durchzogen.
»Guten Tag, Falkann«, sagte sein Vater zur Begrüßung und umarmte seinen Sohn. »Ich bin sehr stolz auf dich!«
Hyldor verzog seinen schmalen Mund spöttisch und nickte dem älteren Bruder nur flüchtig zu. Doch auf Falkanns Gesicht breitete sich ein sympathisches Lachen aus, das alle so an ihm mochten. Er führte seinen Vater und den Bruder gemeinsam mit Hawionn hinauf in das große Arbeitszimmer des Zauberers. Hyldor setzte sich mit missmutigem Gesicht in einen der tiefen Sessel und begann an seinem Dolch herumzuspielen. Hawionn schenkte dem König von Catharga ein Glas Rotwein ein, und König Hylonn ging erneut zu seinem ältesten Sohn, der mit dem magischen Schwert am Gürtel neben dem Schreibtisch des Zauberers stand.
»Ich wusste immer, dass einmal etwas Großes aus dir wird«, sagte sein Vater stolz, und Falkann lächelte zurück. »Deine Mutter ist übrigens ebenfalls sehr stolz auf dich.«
Falkann lächelte. Er konnte sich gar nicht mehr richtig an seine Mutter erinnern, wusste nur, dass sie immer sehr streng gewesen war. Hyldors Miene wurde immer finsterer. Er konnte dieses ewige Gerede um Falkann einfach nicht mehr ertragen. Nun kam Falkann auch noch auf ihn zu.
»Na, Hyldor, wie geht es dir?«, fragte er freundlich und stellte sich neben seinen jüngeren Bruder. »Nun wirst du König werden.«
»Natürlich, was du nicht willst, bekomme ich«, knurrte dieser.
»Hyldor, reiß dich zusammen!«, wies ihn sein Vater erbost zurecht.
Falkann runzelte überrascht die Stirn. Er hatte eigentlich immer gedacht, Hyldor wäre gerne König geworden.
»Wie auch immer«, sagte der König mit einem Lächeln. »Falkann wird nun nach Catharga zurückkehren.«
Doch Hawionn schüttelte den Kopf. »Nein, das wäre zu gefährlich. Er braucht noch ein wenig Ausbildung, und hier auf Camasann ist er sicherer vor Scurrs Meuchelmördern.«
»Ach was«, rief der König selbstsicher. »Mein Sohn ist einer der Sieben, er kann jeden besiegen.«
Doch der Zauberer schüttelte den Kopf. »Er ist noch sehr jung, und bisher hat sich noch kein weiteres von Thondras Kindern gezeigt. Lasst ihn noch eine Zeit lang hier. Außerdem möchte König Greedeon ihn in einigen Jahren zu sich nehmen, und er ist schließlich der Gönner dieser Schule.«
Das Gesicht von König Hylonn verfinsterte sich. Er diskutierte noch eine Weile mit Hawionn, sodass Falkann mal wieder den Eindruck hatte, dass es hier gar nicht um ihn ging. Er war nur ein Spielball zwischen verschiedenen Königreichen, und das missfiel ihm.
»Ich werde bleiben«, rief er plötzlich, und der Zauberer und sein Vater blickten ihn überrascht an.
»Ich brauche wirklich noch ein wenig Ausbildung, und die meisten anderen Krieger verlassen auch erst mit einundzwanzig die Insel«, sagte er fest.
Hawionn machte ein erleichtertes Gesicht, während König Hylonn unwillig wirkte.
»Nun gut«, meinte König Hylonn, machte jedoch einen etwas beleidigten Eindruck. »Bleib noch eine Weile hier, aber falls Scurr noch unverschämter wird und unser Land angreift, dann
Weitere Kostenlose Bücher