Thondras Kinder - Roberts, A: Thondras Kinder
fürchteten und hassten die Jungen, was ihre Kampfeswut nur noch anstachelte. Ihn, Scurr, verehrten sie auf eine ängstliche, unterwürfige Art.
»Heute bekommt jeder Fleisch«, verkündete der König großzügig, und plötzlich wurden Platten mit Wild aufgetragen. »Anschließend werden die Siebzehnjährigen getestet.«
Ariac verzog spöttisch den Mund. Das Wild hatten er und einige andere Jungen erst gestern erlegt. Es war unheimlich großzügig, es jetzt zu verteilen. Doch seit dem letzten Jahreswechsel war dies wohl seine erste nahrhafte Mahlzeit. So hielt er den Mund und aß so viel, dass ihm davon schlecht wurde. Anschließend wurden die erwachsenen Jungen und auch ein Mädchen getestet, aber es war keiner dabei. König Scurr fluchte mal wieder leise in sich hinein wie schon die vielen Jahre zuvor.
KAPITEL 6
Die Rückkehr der Sieben
D ie Kunde, dass eines von Thondras Kindern wiedergeboren war, breitete sich wie ein Lauffeuer in den Königreichen aus. Als Erstes traf König Greedeon auf Camasann ein. Er wurde von einer großen Eskorte zum Schloss geleitet und in das Arbeitszimmer von Zauberer Hawionn geführt. Die Kinder, die hier zur Ausbildung waren, mussten in Reih und Glied stehen und sich vor dem König von Balmacann verneigen, der sie allerdings kaum zu beachten schien. Hocherhobenen Hauptes schritt er durch die Gasse aus Kindern die Treppe hinauf zum Arbeitszimmer des Oberhauptes der Schule. Auch Falkann war bereits anwesend und sehr nervös.
»Thondras Erbe!«, rief der große Mann. König Greedeon war mittleren Alters, durchtrainiert und von beeindruckender Statur. Die dicken, dunkelbraunen Haare trug er ebenso kurzgeschnitten wie seinen Bart. Er war in einen teuren, nachtblauen Mantel mit goldenen Verzierungen gekleidet und packte Falkann mit festem Griff an den Schultern.
»Es freut mich besonders, dass es ein Sohn meines alten Freundes König Hylonn ist.«
Falkann verzog das Gesicht. Er wusste sehr wohl, dass sich sein Vater und der König von Balmacann häufig wegen der unterschiedlichen Besteuerung der Brücke stritten. Jeder warf dem anderen vor, zu viel zu verlangen.
»Was wird nun mit ihm geschehen?«, fragte König Greedeon ernst.
Hawionn hob die Schultern und fuhr sich durch den grauen Bart. »Er wird noch eine Weile hierbleiben und mit seiner Ausbildung fortfahren. Wenn es einen Krieg gibt, wird er mitkämpfen. Er ist nun erwachsen.«
Falkann runzelte missbilligend die Stirn. Es sah nicht so aus, als hätte er etwas mitzuentscheiden.
König Greedeon nickte zufrieden und lächelte Falkann zu.
»Das ist gut, aber in spätestens drei Jahren sollte er zu mir aufs Schloss kommen und alle Länder kennen lernen. Du bist nun eine wichtige Persönlichkeit, Falkann.«
Der grinste halbherzig. Es gefiel ihm überhaupt nicht, eine »wichtige Persönlichkeit« zu sein. Manchmal hatte er schon den Tag verflucht, an dem das Schwert aufgeleuchtet hatte. Andererseits war seine Kampfkunst noch sehr viel besser geworden, seitdem er sein neues Schwert besaß. Es schien einfach zu ihm zu gehören.
»Gut«, sagte König Greedeon erneut mit einem Lächeln. »Wir werden sehen, was die nächsten Jahre bringen.« Dann warf er einen Beutel mit Gold auf den Tisch, den Hawionn rasch an sich nahm. »Ich halte sehr viel von dieser Schule«, fügte der König hinzu und verließ mit seinen zwei Wachen den Raum.
Falkann atmete erleichtert auf und ging zurück zu seinen Freunden, die bereits in einem der kleinen Gemeinschaftsräume des Schlosses auf ihn warteten.
»Na endlich«, rief Rijana, »ich habe gleich Reitunterricht.«
»Was hat er gesagt?«, verlangte Rudrinn zu wissen.
»Nicht sehr viel«, seufzte Falkann, »nur, dass ich in einigen Jahren zu ihm auf das Schloss kommen und die Reiche kennen lernen soll.«
Die anderen nickten wenig befriedigt. Sie hatten sich mehr Neuigkeiten erhofft.
»Wie war er denn?«, wollte Saliah wissen. Auch sie hatte es eilig, denn ihr Unterricht bei Zauberer Tomis hatte bereits begonnen.
Falkann hob die Schultern. »Keine Ahnung, groß, beeindruckend, eigentlich recht freundlich. Ich weiß auch nicht …« Ihn nervte der ganze Wirbel um seine Person. Auch wenn er ein Königssohn war, hier in der Schule war er lange Zeit nur einer von vielen gewesen.
Rijana stand auf und nahm den widerwilligen Rudrinn an der Hand. »Komm, sonst gibt es Ärger.«
Der Piratenjunge erhob sich seufzend und schimpfte, mehr aus Gewohnheit als aus Wut, mal wieder über die Sinnlosigkeit des
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