Thondras Kinder - Roberts, A: Thondras Kinder
Reitens, denn eigentlich machte es ihm sogar Spaß. Doch das hätte er niemals zugegeben. Die beiden liefen zusammen mit Tovion den Berg hinab zu der Ansammlung von Hütten, in der die Pferde untergebracht waren. Atemlos und keuchend kamen sie bei den Stallungen an. Rittmeister Londov saß bereits hoch zu Ross und blickte missbilligend auf die drei jungen Leute. »Für heute haben wir gleich drei Freiwillige, die die Pferde ausmisten und füttern«, sagte er mit seiner harten Aussprache.
Rijana und die anderen stöhnten. Das hatten sie sich schon gedacht. Rittmeister Londov hasste nichts mehr als Unpünktlichkeit. Zehn andere Kinder, darunter auch die kleine Ellis mit ihren dunklen Locken, saßen bereits auf ihren Pferden, und Tovion, Rudrinn und Rijana beeilten sich, ihre zu satteln. Der Rittmeister betrachtete sie mit kritischem Blick und sagte zu Rudrinn, der ohnehin schon ein Gesicht zog: »Und morgen striegelst du alle Pferde in den Stallungen, deines ist nicht sauber.«
Rudrinn öffnete empört den Mund und wollte etwas erwidern, doch dann fiel sein Blick auf die Kruppe des Pferdes, auf der tatsächlich noch Schmutz klebte. Als er den Blick des Rittmeisters sah, machte er seinen Mund rasch wieder zu.
Jede Entgegnung würde ihm nur weitere Arbeiten einbringen. Aber der Rittmeister war fair und verteilte nur dann Strafen, wenn sie auch gerechtfertigt waren.
Im leichten Trab ritten sie durch die Hügel. Die Kinder mussten heute üben, im Galopp aus dem Sattel zu springen und wieder hinauf. Londov war wie immer sehr streng und sehr genau. Er verteilte nur wenig Lob und korrigierte immer wieder. Als der Tag sich langsam dem Ende zu neigte, erlöste er die Kinder.
»Genug für heute. Wer möchte, darf noch zum Strand reiten, danach werden die Pferde ordentlich für die Nacht vorbereitet.« Dabei sah er vor allem Rudrinn und seine beiden Freunde an.
Rijana blickte abenteuerlustig auf den nicht weit entfernten Sandstrand. »Wollen wir?«, fragte sie fröhlich.
Tovion stimmte gleich zu, doch Rudrinn sträubte sich erwartungsgemäß.
»Jetzt komm schon«, verlangte Rijana und trieb ihre kleine fuchsfarbene Stute an. Tovion setzte ihr nach und schließlich auch Rudrinn. Die drei Freunde jagten über den langen Sandstrand, der sich um die halbe Insel zog. Lachend galoppierten sie ein paar Mal hin und her. Immer wieder überholten sie sich gegenseitig, und selbst auf Rudrinns Gesicht erschien ein Lachen. Dann, es war schon beinahe finster, ritten sie langsam durch die Hügel zurück. Rijana schloss einen Augenblick lang die Augen. Es roch hier so gut, nach Meer, Herbst und geerntetem Gras. Jetzt dachte sie kaum noch an ihr früheres Dorf. Hier auf Camasann hatte sie eine Heimat gefunden, und es war ihr nie besser gegangen. Sie hatte Freunde, die sie akzeptierten, Lehrer, die sie mochten, und die dicke Birrna war für Rijana wie eine Mutter, wie wohl für die meisten Kinder. Selbst Rudrinn war zufrieden, auch wenn er es selten zugab. Doch auch er dachte kaum noch an das Leben als Pirat zurück, obwohl er immer wieder verkündete,
dass er in drei Jahren die Insel verlassen würde. Der ruhige Tovion, der noch nicht sehr lange mit dabei war, fühlte sich ebenfalls wohl. Hier konnte er Lesen und Schreiben lernen, etwas, das ihm sehr wichtig war. Das hatte sein Vater, der Schmied, der zwar ein gutmütiger, aber doch eher einfacher Mann war, nie verstehen können. Tovion vermisste seine Familie, aber hier hatte er etwas anderes, ebenfalls sehr wichtiges gefunden. Er war ein guter Schwertkämpfer und Bogenschütze, und mittlerweile ritt er auch hervorragend. Tovion war von den sechs Freunden der kluge und ruhige Denker, den alle mochten.
Einige Tage später reiste König Hylonn von Catharga mit seinem Gefolge an.
Falkann war ein wenig nervös, doch er freute sich auch. Seit über sechs Jahren hatte er seinen Vater nicht mehr gesehen, der nur einmal nach Camasann gekommen war, seitdem Falkann dort ausgebildet wurde. Mit einer Eskorte von vierzig Kriegern, welche alle die blauen Umhänge mit dem Greifen, der über einem Felsmassiv schwebte, trugen, näherte sich der König dem Schloss. Sein jüngerer Sohn Hyldor begleitete ihn.
Zauberer Hawionn begrüßte den König noch vor dem Tor und verbeugte sich tief. »Herzlich willkommen. Ich hoffe, Ihr hattet eine gute Reise.«
König Hylonn nickte und blickte zu den hohen Mauern des Schlosses auf, in dem er selbst seine Kindheit und Jugend verbracht hatte.
Dann stieg er von
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