Thondras Kinder - Roberts, A: Thondras Kinder
passiert.«
»Ich bin doch kein Hund«, knurrte Falkann und setzte sich.
König Greedeon fuhr zu ihm herum und sagte mit stechendem Blick: »Vergiss nicht, dass ich diese Schule finanziere und dass ihr nur durch mich zu so großartigen Kriegern ausgebildet worden seid.«
»Ich dachte, das würde uns im Blut liegen«, erwiderte Falkann
herausfordernd. Er war noch immer wütend wegen des Soldaten.
»Ich will jederzeit wissen, wo ihr seid!«, wiederholte der König gefährlich leise und auch ein wenig drohend.
Alle blickten etwas betreten in die Runde. Keiner wusste, was er sagen sollte. Doch dann wurde der König urplötzlich wieder sehr freundlich. »Aber nun esst, ihr seid jung und braucht Kraft.« Damit verließ er festen Schrittes den Raum.
»Und?«, fragte Broderick Falkann leise und nickte unauffällig zu Rijana hinüber, die nachdenklich auf den Obstteller vor sich blickte.
Falkann schnaubte nur und winkte ab.
Später fand das alltägliche Schwertkampftraining statt, doch Falkann war so unkonzentriert, dass er von Tovions Schwert am Kopf gestreift wurde und zum Heiler gebracht werden musste. Nachdem Rijana in den Baderäumen gewesen war, lief sie in einem frischen Kleid Broderick über den Weg. Er hatte sich gerade noch etwas zu essen aus der Küche holen wollen.
»Ist alles in Ordnung mit Falkann?«, fragte Rijana.
Broderick grinste. »Sein Kopf ist noch dran, falls du das meinst.«
Sie schnaubte. »Was ist denn eigentlich los mit ihm?«
»Weißt du das wirklich nicht?«, fragte er ungläubig.
Sie schüttelte mit absolut unschuldigem Gesicht den Kopf. Broderick seufzte und zog Rijana am Ärmel ihres Kleides hinaus in den warmen Frühlingstag. Er drückte sie auf die von der Sonne gewärmten Steine am Rand eines sprudelnden Brunnens.
»Also, bevor er sich noch aus Versehen umbringt, sage ich es dir«, meinte Broderick seufzend, dann blickte er sie eindringlich an. »Aber du darfst nichts verraten!«
Sie nickte und wusste gar nicht, auf was Broderick hinauswollte.
»Er ist verliebt.«
»In wen?«, fragte Rijana mit großen Augen.
Broderick schüttelte lachend den Kopf.
»Na in dich, du Dummkopf! Selbst du musst doch gemerkt haben, wie er dich ansieht.«
Rijana schluckte, wurde abwechselnd rot und bleich und schnappte nach Luft. Nie hatte sie ernsthaft daran gedacht, dass Falkann, der Prinz aus Catharga und noch dazu der Älteste und mit Abstand der Bestaussehende der vier, sich in sie verliebt haben könnte.
»Das kann nicht sein«, stammelte sie.
Broderick lachte. »Aber warum denn nicht?«
»Weil, weil … na ja, ich meine, im Vergleich zu Saliah bin ich doch …«, sie verzog das Gesicht, »vollkommen unscheinbar.«
Nun sah Broderick reichlich perplex aus. Er schüttelte den Kopf, zog sie wieder auf die Füße und zurück ins Schloss hinein. Wortlos führte er sie durch die hallenden Flure und stellte sich mit ihr vor einen hohen, mit Goldblumen verzierten Spiegel.
»So, und jetzt sag mir mal bitte, was an dir unscheinbar sein soll?«
Rijana nahm eine Haarsträhne in die Hand und sagte, eine Grimasse schneidend: »Die haben die Farbe von Kuhkacke.«
Broderick zwickte sie in die Nase. »Du bist unmöglich! Meine Güte, Rijana, wenn ich nicht ein Mädchen in Errindale hätte, würde ich dich auf der Stelle heiraten!«
Sie blickte ihn verwirrt an. »Blödmann«, sagte sie verlegen, »Saliah ist viel hübscher.«
Broderick schüttelte den Kopf. »Sicher, Saliah ist wunderschön, aber das bist du auch, eben nur auf eine andere Art. Man kann ja auch nicht einen Schwan mit einem Wildpferd vergleichen, oder? Saliah ist eben durch und durch eine Lady, und du, du bist eben eher eine, wie soll ich sagen? Ein Naturkind, aber deswegen bist du genauso hübsch.«
»Ach was«, sagte Rijana und ging mit hochroten Wangen auf ihr Zimmer zurück. Doch sie grübelte eine lange Zeit nach. Dann hatte Falkann also doch versucht sie zu küssen, und wenn sie mit sich ehrlich war, war das sogar ein ganz schönes Gefühl.
Zum Abendessen bürstete sie sich die Haare besonders lange und band sie mit einem blauen Seidenband nach hinten. Dann lief sie noch rasch zu dem großen Spiegel und betrachtete sich darin.
Meine Haare sind einfach nicht so glatt und so schön blond wie die von Saliah, dachte sie kritisch, außerdem bin ich kleiner als sie und überhaupt …
Sie wandte sich schnaubend ab, und sie konnte sich wirklich nicht vorstellen, dass Falkann etwas an ihr fand.
Aus einer Nische heraus
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