Thondras Kinder - Roberts, A: Thondras Kinder
wenn man eine davon abbekommt.«
Worran machte den Käfig auf und rannte dann, so schnell er konnte, den Berg hinauf. Ein etwa drei Fuß langes Wesen kam aus dem Käfig gekrochen. Die Feuerechse sah beinahe aus wie ein kleiner Drache mit ihren spitzen Zähnen, der schuppigen Haut und den vielen langen Stacheln, die aus ihrem Rücken herausragten.
Fauchend ging das Wesen auf Ariac los, der nach dem Kopf
der Feuerechse schlug, doch diese war unglaublich wendig und griff immer wieder mit boshaften Zischlauten an. Auch dem peitschenden Schwanz musste Ariac aus dem Weg gehen. Ein paar Mal wurde er getroffen, sodass er bereits drei lange Stacheln im Bein stecken hatte, bevor es ihm endlich gelang, der Feuerechse den Kopf vom zuckenden Körper zu trennen. Jetzt, wo die Anspannung nachließ, brannte sein Bein wie Feuer. Mit zusammengebissenen Zähnen zog er die Stacheln heraus.
»Wäre es eine ausgewachsene Echse gewesen, würdest du nicht mehr allzu lange leben«, sagte der Ausbilder gefühllos und deutete auf die langen Stacheln. »Ich wünsche dir eine angenehme Nacht. Du hast heute Wache auf dem Turm.« Damit verschwand er leise vor sich hin lachend durch die geheimen Schluchten zurück in Richtung Schloss.
Ariac folgte etwas langsamer. Nicht nur dass sein Bein unheimlich schmerzte, er war auch inzwischen zu Tode erschöpft. In einem der eiskalten Gebirgsbäche wusch er sich den Schmutz und den Schweiß des anstrengenden Tages herunter. Dann humpelte er langsam zum Schloss. Man sah zwar in der Dunkelheit niemanden, doch er wusste, dass überall Wachen standen, die ihn beobachteten. Doch mittlerweile hatte er gar nicht mehr das Bedürfnis zu fliehen, er wollte nur eines: endlich gegen die Krieger aus Camasann kämpfen, die seinen Clan ausgelöscht hatten.
Vom Grunde der Schlucht aus schleppte er sich die vielen, grobbehauenen Stufen empor zum Tor, wo mehrere bewaffnete Soldaten standen. Ariac war schwindlig, sein Kopf schmerzte, und sein Bein pochte unerträglich. Das musste von den Stacheln der Echse kommen. Er biss die Zähne zusammen und lief durch die große Eingangshalle. Er wollte zumindest noch rasch in sein Zimmer gehen und sich frische Kleidung holen, bevor er mit der Nachtwache begann. Er sah, wie König Scurr mit einem fremden Mann aus seinem Arbeitszimmer
kam. Es war ein mittelgroßer Mann, der seine spärlichen, fettigen Haare nach vorne in seine Stirn gekämmt hatte. Er wirkte sehr unterwürfig und nervös. Während er redete, verbeugte er sich immer wieder hektisch vor dem großen, hageren und durchaus furchteinflößenden König.
Ariac nickte dem König nur flüchtig zu. Eine Angewohnheit, die diesen heimlich sehr ärgerte, denn Ariac zollte ihm noch immer nicht die Achtung, die er sich erwünscht hatte.
»Es wird alles geschehen wie vereinbart«, sagte König Scurr mit seiner leisen, aber durchdringenden Stimme. Damit verabschiedete er seinen Gast, der rasch wie ein Schatten durch das Tor verschwand.
Ariac machte sich darüber keine großartigen Gedanken. Er zog sich in seinem Zimmer um und stieg schwerfällig den Turm hinauf, um einen der anderen Soldaten abzulösen. Obwohl es Frühsommer war und es selbst hier oben immer stickig und warm war, fror Ariac. Zitternd wickelte er sich in seinen Umhang und hoffte darauf, dass die Nacht bald vorüber sein würde.
Als er in der Morgendämmerung von einem älteren Soldaten abgelöst wurde, konnte er kaum noch laufen. Das Fieber kam und ging in Schüben, sein Kopf drohte zu zerspringen, und sein Bein war entzündet. Der Soldat betrachtete ihn kritisch, ging dann jedoch zu seinem Posten, ohne Ariac weiter zu beachten. Ariac stolperte die enge Wendeltreppe hinunter und ließ sich in seinem Zimmer auf sein Bett fallen. Obwohl er durstig war, hatte er nicht mehr die Energie, sich den Wasserkrug zu nehmen, der auf dem kleinen Holztisch stand.
König Scurr wunderte sich, dass Ariac nicht wie sonst zum gemeinsamen Frühstück erschien. Darauf bestand der König, seitdem Ariac hier auf der Burg war. Scurr rief Morac zu sich, der nun auch auf dem Schloss diente und gerade im Thronsaal Wache stand. Der einst grobknochige und sehr
große Junge war zu einem gewaltigen Mann herangewachsen. Er stand einem Ork in nichts nach.
»Mein König«, sagte er zackig und salutierte.
»Weißt du, wo Ariac ist?«, fragte der König.
»Nein, mein König«, antwortete Morac und knirschte mit den Zähnen. Dass gerade Ariac einer der Sieben war, wurmte ihn besonders. Morac
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