Thondras Kinder - Roberts, A: Thondras Kinder
rief er und drehte sie
im Kreis. Rijana trommelte so lange auf seinen Rücken, bis er sie herunterließ.
Falkann betrachtete die Szene von weitem mit gerunzelter Stirn – was er sah, gefiel ihm überhaupt nicht. Er hörte König Greedeon gar nicht mehr richtig zu, der über die Probleme in Catharga und die Verhandlungen mit Falkanns Vater sprach. Falkann wusste selbst nicht, was mit ihm los war. Er hatte Rijana schon immer gerngehabt. In den ersten Jahren auf Camasann war er ihr Mentor gewesen, aber sie war für ihn immer nur das niedliche kleine Mädchen. Doch jetzt war sie zu einer wunderhübschen jungen Frau herangewachsen. Er hatte sich in sie verliebt.
»Rudrinn, du bist ein fürchterlicher, ungehobelter Pirat!«, rief Rijana, nachdem sie endlich wieder am Boden war und sich die Haare aus dem geröteten Gesicht strich.
»Ja, und ich bin stolz darauf«, erwiderte Rudrinn und streckte seine Brust raus. Rijana piekste ihn mit dem Finger in die Seite und rannte lachend in Richtung Schloss. Rudrinn holte sie nach wenigen Schritten ein, doch sie stellte ihm ein Bein, sodass er mit überraschtem Gesicht zu Boden fiel. Kurz darauf erhob er sich mit empörtem Blick und rieb sich das Schienbein.
»Du bist auch nicht besser. Du würdest eine hervorragende Piratin abgeben.«
Sie grinste frech, stemmte die Hände in die Hüften.
»Nein«, sagte sie bestimmt, »auf dem Meer fühle ich mich nicht so richtig wohl.«
Rudrinn seufzte wehmütig. »Manchmal vermisse ich das sehr!« Er blickte nachdenklich in die Ferne. »Einfach frei und ohne Verpflichtungen über das Meer segeln zu können …«
Rijana lächelte Rudrinn verständnisvoll zu, bevor sie gemeinsam zum Schloss gingen. »Sag mal, Rudrinn, an was erinnert dich das Schloss?«, fragte Rijana plötzlich und blieb zwischen zwei riesigen Kastanienbäumen stehen.
Rudrinn runzelte die Stirn. »Das frage ich mich auch schon die ganze Zeit, komisch, dass es dir auch bekannt vorkommt.« Er blickte sie auffordernd an.
Rijana lächelte. »Ich bin zuerst auch nicht drauf gekommen, aber dann ist es mir plötzlich eingefallen. Kannst du dich noch daran erinnern, wie Brogan uns gefunden hat und wir einfach in den Wald geritten sind?«
Rudrinn verzog das Gesicht zu einer Grimasse, denn der Zauberer hatte sie damals ziemlich heruntergeputzt. Doch plötzlich durchfuhr es ihn: »Das Schloss! Das Schloss auf dem Hügel mitten im Wald. Meine Güte, du hast Recht! Daran hat es mich die ganze Zeit erinnert«, rief er aus.
Rijana nickte zufrieden. Ihre Vermutung war also doch richtig. »Dieses Schloss ist gewaltig und edel, aber irgendwie ist es nicht so perfekt wie das im Wald, oder?«
Rudrinn nickte zustimmend. Er hatte lange nicht mehr an dieses wunderschöne und verwunschen wirkende Gebäude gedacht.
»Komisch eigentlich, Brogan hat uns nie erzählt, warum er damals so wütend war.«
Rijana zuckte die Schultern. »Vielleicht finden wir das noch heraus. Jetzt bin ich auf jeden Fall erst mal froh, dass wir alle zusammenbleiben können.«
Rudrinn grinste und zwinkerte ihr zu. »Nur Nelja fehlt leider. Der arme Tovion, der hat jetzt wohl Liebeskummer. Er hat Nelja so viele Briefe geschrieben, aber sie hat nie geantwortet.«
»Komisch«, erwiderte Rijana überrascht. »Nelja hat sich wirklich Gedanken gemacht, ob er noch an sie denkt.« Dann grinste sie frech. »Und, hast du ein Mädchen?«
Rudrinns Gesicht nahm die Farbe einer überreifen Tomate an, bevor er sich räusperte und verlegen zu Boden blickte. »Nein, wie kommst du denn darauf?«
Sie grinste breit und piekste ihn in die Seite. »Na los, komm
schon, wer ist sie? Eine der Dienerinnen?« Sie hob die Augenbrauen. »Oder etwa eine der Edeldamen?«
Rudrinns Gesicht wurde noch röter, dann riss er sich jedoch zusammen und hob sie erneut hoch. »Du bist meine einzige wahre Liebe, edle Dame aus Grintal.«
Rijana lachte nur laut und zappelte, um wieder runterzukommen.
»Du kannst mir nichts vormachen«, sagte sie grinsend. »Ich werde es schon noch herausbekommen.«
Nach dem Mittagessen mussten die sechs Freunde einen äußerst ermüdenden Empfang mit einer Menge Lords und Ladys über sich ergehen lassen. Alle wollten das neue Mitglied persönlich kennen lernen. Rijana war das alles allerdings nur furchtbar peinlich.
Eine Lady mit hoch aufgetürmten Haaren und einem dürren, ausgezehrten Gesicht unterhielt sich gerade, affektiert an ihrem Wein schlürfend, mit Rijana, die kaum etwas sagte, doch Lady Zelena schien
Weitere Kostenlose Bücher