Thondras Kinder - Roberts, A: Thondras Kinder
halten. Ich habe bereits Hilfe aus Camasann angefordert, aber auch unsere Männer werden kämpfen müssen.«
Dabei warf er besonders den sechs Freunden einen auffordernden Blick zu. Vielleicht hätte er sie noch gar nicht benötigt, aber es wurde Zeit, dass sie ihre Qualitäten unter Beweis stellten.
»Ist unser Land wirklich in Gefahr?«, fragte Lord Regold, ein arroganter Mann, der als Geizhals bekannt war und äußerst ungern einen Finger krumm machte.
»Die Ernte wird auch in diesem Herbst schlecht ausfallen. Alle Länder sind von den Stürmen des Winters beeinträchtigt
worden. Scurr wird es ebenfalls nicht viel besser ergangen sein und plündert nun, was er kriegen kann.«
»Gut, wirr werrrden kämpfen«, knurrte Lord Nasrann, der ursprünglich aus Errindale stammte und in einem starken Dialekt sprach. Sein Gesicht war unter dem dichten, schwarzen Bart kaum zu erkennen. Er war einer der wenigen hohen Herren, die gelegentlich auch mal selbst das Schwert schwangen.
»Morgen werden wir aufbrechen«, befahl König Greedeon. »Vor dem Donnergebirge sammeln wir uns. Ich hoffe nur, dass die Krieger aus Camasann bald eintreffen werden.«
Aufgeregtes Getuschel war nun zu hören, das den ganzen Abend nicht mehr verstummte. Es wurde nur noch über die bevorstehende Schlacht geredet.
»Dann wird es jetzt also ernst«, meinte Tovion und strich über das Schwert, das an seiner Seite hing.
»Und ausgerechnet jetzt ist meines auf Camasann«, sagte Falkann und verzog das Gesicht. »Und dann müssen wir auch noch gegen Orks kämpfen.«
»Wir haben bereits gegen Orks gekämpft, es wird schon gut gehen«, meinte Broderick.
»Wir aber nicht«, wandte Saliah ein, und Rijana und Tovion nickten zustimmend.
»Orks sind nicht so schlimm«, warf Rudrinn ein. »Sie sind zwar kräftig, aber auch dumm. Man kann sie leicht überlisten.«
Falkann nahm Rijana in den Arm. »Wir passen schon auf euch auf.«
Saliah warf Endor, dem jungen Soldaten, in den sie verliebt war, einen verzweifelten Blick zu. Er würde bereits heute Nacht aufbrechen müssen.
In dieser Nacht dauerte es lange, bis alle endlich in ihren Betten schliefen. Wohl eine der letzten Nächte, die sie so komfortabel
verbringen würden. Doch noch vor dem Morgengrauen wachte das ganze Schloss beinahe gleichzeitig auf, denn plötzlich bebte die Erde, und selbst die Mauern des massiven und gewaltigen Schlosses wurden erschüttert.
Rijana schoss in ihrem Bett auf und hielt sich erschrocken an einem der vergoldeten Pfosten fest. Sie hatte keine Ahnung, was das war. Von überall her ertönten aufgeschreckte Stimmen, und Schritte waren auf den Gängen zu hören. Doch sie war nicht in der Lage sich zu rühren. Es klopfte an ihrer Tür.
»Rijana, ist mit dir alles in Ordnung?«, erklang Falkanns Stimme.
»Ja«, rief Rijana ängstlich.
Er rüttelte an der Tür, doch die war von innen verschlossen.
»Na los, mach auf«, verlangte er.
Rijana stieg vorsichtig aus dem Bett und fiel beinahe hin, als die Erde erneut erbebte. Endlich war sie an der Tür, und Falkann hielt sie beide am Türrahmen fest. Dann nahm er sie in den Arm, und Rijana fragte ängstlich: »Was ist das?«
»Ein Erdbeben«, antwortete er. »In Catharga habe ich so etwas öfters erlebt. Es dauert normalerweise nicht sehr lange.«
Aufgeregte Diener liefen umher. Eine Menge Glas und einige Lampen waren zu Bruch gegangen, aber ansonsten war wohl das Meiste heil geblieben.
Falkann führte Rijana zum Bett und legte ihr eine Decke um die Schultern.
»Meinst du«, fragte sie immer noch erschüttert, »dass das ein schlechtes Omen war?«
Falkann schüttelte entschieden den Kopf, aber so sicher war er sich da selbst nicht.
Zu dieser Zeit ruderte Ariac mit König Scurr und einigen Blutroten Schatten über das Meer. Sie hatten nur ein kleines
Boot ohne Segel, damit sie unerkannt an der Küste landen konnten. Ariac hatte gar nichts davon mitbekommen, dass König Scurr bereits im Frühling über fünfhundert Soldaten auf die Reise nach Balmacann geschickt hatte. Orks und Trolle waren über die nördlichen Gebirge geschickt worden. Mit Ariac hatte Scurr bis zuletzt gewartet, denn ihn wollte er nicht über Land schicken, am Ende wäre er noch auf Steppenleute getroffen.
Ariac tauchte sein Ruder mit kräftigen Schlägen in das dunkle Wasser. Langsam näherten sie sich der Küste.
Endlich war der Zeitpunkt gekommen, an dem er sich rächen konnte. Endlich konnte er gegen die kämpfen, die sein Volk getötet
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